Er ist der Fernseharzt der Nation: Schauspieler Hans Sigl. Privat hat der 52-Jährige eine klare Haltung zum Thema Impfen in Zeiten von Corona und teilt sie auch im Internet. Die zunehmende Aggressivität von Coronaleugnern, Verschwörungstheoretikern und Impfgegnern findet er besorgniserregend, wie er im Interview der Deutschen Presse-Agentur sagt. "Der Bergdoktor" - seine Paraderolle im ZDF - würde sicher auch impfen, meint er. Jedoch ist die Pandemie in die beliebte Familienserie nicht eingebaut worden.
Frage: Sie stehen seit vielen Jahren in der Öffentlichkeit, in der Yellow Press, in den sozialen Netzwerken. Wie gehen Sie damit um?
Antwort: Mit viel Humor. Ich brauche auch gerade im Moment viel Humor, weil ich mich ja sehr dezidiert für das Impfen stark mache und das auf den Social Media Kanälen auch teile. Anfeindungen finden hier virtuell statt. Der Gegenwind wird härter und stärker. Das nimmt man gerade im Moment sowieso wahr. Also sprich: Fackelaufmärsche bei Politikern und in Österreich müssen Impfzentren von den Security-Mannschaften bewacht werden et cetera.
Frage: Richten sich die Anfeindungen dann gegen den "Bergdoktor"?
Antwort: Naja, manche haben offenbar den Reality Check noch nicht ganz vollzogen. Die sagen: Der "Bergdoktor" ist so lieb, aber dass Sie privat so eine Meinung haben und dass Sie fürs Impfen sind?! Da sage ich: So schnell kann es gehen, dass man erkennt, dass ein Schauspieler ein Schauspieler ist und kein "Bergdoktor". Aber so ist das.
Frage: Wobei vermutlich auch der "Bergdoktor" fürs Impfen wäre...
Antwort: Ich wollte grad sagen: Der "Bergdoktor" würde rund um die Uhr impfen.
Frage: Wie bringen Sie sich in die Impf-Debatte ein?
Antwort: Ich teile auf Facebook einfach Informationen, Statistiken und wissenschaftliche Fakten. Das ist alles. Ich bin nur Multiplikator. Dazu stehe ich und dazu nutze ich meine Reichweite. Es gibt natürlich auch viel Zustimmung. Aber wie gesagt, die Gegner werden radikaler. Es macht ein bisschen Angst und besorgt mich, zu sehen, was da in unserer Gesellschaft entsteht.
Has Sigl: Corona war für Kultur wie eine Lupe
Frage: Die Corona-Pandemie hat einige Probleme offengelegt.
Antwort: Ja, das war auch letztes Jahr schon so beim Thema Kultur, dass Corona wie eine Lupe war, für etwas, was an Schräglage schon lange in der Kulturgesellschaft vorhanden war. Also dass Kultur als nicht systemrelevant gilt, Budgets gekürzt werden und so weiter. Dann kam die Pandemie und hat diesen Konflikt wie mit einem Vergrößerungsglas gezeigt.
Frage: Das setzt sich jetzt fort?
Antwort: Genau. Dasselbe passiert auch politisch-gesellschaftlich, dass man auf diese Hetzer, Verschwörer, Schwurbler und vor allem auch rechtslastigen Menschen noch mehr achtet und dass sie wie mit der Lupe vergrößert werden. Aber wenn man diese 10 oder 15 Prozent mal wegnimmt, dann läuft es ja eigentlich ganz gut. Natürlich kann man über politische Maßnahmen gerne stundenlang diskutieren. Da sind bestimmt auch Fehler gemacht worden. Aber der grundsätzliche Ansatz ist natürlich ein richtiger.
Frage: Der Ernst der Lage scheint bei vielen noch nicht angekommen zu sein.
Antwort: Man weiß ja nicht mehr, was noch alles passieren soll. Und wenn dann in Österreich von der FPÖ Pferdeentwurmungsmittel empfohlen wird, und das tatsächlich Menschen tun, dann fällt einem nichts mehr ein. Aber auch da muss man mit Gelassenheit und Ruhe agieren.
Zur Person: Der österreichische Schauspieler Hans Sigl (52) ist seit 15 Jahren in der Rolle des "Bergdoktor" im ZDF zu sehen. Die Serie erreicht regelmäßig um die sieben Millionen Zuschauer. Bekannt ist er auch aus Krimirollen, zudem steht er mit Live-Programmen auf der Bühne. Hans Sigl lebt in Oberbayern.