Der Freitagabend (7. Januar, 20:15 Uhr) steht im Ersten im Zeichen einer irischen Gemeinde, die zwei Deutsche für einen Englischkurs aufnimmt. In "Sprachlos in Irland" mimt Schauspielerin Andrea Sawatzki die Perfektionistin Connie, die sich beruflichen Herausforderungen stellen muss und kurzerhand perfektes Business Englisch sprechen soll.
Völlig aufgelöst findet die Chefsekretärin kurzfristig einen Englischkurs an der irischen Westküste und trifft dort nicht nur auf die exzentrische Sprachlehrerin Gillian (Claire O'Donovan), sondern auch auf ihren Mitschüler Max (Götz Schubert). Der Lebenskünstler tickt total anders als die ordnungsliebende Connie.
Andrea Sawatzki im Interview
TVSPIELFILM.de: Frau Sawatzki, Ihre Rolle Connie ist eine Perfektionistin. Wie äußert sich das bei ihr konkret?
Andrea Sawatzki: Connie glaubt von sich, alles im Griff zu haben, wenn sie sich streng an die sich selbst auferlegten Regeln und Vorschriften hält. Sie ist ein kleiner Roboter, der die täglichen Pflichten äußerst pflichtbewusst abarbeitet. Da bleibt jeglicher Spaß auf der Strecke und auch, dass die Ehe schon lange festgefahren ist und im immer gleichen Modus funktioniert, fällt Connie nicht weiter auf.
Dass sich das Leben jedoch nicht beschneiden und eingrenzen lässt, merkt sie spätestens, als sie aus ihrem gewohnten Umfeld gerissen wird und sich in der 'freien Wildbahn' wiederfindet. Das mag ich sehr, dass sie da richtig durchgeschüttelt wird und an ihre Grenzen gerät.
In Irland will Connie in einem Intensiv-Kurs schnell Englisch lernen. Wie steht's denn um Ihre eigenen Fremdsprachenkenntnisse? Können Sie Connies Sorgen verstehen?
Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass eine Sprache sich in Nichts auflöst, wenn man sie nicht regelmäßig auffrischt. Mein Schulenglisch hätte ich bis auf einige Grundpfeiler vergessen, wenn ich nicht ab und zu im privaten oder beruflichen Umfeld die Möglichkeit gehabt hätte, meine Vokabeln aufzufrischen. Connie ist im Schulenglisch stecken geblieben. Also kann sie quasi nichts mehr.
"Die bekloppte Deutsche, die ein Kilo Eier kaufen will ..."
Der Film besticht zu Beginn mit sehr viel Situationskomik, da viele Sprachfettnäpfchen zu chaotischen Situationen führen. Wann wurden Sie zuletzt so richtig falsch verstanden und wie haben Sie reagiert?
Ich habe mal auf einem Markt in Spanien das spanische Wort für Weintrauben, also ´úvas´ nicht gewusst, beziehungsweise war ich sicher, dass das Wort für Weintrauben ´huevos´ sei. ´Huevos´sind aber Eier. Ich bestellte also ein Kilo huevos . Der Verkäufer sagte immer wieder ´no´, er hätte keine ´huevos´. Ich wurde etwas ungeduldig, weil ich die Weintrauben ja vor mir sah, der Verkäufer wurde auch ungeduldig, weil er keine Eier hatte, zumindest nicht in der Auslage. Irgendwann kam ein Kollege von ihm dazu und klärte uns auf. Am Ende war es lustig. Die bekloppte Deutsche, die ein Kilo Eier kaufen will ...
Ihr Kollege Götz Schubert spielt Max, der das komplette Gegenteil von Connie zu sein scheint. Welche Rolle spielt Max bei der Wandlung von Connie?
Für Connie ist Max ein Außerirdischer. Jemand, der die Regeln nicht begriffen hat. Jemand, der alle demokratischen Grundfesten erschüttert, weil er sich nicht an gesellschaftliche Regeln hält. Für Connie ist Max schon beinah ein Terrorist, potenziell gefährlich. Aber auch in Connie schlummert eine nie von ihr gesehene 'kriminelle Energie'. Die schlägt Connie in ihren Bann. Verbotenes hat immer seinen Reiz.
Der Film wurde an der irischen Westküste gedreht. Welche Beziehung haben Sie zu Irland und wie haben Sie Land und Leute wahrgenommen?
Ich habe die Zeit in Irland sehr genossen. Ich liebe die irische Landschaft, die verschiedenen Grüntöne der Wiesen, auf denen glückliche großäugige Kühe grasten, die Meeresbrandung. Bei Ebbe gab es immer kleine Pools in den Felsen, aus denen das Meer nicht abfloss, da konnte man herrlich drin baden ohne Gefahr zu laufen, von der Strömung fortgerissen zu werden. Die Iren sind die kälteunempfindlichsten Menschen, die ich je erlebt habe. Ich hatte das Gefühl, je kälter es wurde, um so weniger hatten sie an. Sie gehen übrigens auch bei Minustemperaturen ins Meer. Das ist eine Art Volkssport, sogar die Kinder machen da schon mit. Im Grunde müssten die Iren alle über Hundert werden so, wie sie ihren Kreislauf trainieren. Auch sind sie super offen und herzlich, lieben es, zu feiern und zu singen, haben unglaublichen Humor. Ich fand es herrlich dort.
Deshalb brauchte es eine Stuntfrau
Der Film – das darf verraten werden – hat ja auch etwas Action. Ihre Rolle wagt den Sprung von einer Klippe zunächst nicht. Später möglicherweise schon. Dürfen Sie verraten, ob Sie selbst gesprungen wären bzw. sind?
Ich hatte es vor. Mit Sturzhelm, dachte ich, sei das doch ein Pappenstiel. Als ich dann auf der Klippe stand und zehn Meter in den Abgrund blickte, war es mit meinem Selbstbewusstsein vorbei und ich habe diesen Job an die Stuntfrau weitergegeben. Fünf Meter würde ich gerade noch schaffen, aber zehn Meter sehen höllisch aus.
Der Film läuft jetzt Anfang Januar 2022. Was nehmen Sie sich ganz persönlich für das neue Jahr vor?
Gesund bleiben und meine Arbeit gut machen.
Was haben Sie 2021 gelernt?
Dass es in einer Gesellschaft nur mit einem 'Miteinander' funktionieren kann. Dass Dummheit jedoch, traurig, das sagen zu müssen, letztlich siegt oder zumindest dazu führt, dass man sich mit dieser Dummheit monatelang auseinandersetzen muss, ohne, dass sich tatsächlich etwas ändert. Ich beziehe diese Aussage ganz bewusst auf die Coronaleugner, die Impfverweigerer, die anscheinend noch nie davon gehört haben, dass man sich in der jetzigen Situation gegenseitig unter die Arme greifen sollte, anstatt im Weg zu stehen.
Vielen Dank für das Interview!
"Sprachlos in Irland" läuft am 7.01. um 20:15 Uhr im Ersten.