Sechs Folgen sollen die Wartezeit zwischen der zehnten und der elften Staffel von "The Walking Dead" überbrücken. Einblicke gab es so bereits in die Rückkehr von Maggie und sogar in das Liebesleben des sonst eiskalten Daryl. Für Zusatzkapitel Nr. 3 werden zwei Charaktere mit geringerem Fanfavoriten-Status in den Vordergrund gerückt. Was jedoch als simpler Spaziergang von Gabriel und Aaron beginnt, wird zu einer der fesselndsten Folgen, welche die Serie seit Langem abgeliefert hat. Achtung, es folgen SPOILER zur neuen Folge "The Walking Dead".
Eine Wildschwein-Jagd mit Folgen
Recht gemächlich beginnt die Folge mit Gabriel und Aaron, die schon seit zwei Wochen außerhalb von Alexandria unterwegs sind, um Nahrung aufzuspüren. Mit einer aufziehbaren Küchenuhr werden Zombies aus ihren Verstecken gelockt, und mit grimmiger Miene untersucht Ex-Pfarrer Gabriel einige Leichen. Als sie auf ein verlassenes Lagerhaus treffen, hoffen sie, endlich etwas zu finden. Tatsächlich ist dort nicht alles so verlassen, wie es scheint. Ein Wildschwein wurde in einem der Räume eingesperrt, aus einem Stapel von Bibeln wurden verschiedene Seiten rausgerissen. Sie handeln blitzschnell: Es gelingt ihnen, das Wildschwein zu erlegen und durch einen Alkoholfund beschließen sie, einen Kartenspiel-Abend zu veranstalten.
Sie betrinken sich und Aaron unternimmt einen Versuch, Gabriel wieder zum Pfarrersein zu überreden. Doch der hat seinen Glauben verloren. Er erinnert sich an die Lektion seines alten Mentoren, dass ein echter Pfarrer immer für seine Gemeinde da sein muss. Und von Menschen hält Gabriel praktisch nichts mehr: "Böse Menschen sind nicht die Ausnahme, sie sind die Regel", sagt er. Spätestens hier ist jedem Zuschauer klar, dass diese Folge eine ungute Richtung nehmen wird. Gabriel soll schließlich Recht behalten: Als er am nächsten Morgen erwacht, fehlt von Aaron jede Spur. Stattdessen steht ihm ein mysteriöser Fremder mit vernarbtem Gesicht und großem Gewehr in der Hand gegenüber. Und das Allerschlimmste dabei: Er ist ein Terminator.
"Terminator"-Star bei "The Walking Dead"
Kleiner Spaß – aber genau das werden sich viele Zuschauer denken, wenn sie Aarons Entführer zu Gesicht bekommen. Termy, wie der Mann sich nennt, wird schließlich von Robert Patrick gespielt, der einst in "Terminator 2: Tag der Abrechnung" Jagd auf Arnold Schwarzenegger machte. Sein T1000 gehört zu den einprägsamsten Schurken des Actionkinos – und auch in "The Walking Dead" verursacht er von der ersten Sekunde an ein ungutes Gefühl. Er ist wütend, dass Gabriel sein Schwein getötet hat – und er gesteht, die ganze Party-Nacht belauscht zu haben, ehe er nachts Aaron bei einem Pinkelgang überwältigte. Termy verspottet Gabriel und den christlichen Glauben, und gesteht, die rausgerissenen Bibel-Seiten als Toilettenpapier verwendet zu haben. Auf Gabriels Erwiderung, er soll die Bibel besser erst einmal lesen, ehe er sie so verwende, sagt der Fremde nur: "Ich habe sie gelesen. Genau deshalb nutze ich sie so."
Ein blasphemischer Serienmörder also, der gute Termy. Natürlich gelingt es ihm, auch Gabriel zu überwältigen. Doch er will ihn nicht einfach umbringen, sondern seine These von letzter Nacht beweisen: Die Menschen auf der Welt sind in ihrer Natur böse. Zu dieser Einsicht kam Termy einst, als sein eigener Bruder ihm erst das Essen gestohlen hat und dann versuchte, ihn zu töten. Um jedenfalls die These von Gabriel zu beweisen, hat Termy sich ein Spiel überlegt, einen brutalen, kranken Test, der an den Kriegsfilmklassiker "Die durch die Hölle gehen" angelehnt ist: seine ganz eigene Version Russisches Roulette.
Keine Rettung für die Sünder
Bei dieser Version hat der Spieler die Option, die Waffe auf den Gegenüber statt auf sich selbst zu richten, bevor er den Abzug drückt. Gabriel redet auf Termy ein, und beginnt, Zweifel in dessen psychopathischen Kopf zu säen. Auch für ihn gäbe es noch Erlösung, auch er könne noch zu den wenigen guten Menschen zählen. Um ihn vollends zu überzeugen, richtet Aaron die Waffe auf sich selbst, statt auf Gabriel. In allerletzter Sekunde geht Termy dazwischen und verhindert Aarons Selbstmord. Mit Tränen in den Augen verspricht er, sich zu bessern, verrät ihnen seinen wahren Namen, Mays, und lockert Aarons Fesseln. Genau in dem Moment schnellt Gabriel vor und schlägt in einer der brutalsten Einstellungen der "The Walking Dead"-Geschichte Mays den Schädel ein.
Gabriel steht zu seinen Worten: Mays ist ein böser Mensch, keine Ausnahme von der Regel. Er muss vernichtet werden. Ein tieftrauriges, pessimistisches Ende, wie es die Zombieserie lange nicht mehr gezeigt hat. Und der emotionale Tiefschlag kommt erst noch: Als Aaron und Gabriel jenes Versteck finden, in dem sich Mays versteckte, finden sie dort seinen Zwillingsbruder (Robert Patrick hat also eine Doppelrolle), in Ketten gelegt, zu seinen Füßen seine tote Frau und tote Tochter. "Er hat mich zum Spielen gezwungen", murmelt er. Mays Bruder musste auch zum Russisch Roulette antreten – und hat seine Familie getötet, statt Selbstmord zu begehen. Als Gabriel sich ihm nähert, entreißt ihm der Gefolterte seine Pistole und schießt sich selbst in den Kopf. So endet eines der düstersten (und besten) Kapitel der ganzen Serie wie ein Shakespeare-Drama: Fast alle sind tot und Schweigen ist der Rest!
Die neuen Folgen "The Walking Dead" laufen immer montags um 21:00 Uhr bei FOX Channel.