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Netflix-Serie Sex Education: Gillian Anderson im Interview

Sex Education, Gillian Anderson, Asa Butterfield
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In der neuesten Netflix Original Serie leistet "Akte X"-Star Gillian Anderson Aufklärungsarbeit. Wir sprachen mit der Darstellerin über "Sex Education".

Vor 25 Jahren wurde Gillian Anderson mit "Akte X" über Nacht berühmt. Die damals 25-Jährige galt bei Männern als Erotiksymbol und wurde für Frauen zum feministischen Vorbild. Viele wollten plötzlich in einen naturwis­senschaftlich-mathematischen Beruf.

Ganz aktuell sind zwar die langen ­Haare einer platinblonden Kurzhaarfrisur gewichen, aber sonst hat sich wenig geändert. Die 50-jäh­ri­ge Amerikanerin ist als meinungsfreudige Feministin für viele eine Identifika­tionsfigur. In der Net­flix-Serie "Sex Education" verdreht sie als promiskuitive ­Therapeutin reihenweise Männern den Kopf. Hier geht es zu unserer ausführlichen Serienkritik.

Bei unserem Interview in einem Londoner Hotel dreht sich viel um das Thema Sex.

Interview mit Gillian Anderson

Können Sie sich noch daran erinnern, wie Sie aufgeklärt wurden?
Gillian Anderson: Ich glaube zumindest nicht, dass ich in der Schule aufgeklärt wurde. Ich habe jedenfalls keine Erinnerung mehr daran. Schulen verzweifeln bis heute ja daran, wie man über das Thema redet. Was ­angebracht ist und was nicht. Das Problem daran ist, dass sich heute die meisten Kinder übers ­Internet aufklären. Das sollte man überdenken.

In Großbritannien ist der Sexualkundeunterricht erst ab 2020 Pflicht. Ist das nicht sehr rückständig?
Ich wurde heute von drei polnischen Journalisten interviewt, die sagten, dass an polnischen Schulen gar nicht über Sex geredet wird. Auch in den USA ist es nicht überall an der Tagesordnung. In manchen Dingen sind wir auch in der westlichen Welt nicht so offen.

Also liegt es am Ende in der Pflicht der Eltern, ihre Kinder aufzuklären...
Ich glaube, kein Kind möchte von seinen Eltern etwas über Sex hören. Ich selbst würde bis heute nicht mit meinen Eltern darüber reden wollen. (lacht) Und ich bin mir ­sicher, dass auch meine jüngeren Kinder nicht mit mir darüber sprechen wollen, wenn es für sie angebracht ist, aufgeklärt zu werden. Es ist ein interessantes Dilemma. Eltern gehen in diese Gespräche mit der Einstellung rein, dass sie dafür gewappnet sind. Aber wenn es dann so weit ist, ist es einfach nur seltsam.

Das klingt, als sprechen Sie da aus Erfahrung...
Ich selbst habe natürlich auch gepatzt. Die Frage ist immer, wie detailliert spricht man darüber? ­Irgendwann haben mich meine Kinder gefragt, woher die Babys kommen, und ich habe das Sperma als einen Fisch um­schrieben, der vom Mann kommt. Einige Zeit später fragte eins von ihnen, als sie ein lesbisches Paar sahen, woher denn bei ­denen der Fisch kommt. Und ich war völlig irritiert, was sie meinten. Es ist ein Minenfeld. (lacht)

Sie haben nicht nur für Ihre Kinder eine Vorbildfunktion, auch viele ­Frauen schauen zu Ihnen auf. Woran liegt das?
Gleich meine erste richtige Rolle, Dana Scully, war so eine ikonische Figur und ein Vorbild für junge Frauen, dass ich auch abseits der Rolle automatisch eine Verantwortung auferlegt bekommen habe. Mit der Zeit habe ich das dann mehr und mehr angenommen, besonders in den letzten fünf bis zehn Jahren. Als ich "The Fall" gedreht habe, habe ich in Interviews öfter erzählt, wofür meine Figur der Ermittlerin Stella steht. In dem Zug habe ich mich mehr als Feministin positioniert und mich über die Geschichte des Feminismus informiert.

Wie ist es, Figuren, die man so lange gespielt hat, gehen zu lassen?
Scully vermisse ich nicht. Von allen Figuren denke ich, dass ich Stella am meisten vermisse. Sie war eine einzigartige Frau. Ich wünschte, ich wäre mehr wie sie, so klug, mutig, komplex und mysteriös. Aber es gibt immer noch Überlegungen, dass man sie vielleicht für eine neue Geschichte zurückholen kann.