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"jerks." Staffel 3: Christian Ulmen erklärt Improvisation hinter der Comedy

Jerks Staffel 3 auf Joyn: Christian Ulmen
"jerks." Staffel 3: Christian Ulmen und Fahri Yardim kennen sich schon ewig und improvisieren mit links Joyn/Anatol Kotte

Seit Dienstag ist die dritte Staffel "jerks." auf dem neuen Streamingdienst Joyn verfügbar. Zwei Folgen gibt es in dieser Woche kostenlos zu sehen. Wieder einmal setzt die Impro-Comedy auf maximale Verstörung. Doch wieviel ist wirklich improvisiert?

Wer "jerks." schaut und denkt: "Die haben doch einen an der Waffel!" liegt gar nicht mal so verkehrt. Denn die Serie mit Christian Ulmen und Fahri Yardim besteht in großen Teilen aus Improvisation. Auch in der dritten Staffel der Impro-Comedy spürt man diese Offenheit des Formats, vor allem wenn die beiden Kumpels Ulmen und Yardim gemeinsam herumalbern und sich gegenseitig auf die Schippe nehmen.

Fahri Yardim: "Ich habe alles probiert, aber Schwestern hatte ich in meinem Leben noch nicht!"
Christian Ulmen: "Ja das ist aber auch ein bisschen eklig!"
Fahri Yardim: "Nein, das ist ein Geschenk Gottes, das ist göttlich! [...] es ist ein Verrat es nicht zu tun, ein Verrat am Leben. Es ist ein Verrat am Sein!"

Zitate wie diese sind es, die "jerks." zu einem Unikat in der deutschen Serienlandschaft machen. Sie sind derb und für manche Zuschauerseele grenzwertig, aber Freunde des etwas härteren Humors kommen voll auf ihre Kosten. Bei der neuen Streamingplattform Joyn stehen die ersten zwei Episoden bereits kostenfrei zum Abruf bereit und wenn man sie so anschaut, fragt man sich wieder einmal: Wie machen die das? Ist das wirklich alles improvisiert? Die Fremdschäm-Momente fügen sich authentisch in die Handlung, Ulmen und Yardim könnten sich tatsächlich selbst spielen - jedenfalls vermittelt die Serie diesen Eindruck überzeugend. Sind sie in "jerks." Abbilder ihrer real existierenden privaten Persönlichkeiten? Diese Frage kann getrost mit "Nein" beantwortet werden. Ulmen und Yardim in "jerks." sind Kunstfiguren, die Christian Ulmen und Fahri Yardim für die Serie erschafffen haben. Charakterzüge der beiden finden sich auch in ihren Serienfiguren wieder, aber eine Comedy lebt von der Übertreibung und "jerks." spielt in Sachen Übertreibung Champions League.

Geübte Improvisateure: Christian Ulmen und Fahri Yardim

Foto: Joyn/Anatol Kotte, Das Spiel mit der Improvisation: Die beiden "jerks."-Hauptdarsteller lassen sich schwer aus dem Konzept bringen
Die Improvisation hinter der Geschichte haben wir uns von Showrunner Christian Ulmen selbst erklären lassen. Der 43-Jährige hat uns im Interview erzählt, wie "jerks." gedreht wird und mit welchen Techniken die Produktion garantiert, dass auch wirklich jeder gute Gag für die finale Fassung der Serie erhalten bleibt:

TV Spielfilm: In der Geschichte wird viel improvisiert...

Christian Ulmen: Ja. Obwohl ich da klarstellen muss, dass der Plot immer feststeht. Den Begriff der Improvisation darf man bei uns nicht mit Impro-Theater verwechseln. Wir nutzen die Improvisation als Technik, um einen bestimmten Sprachklang zu kreieren, der nur dadurch entsteht, dass die Schauspieler ihren Text selber finden müssen und kleine Sätze auswendig gelernt haben. Dialoge klingen natürlicher Weise anders, wenn sie keiner Partitur folgen. Wir überraschen uns in der Improvisation und oft nehmen Szenen unvorhergesehene Wendungen, aber es geht nicht darum, wer den lustigsten Witz aus dem Stehgreif macht.

TV Spielfilm: Das Setting steht also immer fest.

Ulmen: Im Drehbuch steht, wo die Szene spielt, wie sie enden soll und wie sich die Charaktere dabei fühlen. Den Rest lassen wir beim Drehen passieren.

TV Spielfilm: Wie läufft das bei den improvisierten Dialogen. Gibt es jemanden am Set, der besonders gelungene Wortwechsel mitschreibt oder ganz allgemein auf die Continuity der Folge achtet?

Ulmen: Wir haben natürlich eine Script Supervisorin, die normalerweise beim Film darauf achtet, dass die Anschlüsse stimmen, die Takes immer gleich gespielt werden, damit sie sich im Schnitt geschmeidig fügen. Das ist so bei uns aber nicht möglich. Wir improvisieren bis zu 30 Minuten für einen Take, da lassen sich Anschlussfehler schlicht nicht vermeiden. Unsere SV hat deshalb die Aufgabe, inhaltlich zu überblicken, ob wir in der Improvisation die für die Handlung wesentlichen Dinge tun oder erzählen. Wir drehen immer mit zwei Kameras, also den Schuss und Gegenschuss gleichzeitig, aber variieren in mehreren Einstellungsgrößen. Du könntest theoretisch eine Szene in zwanzig Versionen schneiden. Deshalb dauerte der Schnitt diesmal sechs Monate. Es entstanden 152 Stunden rohes Filmmaterial, was sehr viel ist. Du brauchst für das reine Sichten des Materials einer Folge schon eine Woche. Manchmal bauen wir im Schnitt auch Sätze zusammen, die so nie gesprochen wurden, um zu verdichten. In erster Linie ist "jerks." eine Serie, die viel mehr als andere Produktionen durch den Schnitt entsteht.

TV Spielfilm: Fahri Yardim und Du, ihr kennt euch schon ewig. Kann man sich da in den spontanen Dialogen noch überraschen?

Ulmen: In der Serie kennen sich die Figuren ja auch schon lange und natürlich stellt sich da eine Gewohnheit ein, die man durchaus spüren darf. Aber es geht mehr darum, den Zuschauer zu überraschen als uns. Für den klingt das, was wir sagen, auch absurder als für uns.