Anno 1814 kehrt James Delaney (Tom Hardy) zur Testamentseröffnung seines Vaters nach London zurück. Durch sein Erbe, eine Insel an der Westküste Nordamerikas, gerät er in einen Handelskonflikt zwischen der Krone, den Amerikanern und der East India Company. Zudem lässt ihn
seine mörderische Vergangenheit in Afrika und die (körperliche) Liebe zu seiner Halbschwester (Oona Chaplin) nicht los.

Das Dilemma von "Taboo" lässt sich in einer Figur erklären. Das Historiendrama stellt Franka Potente als Prostituierte namens Helga von Hinten vor - und meint es ernst. Eine tragende Rolle spielt Potente nicht. In "Taboo" ist eigentlich für niemanden Platz außer Tom Hardy. Der 39-Jährige beschloss, ein Konglomerat aus literarischen Figuren zu sein (im folgenden Interview wird das deutlich), und wies seinen Drehbücher schreibenden Vater an, ihm daraus eine Serie zu machen. Als Folge ist
Hardy in nahezu jeder Szene zu sehen - bevorzugt mit freiem Oberkörper oder ganz nackt. Sein Spiel ist dabei wie immer phänomenal, nur leider hat er nichts zu tun.

Ein Fest für Hardy-Fans, aber die Serie kann längst nicht ihr Potenzial erfüllen!

Tom Hardy im Interview

Tom, die Figur des James Delaney war eine Wunschrolle für Sie. Warum?

Tom Hardy: Vor neun Jahren habe ich Bill Sikes in "Oliver Twist" gespielt. Die Rolle hat mir viel Spaß gemacht, und ich habe gedacht, wie es wohl wäre, eine gentrifizierte
Version dieser Figur zu spielen.

Was war Ihre Inspiration?

Ich wollte, dass die Figur Elemente von Marlow aus "Herz der Finsternis", Hannibal Lecter, Heathcliff, Ödipus, Sherlock Holmes und
Klaus Kinski in "Aguirre, der Zorn Gottes" beinhaltet.

Wie hat Ihr Vater reagiert, als Sie es ihm vorschlugen?

Er meinte: "Tom, das sind ziemlich viele Leute." (lacht)

Ihre Figur hat eine komplizierte Beziehung zu seinem Vater. Wie ist das bei Ihnen?

Als ich ein Kind war, hatten wir einige Probleme, aber als ich in meinen Zwanzigern war, haben wir damit abgeschlossen. Jetzt bin ich fast 40. Das alles ist Schnee von gestern. Jetzt haben wir zusammengearbeitet, und das war eine reinigende Erfahrung. Wir verstehen uns blind, weil wir uns beide zum gewissen Grad als Künstler auf diesem Gebiet verstehen. Er ist Autor, und ich bin ein Schauspieler, der gern mit
Ideen spielt.

Sie haben gerade einen Riesenlauf im Kino. Warum gerade jetzt eine Serie?

Wir sind gegenwärtig in einem goldenen Zeitalter des Fernsehens. So viele Talente sind in das Medium gewechselt, und für mich ist es reizvoll, mehr Zeit zu haben, um in eine Figur und eine Welt einzutauchen.

Sie zeigen viel Haut in der Serie, aber Sie sehen nicht unbedingt glamourös aus. Hat es Ihnen Spaß gemacht, sich im Dreck zu wälzen?


Absolut. Es war uns wichtig, den Schmutz dieser Ära zu zeigen. Schauen Sie sich an, was Alejandro Iñárritu mit uns in "The Revenant" gemacht hat. Das war die Referenz für uns.

Die Dusche danach war eine richtige Wohltat, oder?

Oh Gott, ja. Der Dreck wollte nicht runter. Nach einem halben Jahr Dreh hat es Wochen gedauert, um alles loszuwerden. Es war ein wenig
wie bei "Mad Max".

Wie lange werden Sie die Serie weiterführen?

Es würde keinen Sinn machen, so viel Zeit zu investieren, wenn wir nicht Pläne hätten, mit der Serie weiterzumachen. Wir haben eine
Figur geschaffen, die man auf sehr viele Reisen entführen kann. Wir haben einige Ideen im Kopf.

Interview: Scott Orlin