Neben tollen, faszinierenden Serien hatte das Jahr 2022 auch einige hervorragende Filme zu bieten. Vor allem zwei dominierten die Kinolandschaft: "Top Gun: Maverick" war ein sensationeller Erfolg, der nach zwei Jahren Corona viele wieder daran erinnerte, was für ein Spektakel das Gemeinschaftserlebnis eines Kinobesuchs sein kann. Zum Ende des Jahres legte "Avatar: The Way of Water" nach und zauberte spektakuläre Bilder, wie man sie noch nie zuvor auf der großen Leindwand sehen konnte.

Doch was konnte uns abseits dieser zwei alles erdrückenden Blockbuster fesseln, packen und mitreißen? In einem kleinen Rückblick auf die Highlights dieses Jahres verrät die TVSPIELFILM.de-Redaktion, welche Filme ihr 2022 nicht aus dem Kopf gingen.

The Batman

Warner Bros.

"The Batman" begeisterte gleich zwei TVSpielfilm.de-Redakteure

Ich war 2022 dreimal im Kino und habe auch bei den Streamingdiensten kaum neue Filme geschaut. Deshalb habe ich keine große Auswahl, aber mit "The Batman" kann ich als meinem Film des Jahres sehr gut leben. Matt Reeves hat es doch wirklich geschafft, der Figur, die wir in den vergangenen Jahren so oft auf der großen Leinwand gesehen haben, etwas komplett Neues zu verpassen. Die Handlung war überhaupt nicht vorhersehbar, eine Wendung folgte der nächsten und Robert Pattinson ist auch einfach ein unglaublich guter Schauspieler. – Nicky Wong

Einen einzigen Kinobesuch hatte ich 2022, damit war die Auswahl klar. Es muss mit gutem Gewissen "The Batman" sein. Ich war skeptisch zu Anfang, schließlich ging es um ein Idol meiner Kindheit und die Messlatte hing nach "The Dark Knight" und "Joker" sehr hoch. Nach nur wenigen Minuten war jedoch klar, dass Robert Pattinson die Fledermaus auf ein ganz neues Niveau hebt und der düstere Stil und die angeschlagenen Figuren nicht besser zu Gotham City passen könnten. Selbst der Schluss ließ mich mit offenem Mund im Kinositz verschwinden. Großartig. – Johannes Heinsohn

Nope

Universal Pictures

Poster zu "Nope".

Kein anderer Film war 2022 so vielschichtig und smart wie "Nope". Denn wie schon bei "Get Out" und "Wir" kreiert Regisseur Jordan Peele aus einem vermeintlich einfachen Horrorstreifen ein komplexes Meisterwerk. Vordergründig geht es in "Nope" nämlich um die Geschwister OJ (Daniel Kaluuya) und Emerald (Keke Palmer), deren kalifornische Pferdefarm von einem UFO heimgesucht wird.

Doch hinter diesem Plot verbirgt sich ein beeindruckendes Kaleidoskop aus gesellschaftskritischen Motiven. So garniert Jordan Peele wunderschöne Landschaftsaufnahmen, schaurige Horrorszenen und starke Gags mit wichtigen Themen wie Rassismus, menschlicher Sensationslust und einer ordentlichen Prise Hollywood-Kritik. Und auch schauspielerisch ist "Nope" phänomenal – vor allem Kaluuya und Palmer sind sensationell gut.

– Martin Arnold

Elvis

Warner Bros. Entertainment

Austin Butler weist alle Elvis-Presley-Imitatoren in ihre Schranken.

Gänsehaut pur! Die Musik, die Geschichte, die Kostüme - alles an diesem Film hat mich beeindruckt. Aber am meisten Austin Butler, der im Film den King of Rock 'n' Roll spielte. Ich hatte ihn bereits in "Arrow" und "The Shannara Chronicles" gesehen und mochte ihn - war aber skeptisch, als angekündigt wurde, dass er die Hauptrolle in "Elvis" spielen würde. Ich wurde allerdings eines Besseren belehrt: Der 31-Jährige spielt und singt in diesem Film so gut, dass ich bei manchen Szenen nicht wusste, ob darin der Schauspieler zu sehen ist oder ob gerade Archivbilder mit dem echten Elvis eingeblendet werden. In meinen Augen ist Butler definitiv ein Oscar-Kandidat!

Regisseur Baz Luhrmann hat es geschafft, Elvis Presleys Leben und Größe in einem Film von nur 2 Stunden und 39 Minuten darzustellen - und zwar in einer Art und Weise, die dem Andenken des King gerecht wird

– Beatrice Predan-Hallabrin

Smile

Paramount Pictures

"Lächel doch mal" – Nach "Smile" freut man sich erstmal über jeden, der die Mundwinkel unten behält.

Was soll ich sagen? Ich fand "The Batman" auch unglaublich gut, aber noch ein anderer Film hat dieses Jahr mein Herz erobert: Als Horrorfilm-Fan war ich froh über einen klassischen Brecher wie "Smile". In einer Zeit, in der Lächeln oft als passiv-aggressiv missverstanden wird und breites Grinsen lediglich bei Psychopathen vorkommt, schlägt dieser Überraschungshit voll in diese Kerbe.

Zu Beginn hat eine Psychologin es mit einer neuen Patientin zu tun, die sich wenige Minuten nach dem ersten Treffen mit einem breiten Grinsen vor ihren Augen das Leben nimmt. Dann nimmt das Chaos seinen Lauf und die Therapeutin fängt an, ihrer Wahrnehmung zu misstrauen, obwohl sie glaubt, dem grausamen Lächeln auf die Spur zu kommen.

"Smile" ist brutal, eiskalt und in sich schlüssig. Das war mein bestes Kinoerlebnis in diesem Jahr.

– Jan Thinius-Heemann

The Innocents

Capelight Home Entertainment

Norwegischer Horror? Besser als "The Innocents" wurde es dieses Jahr fast gar nicht.

Mich haben dieses Jahr "Top Gun: Maverick" und "Avatar: The Way of Water" auf der großen Leinwand auf eine Art und Weise durchgerüttelt und in den Sitz gedrückt, wie ich nicht gedacht hätte, dass es Blockbustern heute noch gelingen kann. Aber es wäre langweilig, die zwei unangefochten Champions des Jahres zu nennen, also mache ich auf meinen dritten Favoriten aufmerksam: "The Innocents" (also "Die Unschuldigen"). Dieser norwegische Horrorfilm handelt von vier Kindern (keines älter als 9 Jahre), die alle im selben Sozialbau nahe Oslo wohnen und sich in den Sommerferien anfreunden. Sie alle haben eine Gemeinsamkeit: Sie verfügen über telepathische Kräfte, können Objekte per Gedankenkraft beeinflussen oder gar den Verstand von Erwachsenen manipulieren.

Anfangs ist das viel Spiel und Spaß, doch irgendwann geht eines der vier Kinder im Experimentieren mit diesen Kräften immer noch einen Schritt weiter. Zu weit. Das Verstörende an diesem hypnotischen Meisterwerk von Eskil Vogt liegt darin, dass "The Innocents" einen unserer Glaubenssätze attackiert: "Kinder werden unschuldig geboren." Nach dieser an die Substanz gehenden Tour de Force wird niemand mehr Grönemeyers "Kinder an die Macht" unbeschwert mitsingen. Besonders im letzten Drittel erreicht Vogt mit einfachsten Mitteln eine grausame Intensität, wie es seit Jahren keinem Genre-Film mehr gelingen konnte. Vier großartige Kinderschauspieler tragen diesen kaltschnäuzigen Trip ins prä-pubertäre Herz der Finsternis. Danach will man erstmal einige Wochen nur noch "Die Glücksbärchis" schauen, um die Seele zu schonen.

– Michael Hille