Der Superhelden-Hype des letzten Jahrzehnts mag langsam abklingen, aber vor allem ein Film wird diese Ära auf ewig überdauern: Der Batman-Film "The Dark Knight" gilt als Meisterwerk der Filmgeschichte des 21. Jahrhunderts. Kein anderer Superheldenfilm wurde so gefeiert und war so einflussreich für das Kino. Vieles davon hängt mit dem Bösewicht zusammen: dem Joker, sensationell gespielt vom leider noch vor Veröffentlichung des Films verstorbenen Heath Ledger.

Der Joker war eine Naturgewalt, ein Bösewicht, wie ihn die Filmwelt vielleicht noch nie zuvor gesehen hatte. Und Ledger machte aus dieser eh schon genialen Figur etwas noch Größeres, etwas Unvergleichliches. Wie schafft ein einzelner Schauspieler das? Natürlich hatte er seine Vorbilder – und welche das sind, ist dank Ledgers eigenen Aufzeichnungen während seiner Vorbereitung gut dokumentiert.

Ein Psychothriller inspirierte "The Dark Knight"

Warner Bros. Entertainment

Malcolm McDowell als Alexander DeLarge aus "Uhrwerk Orange".

Um den Joker als berechnenden Psychopathen darzustellen, der zugleich verrückt und doch charismatisch wirkt, nahm sich Ledger einen der größten Skandalfilme der 1970er als Referenz: "Uhrwerk Orange". In dem Psychothriller-Meisterwerk von Star-Regisseur Stanley Kubrick geht es um den Verbrecher Alexander DeLarge, der mit seiner Jugendgang durch ein dystopisches London zieht und wütet. Er bestiehlt auf brutalste Art und Weise die herrschende Elite. Legendär wurde eine Szene, in der er eine Frau erst vergewaltigt und danach ihren Ehemann zusammenschlägt, während er "Singin‘ in the Rain" dabei singt.

Kongenial gespielt wurde dieser Widerling damals von Malcolm McDowell, an dessen Manierismen sich Ledger stark orientierte. Wer beide Filme kennt, wird merken, wie oft Ledger insbesondere in seiner tänzelnden Art durch die Szenerien zu wandern, stark an DeLarge erinnert – und trotzdem sein eigenes Süppchen kocht. Für die Bewegungen hat er sich also an "Uhrwerk Orange" leicht orientiert. Doch es gibt noch eine Inspirationsquelle, die ihm für die Stimme des Jokers diente.

Tom Waits war das Vorbild für den Joker

Warner Bros. Entertainment

Heath Ledger als Joker in "The Dark Knight".

Ein Interview mit dem Musiker Tom Waits, das 1979 für eine TV-Übertragung geführt wurde, diente unverkennbar als Vorlage für Ledgers Joker. Wenn man "The Dark Knight" im englischen Originalton kennt, ist es eindeutig. Waits klingt in diesem Interview nahezu exakt wie die Ledger-Interpretation des Batman-Gegners. Seine nasale, die Vokale langziehende Sprechweise passt gut zum Charme des Folk-Musikers, aber wie Ledger erkannte, ist sie auch ideal als Gegenstück zum raspelnden Grummeln des dunklen Ritters.

Doch Heath Ledger und sein Joker waren mehr als die Summe ihrer Teile. Trotz sichtbarer Vorlagen hat Ledger mit dem Joker eine einmalige Figur geschaffen, die noch lange Zeit als Musterbeispiel für einen perfekten Schurken herhalten wird. Eine Figur, die im Alleingang aus einem eh schon hochklassigen Superheldenfilm ein Meisterwerk wie "The Dark Knight" werden ließ.