Ich knete eine Lu-La aus "Shaun das Schaf"

Doch Computereffekte hin oder her, im Mittelpunkt bei "Shaun das Schaf – Der Film: UFO-Alarm" stehen die Figuren, die von Hand gemacht und auch bewegt werden. Bevor sie vor der Kamera zum Einsatz kommen, müssen sie aber erst einmal hergestellt werden und deshalb setze ich mich mit Will Harding zusammen, der schon seit 15 Jahren bei Aardman ist. Ein simples Gespräch führen wir aber nicht, denn nebenbei soll ich eine eigene Lu-La kneten! Angst steigt in mir auf, verfüge ich doch über zwei linke Hände und im Kunstunterricht habe ich nur Fünfen kassiert. Aber mit Harding an meiner Seite kann eigentlich nichts schiefgehen. Der Profi erklärt mir dabei, dass es für gewöhnlich mehrere Wochen dauern kann, bis eine Puppe fertig ist und dass auf Basis von zweidimensionalen Skizzen dreidimensionale Modelle aus Knete angefertigt werden. Die bekommen dann die Regisseure zu Gesicht, die ihre Meinung äußern und dann wird erneut ein Vorschlag kreiert. Wenn dann alles passt, geht es in die finale Puppenproduktion.

Neben Knete können aber auch viele andere Materialien zum Einsatz kommen, wie zum Beispiel Silikon, die verschiedene Aktionen erlauben, die sonst nicht möglich wären. "Dabei bringt jede Figur ihre ganz eigenen Einschränkungen und Herausforderungen mit sich", so Harding. Für mich ist in diesem Moment alles eine Herausforderung und ich bin heilfroh, dass Harding schon ein wenig Vorarbeit geleistet hat. Aufmerksam verfolge ich, wie seine Finger mühelos über die weiche Oberfläche gleiten und einwandfreie Formen bilden, während ich mich darum bemühe, es nicht zu vergeigen. Beim Knetrollen auf dem Tisch zerfällt sogleich etwas, was eigentlich zusammengehört.

Um aber nicht nur glatte Oberflächen, sondern am Ende auch einige sichtbare Details zu haben, hat Harding ein kleines, selbstgebasteltes Werkzeug parat. Bei Bedarf bauen sich er und seine Kollegen einfach selbst etwas, das ihnen bei der Arbeit hilft, aber für gewöhnlich greifen sie auf handelsübliche Hilfsmittel zurück – manchmal auch auf Werkzeuge aus der Zahnmedizin: "Die sind so dünn und wir arbeiten oft an kleinsten Dingen." Eine einzelne Puppe kommt aber nicht für den gesamten Film zum Einsatz: "Wir haben allein 21 stehende Shaun-Figuren und mehrere Modelle von ihm auf allen Vieren", erklärt Harding.

Fummeln & Farben

Ich muss mir etwas Zeit verschaffen, denn Harding ist natürlich viel schneller als ich, also frage ich einfach weiter. Dabei verrät er mir, dass die Schweine aus "Shaun das Schaf" seine absoluten Lieblinge sind: "Die hecken einfach immer etwas aus." Mittlerweile steht der Rumpf meiner Lu-La, jetzt fehlt nur noch der Kopf. Zunächst bringen wir den Mund ein wenig in Form und dabei erzählt Harding, dass auch von einzelnen Körperpartien mehrere Varianten hergestellt werden, die je nach Bedarf einfach ausgetauscht werden – zum Beispiel verschiedene Münder, die unterschiedliche Emotionen ausdrücken.

Bei den Augen unseres Lu-La-Projektes wird es dann ganz besonders heikel: Es ist schon schwierig genug, sie korrekt zu formen. Aber weil die Knete so klebrig ist, habe ich enorme Schwierigkeiten, sie in die kleinen Aussparungen im Kopf zu drücken – sie bleibt einfach an meinen Fingern! So langsam merke ich, wie sich der Schweiß auf meiner Stirn ausbreitet und die Fummelei macht mich nervös. Aber wenig später ist es geschafft – hurra! Allerdings sind die Pupillen etwas groß geraten, weshalb ich das Ergebnis einfach mit einer ganz aufgeregten Lu-La erkläre. Harding macht mir aber netterweise permanent Mut: "Das läuft doch ganz gut, wir rasen hier richtig durch!" Danke Will, aber ich glaube, wir überziehen unseren Termin bereits.

Das letzte große Hindernis steht an: Die Ohren. Für die sollen drei verschiedene Farben verknetet werden. Bei Aardman werden alle Farben intern nach speziellen Rezepturen hergestellt und dazu gehören unter anderem die Hauttöne des Farmers oder das besondere Schwarz von Shaun. Für gewöhnlich werden dann vor jeder Filmproduktion große Mengen jeder Farbe gemischt, die hoffentlich für die gesamte Dauer reichen – allerdings ist es schon vorgekommen, dass Farben ausgegangen sind und man neue machen musste.

Uns geht allerhöchstens die Zeit aus, aber jetzt sind die Ohren fertig. Schnell an den Kopf geheftet und diesen auf den Rumpf gesteckt und fertig ist meine Lu-La! Ich bin mit dem Ergebnis durchaus zufrieden – zumindest kann man erkennen, was es darstellen soll.

Kneten kann ich – jetzt geht es an die Animation! Lest weiter auf der nächsten Seite.