.

"San Andreas" mit Dwayne Johnson: Expertin erklärt – Wäre so eine Katastrophe möglich?

In "San Andreas" muss sich Dwayne Johnson mit einer gewaltigen Katastrophe auseinandersetzen, die San Francisco nahezu vollständig zerstört. Ein Spektakel. Aber: Wäre so eine Zerstörung theoretisch möglich?

Ein Erdbeben lässt den Hoover Dam brechen. Es führt dazu, dass der San-Andreas-Graben auseinanderdriftet und Kalifornien von einem nie dagewesenen Erdbeben erschüttert wird. Ein Großteil von San Francisco wird zerstört. Dann folgt ein zweites Erdbeben, mit 9,6 auf der Richterskala das stärkste Erbeben aller Zeiten. Der San-Andreas-Graben bricht auf in eine gewaltige Schlucht. Dadurch bedingt entsteht ein Megatsunami, der die Golden Gate Bridge einfach in Stücke fetzt und aus der US-Großstadt eine Insel werden lässt.

Eine solche Katastrophe ist Zentrum von "San Andreas", einem 2015er Film mit Dwayne Johnson in der Hauptrolle. Bei Katastrophenstreifen wie "The Day After Tomorrow" oder natürlich Weltuntergangsspektakel "2012" dürften nur wenige Zuschauer hohe Ansprüche an den Realitätsgehalt haben. Bei "San Andreas" muss man aber fragen: Wäre eine solche Schneise der Verwüstung theoretisch möglich? Denn: Seit Jahrzehnten gilt San Francisco aufgrund der geographischen Lage rund um den San-Andreas-Graben als Erdbeben-Risikogebiet.

Seismologin unterzieht "San Andreas" einem Faktencheck

Foto: Warner Bros. Entertainment, Wie wahrscheinlich ist das Ausmaß an Zerstörung, welches "San Andreas" zeigt?

Die Seismologin Dr. Lucy Jones hat sich mit dem Film "San Andreas" auseinandergesetzt und die Fakten überprüft (via Historyvshollywood.com). Und zumindest in Teilen bestätigt sie das grobe Szenario des Films. Auf die Frage, ob ein Erdbeben in Nevada dazu führen könnte, dass ein noch stärkeres Erdbeben in San Francisco ausgelöst wird, antwortete sie bejahend. Das Auslösemuster, so wie im Film darstellt, ist absolut plausibel. Der echte San-Andreas-Graben kann verursachen, dass ein Erdbeben eine Kettenreaktion an weiteren Erdbeben rund um Nevada und Kalifornien auslöst.

Tatsächlich ist das auch schon mehrfach passiert. 1992 traf ein Erdbeben der Stärke 7,3 die Gegend in Südkalifornien und verursachte so ein Beben der Stärke 5,7 in Nevada. Als 1906 ein heftiges Beben der Stärke 7,8 die Stadt verwüstete, führte das zu weiteren Erdbeben der Stärke 6 in Oregon und Nevada. Auch die verschiedenen Nachbeben, die im Film angesprochen und thematisiert werden, sind laut Jones eine realistische Folge auf ein Ereignis der Größenordnung, wie "San Andreas" es darstellt.

Wo Hollywood übertreibt: Megatsunami und plötzliche Schlucht

Foto: Warner Bros. Entertainment, San Francisco unter Wasser? Da übertreibt "San Andreas" maßlos.

Doch obwohl Dr. Lucy Jones dem Film attestiert, reale Gefahren für San Francisco und Umgebung als Grundlage zu benutzen, sagt sie auch, dass das Ausmaß dessen, was "San Andreas" zeigt, pures Hollywoodkino ist. Insbesondere den Tsunami am Ende des Films weist sie als Fake aus. Die Höhe der Welle sei so übertrieben und unrealistisch, dass sie es wie folgt kommentiert: "Tsunamis sind Wellen. Sie können nicht größer sein, als der Ozean tief ist." Zumal ein solcher Tsunami gar nicht entstehen dürfte. Tsunamis, die durch Erdbeben verursacht werden, entstehen an Subduktionszonen, also dort, wo tektonische Platten zusammenstoßen und eine Platte unter eine andere geschoben wird. Diese Verformung des Meeresbodens löst die Welle aus. Unter San Francisco und Los Angeles befindet sich aber seit Millionen Jahren keine Subduktionszone mehr.

Auch weiten restlichen Teilen des Films stellt Jones ein negatives Zeugnis aus: Das plötzliche Aufklaffen des San-Andreas-Grabens sieht sie "im Bereich des völlig Unmöglichen". Das Ausmaß der Zerstörung hält sie ebenfalls für überzogen: Moderne Gebäude seien oft so konzipiert, dass sie wesentlich robuster wären und selbst im Falle eines solchen Bebens wesentlich länger standhalten könnten als der Film es zeigt. Zudem kritisiert sie, dass der Film einen Seismologen (gespielt von Paul Giamatti) zeige, der die drohende Katastrophe korrekt voraussagt. Es gebe bislang keine Möglichkeit, den Zeitpunkt eines Erdbebens vorherzusagen. Die einzige Zeit, in der so etwas möglich sei, sei unmittelbar nach einem bereits erfolgten Erdbeben.

Dwayne Johnson blamiert sich mit Aussage über "San Andreas"

Das Erdbeben in "San Andreas" hat die Stärke 9,6. Tatsächlich wäre es damit in der realen Welt das größte jemals aufgezeichnete Erdbeben. Nah dran ist aber das chilenische Beben, welches Chile am 22. Mai 1960 erschütterte. Damals wurde eine Stärke von 9,5 gemessen. Wie so oft lässt sich also sagen: Hollywood hat ein reales Bedrohungsszenario (sich gegenseitig auslösende Erdbeben nahe des San-Andreas-Grabens) maßlos überzogen, um daraus launiges Popcorn-Kino zu machen. Nur einer sieht das etwas anders: Hauptdarsteller Dwayne Johnson.

In der US-Talkshow "The Tonight Show with Jimmy Fallon" erzählte Dwayne Johnson bei einem Promo-Auftritt zu "San Andreas": "Wir haben die weltbesten Seismologen und Erdbebenforscher über das Drehbuch wachen lassen und uns mit dem Skript herausgefordert, so dass sie am Ende sagten: 'Alles, was ihr in dem Film dreht, könnte tatsächlich passieren.'" Die Aussage wurde für Johnson zur Blamage, denn einer dieser Experten, der den Film beriet, war USC-Professor Tomas Jordan – und der kommentierte Johnson Talkshow-Äußerung, und erklärte, die Filmemacher hätten einen Großteil seiner Ratschläge vollständig ignoriert.