In Deutschland läuft es doch für gewöhnlich wie folgt ab: Ein Film soll herauskommen, aber bevor das passieren kann, muss der dafür zuständige Verleih ihn bei der FSK zur Altersfreigabe vorlegen. Denn nur mit dem Segen der Freiwilligen Selbstkontrolle dürfen Filme überhaupt ganz normal in Kinos gezeigt werden. Ist diese Hürde aber einmal genommen, steht dem Vergnügen ja eigentlich nichts mehr im Wege, oder?
Falsch. Tatsächlich existiert eine Art Feiertagsindex, auf dem sich mehr als 700 Filme befinden, die an stillen Feiertagen wie Heiligabend, Volkstrauertag, Karfreitag oder Ostern nicht öffentlich gezeigt werden dürfen. An manchen stillen Tagen herrscht also nicht nur Tanzverbot, sondern auch das öffentliche Aufführungsverbot bestimmter Filme. Im TV dürften sie allerdings gezeigt werden, ebenso bei Streamingdiensten und daheim als DVD und Blu-ray. Über die Verbote entscheidet jedes Bundesland einzeln, die FSK hat über ihre Beschlüsse keinen ganzheitlichen Überblick.
Ostern 2024: Immer weniger Feiertagsverbote
Wie uns die FSK auf Anfrage mitteilte, erfolgt eine Prüfung auf eine Feiertagsfreigabe nur, wenn diese auch ausdrücklich beantragt wurde. Eine schlechte Idee ist es jedenfalls nicht – schließlich kann man so sicherstellen, dass man auch an den stillen Feiertagen ohne Sorge über etwaige Aufsichtsmaßnahmen den entsprechenden Film vorführen kann. Zudem hat die Anzahl an Verboten über die Dekaden stark abgenommen: In den 50er- und 60er-Jahren wurde 60 Prozent aller geprüften Titel die Freigabe verwehrt. Dieser Anteil ist bis einschließlich 2019 auf unter ein Prozent geschrumpft.
Die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) hat die Liste der Filme, die religiöse Gefühle verletzen könnten, veröffentlicht, weist aber darauf hin, dass manche Filme mittlerweile von der Liste gelöscht sein könnten oder aus Versehen dort landeten. Deshalb stand auch der mittlerweile freigegebene Heinz-Rühmann-Klassiker "Die Feuerzangenbowle" auf dem Index. Ferner können für Filme, die zunächst verboten wurden, nach zehn Jahren neue Anträge zur Befreiung vom Verbot gestellt werden.
Ostern 2024: Das sind die verbotenen Filme
Wenig überraschend betrifft das Feiertagsverbot vor allem drei Genres. So finden wir auf der Liste vor allem Komödien ("1941 – Wo bitte geht's nach Hollywood?", "Ich polier dir deine Glatze", Bierfest"), Erotik ("Kursaison im Dirndlhöschen", "Caligula", "Emanuelle") und Horror ("Hexen bis auf's Blut gequält", "Halloween","Hostel"). Dazu kommt noch etwas Action ("Mad Max") und natürlich scheinbar blasphemische Filme wie bislang die Monty-Python-Satire "Das Leben des Brian". Gerade letzterer Titel wurde aber zusammen mit einigen anderen zumindest in Baden-Württemberg dauerhaft für den Karfreitag freigegeben, wie der Humanistische Pressedienst berichtet.
Doch auch ein paar kuriose Einträge finden sich auf der Liste: Der Beatles-Film "A Hard Day's Night" (vielleicht weil er zum Tanzen animieren könnte?) zum Beispiel. Oder die Kinderfilme "Max und Moritz" und "Kalle Blomquist" oder sogar "Heidi in den Bergen".
Der Grund für solche Abseitigkeiten ist aber manchmal nur, dass die Verleihfirmen vergessen haben, den Film auf seine Feiertagstauglichkeit prüfen zu lassen. Und eine Nachprüfung kostet Geld.
In unserem Oster-Special findest du alle Filmhighlights über die Feiertage.2024: Alle Feiertagsverbote seit 2016
Die Liste auf der Webseite der FSK geht nur bis einschließlich 2015, aber tatsächlich gab es seitdem noch einige weitere Feiertagsverbote, wie uns mitgeteilt wurde. In punkto Genreauswahl finden sich keine Überraschungen, wobei auch recht bekannte Titel wie "Atomic Blonde", "Kingsman – The Golden Circle" oder ganz frisch auch "Rambo: Last Blood" davon betroffen sind.
Hier ist die Liste aller Kinofilme, die seit 2016 ein Feiertagsverbot bekamen:
Evas Zorn
Hardcore
Das Belko Experiment
Atomic Blonde
Kingsman – The Golden Circle
Die Misandristinnen
Der Geschmack von Leben
Camp
The Strangers: Opfernacht
LauF BaBy
Rambo: Last Blood
Blackout
Zwischen 2020 und 2022 kamen allerdings keine neuen Einträge dazu, was natürlich auch mit der Coronakrise zusammenhängen dürfte, da einfach viele Filme nicht im Kino anliefen.