Der norwegische Regisseur Hans Petter Moland hat seinen eigenen Film "Einer nach dem anderen" neu verfilmt. Wer das Original nicht kennt, könnte meinen, einen ordentlichen Rachethriller mit Liam Neeson in seiner Paraderolle als kerniger Haudrauf zu sehen – sehr blutig und in manchen Momenten bitterböse. Wer die Vorlage mit Stellan Skarsgård aus dem Jahr 2014 gesehen hat, könnte genau damit ein Problem haben. Die Story ist im Grunde die gleiche, nur dass sie statt in Norwegen in den USA spielt. Liam Neeson ist Nels Coxman, ein schweigsamer Schneepflugfahrer in den Rocky Mountains, dessen Sohn auf Geheiß von Drogenboss Viking (Tom Bateman) ermordet wird. Nels will Rache, er dezimiert nach und nach die Schergen des skrupellosen Gangs­ters – und tritt nebenbei einen brutalen Bandenkrieg los.

"Hard Powder" startet am 28. Februar in den Kinos. Wir haben anlässlich des Kinostarts mit Hauptdarsteller Liam Neeson gesprochen.

Liam Neeson: "Ich musste viel lachen!"

War es eine Herausforderung, sich nicht zu sehr vom Original beeinflussen zu lassen?
Nein. Der Produzent Michael Shamberg bat mich, mir den Film anzuschauen, ohne mir vorher viel davon zu erzählen. Ich wusste, dass ­europäische Schwergewichte wie Stellan Skarsgård und Bruno Ganz mitspielen, aber sonst nichts. Ich musste viel lachen. Ein seltsamer und komischer Film, der mich sehr fasziniert hat. Auch wenn ich nicht genau sagen konnte, warum.

War es merkwürdig, in Stellan Skarsgårds Rolle zu schlüpfen?
Nein, überhaupt nicht. Stellan ist ein Schauspieler mit viel ­Tiefe. Aber für mich war das ein komplett neues Projekt, und ich fand es super, dass Hans wieder Regie führt. Er ist ein Theatermensch, so wie ich. Da war sofort eine Verbindung zwischen uns beiden. Ich habe einige seiner Filme gesehen, er ist ein feinfühliger Mann mit einem guten Sinn für Humor.

Die Landschaft spielt eine große Rolle im Film. Sind Sie privat auch ein Naturbursche?
Manchmal. Ich liebe Fliegen­fischen und nutze jede Gelegenheit, um in einem Fluss zu stehen. Auch wenn ich neun von zehn Malen nichts fange.

Angeln erfordert jede Menge Geduld. Sind Sie geduldig?
Geduld? Man ist doch die ganze Zeit in Bewegung! Ich teste ­unterschiedliche Köder, laufe im Fluss auf und ab, und alles, woran ich denken kann, sind die Fische. Dann schau ich auf die Uhr, und dreieinhalb Stunden sind vergangen!

Der Film ist sehr turbulent, aber die letzte Szene sehr still.
Ja, genau das Schweigen zwischen mir und meinem Kollegen Tom Jackson liebe ich an dieser Szene. Wir hätten in unsere warmen Wohnwagen gehen können, aber wir blieben einfach in dem Pistenfahrzeug sitzen und warteten gemeinsam. Ich habe Tom gebeten, mir als Native American etwas über seine Beziehung zur Natur und zum Land zu er­zählen. Er hat mir für dreißig ­Sekunden tief in die Augen ­geschaut und gesagt, egal ob Mensch, Baum oder Blume, man muss sich nur vorstellen, dass man miteinander verbunden ist. Das werde ich nie vergessen.

Der ermordete Sohn im Film wird gespielt von Ihrem eigenen Sohn, Micheál Richardson. Ein komisches Gefühl?
Wir haben zusammen nur eine sehr kurze Szene gedreht. Ich ­habe versucht, ihm nicht in die Quere zu kommen.

Aber Sie stehen dieses Jahr nochmals als Vater und Sohn vor der Kamera, richtig?
Ja, im Mai ist der Dreh zu "Made in Italy" geplant, in Sizilien. Falls es den Drehort noch gibt. Der Ätna hat ja einiges zerstört, die Erde ist derzeit ziemlich wütend. Ich mache Trump für alles verantwortlich. (lacht)
Nadine Sieger