Weihnachtsfilme gibt es wie Sand am Meer, und jedes Jahr erinnert einen das Feiertagsprogramm daran, welche die Klassiker sind. Zu Silvester – so wirkt es – sind Film und Fernsehen dünner aufgestellt. Klar: "Dinner for One" ist zum Jahreswechsel für viele ein Muss, genauso die Silvester-Folge aus "Ein Herz und eine Seele". Aber ist das wirklich schon alles, was man am letzten Tag des Jahres passend zum Anlass schauen kann?
Nein! Tatsächlich gibt es so einige Filme, die direkt an Silvester spielen oder zumindest ihre wichtigsten Szenen an Silvester positionieren. Für alle, die also auf der Suche nach neuen Traditionen sind, hier ein paar Highlights:
Happy New Year
Vorbilder wie "Tatsächlich … Liebe" oder "Valentinstag" standen hier überdeutlich Pate. Die Liebeskomödie "Happy New Year" von 2011 ist ein Episodenfilm über ganz verschiedene Menschen, die an Silvester in New York sind und über allerlei Ecken und Enden Verbindungen teilen. In den vielen schrägen kleinen Geschichten tummeln sich zudem lauter Weltstars: Von Robert De Niro über Halle Berry bis Zac Efron, von Ashton Kutcher über Hilary Swank bis Til Schweiger und sogar Musiker wie Ludacris und Jon Bon Jovi geben sich die Ehre. Ein süßer, sicherlich kitschiger Film, der die Feiertagsstimmung aber optimal wiedergibt.
Harry und Sally
Seit 1989 sind Billy Crystal und Meg Ryan wohl das ultimative Liebespaar: "Harry und Sally". Der Klassiker erzählt von Freundschaft und Liebe zwischen Mann und Frau, und wurde zurecht zum Klassiker der Filmgeschichte. Zwei wichtige Szenen in ihm spielen an Silvester: Auf einer Party zum Jahreswechsel kommen sich die beiden Zankenden erstmals näher und schwören, sollten beide nächstes Jahr noch Single sein, wieder Silvester zusammen zu feiern. So kommt es nicht, doch tatsächlich treffen sie genau ein Jahr später wieder aufeinander und gestehen sich endlich ihre Liebe. Ein Film, so locker-luftig und charmant, dass man noch beim x-ten Mal dahinschmilzt.
A Long Way Down
Diese unterschätzte britische Komödienperle von 2014 beginnt an Silvester auf dem Dach eines Hochhauses: Der ehemalige Moderator Martin (Pierce Brosnan) will von dort runterspringen, da er in seinem Leben keinen Sinn mehr sieht. Doch kurz darauf tauchen noch Maureen (Toni Collette), J.J. (Aaron Paul) und Jess (Imogen Poots) auf. Sie alle hatten denselben Plan. Nun schließen die vier zögernden Selbstmord-Planer einen Pakt: Gemeinsam wollen sie sechs Wochen Zeit verbringen, bis zum Valentinstag. Wer sich dann noch umbringen will, kann das tun … "A Long Way Down" klingt morbide, ist aber einer der enthusiastischsten und lebensbejahendsten Filme der letzten Jahre.
Goldrausch
Um es mit Heinz Erhardt zu sagen: "Etwas klasschisch … etwas klassisses … etwas altes!" "Goldrausch" stammt aus dem Jahr 1925 und ist eine der berühmtesten Stummfilm-Komödien von und mit Charlie Chaplin. Er spielt einen einsamen Goldgräber, der in Alaska sein Glück versucht. Legendär ist etwa die Szene, in der er genüsslich Schuhe kocht und die Schnürbänder wie Spaghetti verspeist. Der Höhepunkt des Films findet aber auf einem Silvesteressen statt. Dort schläft Chaplins Figur ein und träumt davon, die Partygäste mit seinem "Brötchentanz" zu unterhalten. Ein Meisterwerk der damaligen Zeit und noch heute ein gänzlich unverschämt vergnüglicher Spaß.
Die große Liebe meines Lebens
Wer würde Silvester nicht mal gerne auf dem Empire State Building verbringen? In "Die große Liebe meines Lebens" von 1957 küssen sich dort oben an Silvester Cary Grant und Deborah Kerr, der perfekte Neujahrskuss. Doch die zwei Romantiker, die sich an Bord eines Luxusdampfers lieben gelernt haben, sind eigentlich vergeben: Auf sie wartet zuhause ein Verehrer, auf ihn seine Verlobte. Sie machen sich das Versprechen, in einem halben Jahr wieder auf dem Empire State Building aufzutauchen, falls noch Interesse am Gegenüber da ist. Eine wahrlich herzzerreißende Romanze, sensationell gespielt, unantastbar romantisch. Wer ihn noch nicht kennt, erinnert sich vielleicht trotzdem an manche Szene: "Die große Liebe meines Lebens" ist nämlich jener Film, den sich Meg Ryan in "Schlaflos in Seattle" pausenlos ansieht.
Four Rooms
Wer sein Silvester gerne etwas derber hat, den beglückt vielleicht "Four Rooms". Der Episodenfilm von 1995 handelt vom Hotel-Pagen Ted (Tim Roth), der an Silvester eigentlich entspannt seine erste Nachtschicht erwartet. Doch in vier bizarr-blutigen Passagen (jeweils eine inszeniert von Robert Rodriguez und Quentin Tarantino sowie Allison Anders und Alexandre Rockwell) kommt es anders: Er trifft auf einen Hexenzirkel, wirklich ungezogene Kinder, einen Raucher mit ungewöhnlichen Wett-Vorlieben und ein BDSM-Pärchen, das selbst "Fifty Shades of Grey" altaussehen lässt. Eine Stilübung nur, sicher, aber was für eine: "Four Rooms" ist wild, heftig und extrem cool.
Das Appartement
An Silvester eine Liebeskomödie enden zu lassen, hat spätestens seit 1960 Tradition, dank Regie-Legende Billy Wilder. Sein oscarprämiertes Meisterwerk "Das Appartement" ist ein Geniestreich, eine bitterböse Satire auf Geschäftsmoral und Duckmäusertum und Jack Lemmon übertrifft sich als Meister der Körperkomik selbst. Gleichzeitig auf so bemerkenswerte Weise brüllend komisch und nachdenklich ernst zu sein wie dieser Film ist eine absolute Seltenheit. Das Finale auf der Silvesterfeier mit der hinreißend groß aufspielenden Shirley MacLaine hat Filmgeschichte geschrieben. Besser kann man das aktuelle Jahr nicht verabschieden. Guten Rutsch!