Die einzige Frau unter Männern zu sein ist anstrengend. Friederike Kempter kann ein Lied davon singen. In "Jürgen - heute wird gelebt" versucht sie als Assistentin einer Partnervermittlung, sechs Männer mit polnischen Frauen zu verkuppeln. Das kann ja heiter werden.

Friederike Kempter über den Film "Jürgen - Heute wird gelebt"

Jürgen und Bernd suchen Frauen aus dem Katalog aus. Würden Frauen sich Männer im Katalog suchen?

Friederike Kempter: Tinder ist ja auch eine Art Katalog. Für mich wäre das aber nichts. Mich kann man mit seiner Persönlichkeit begeistern, mit Witz, Schlagfertigkeit und Freundlichkeit. Das sieht man schlecht auf Fotos. Obwohl, Bernd und Jürgen sagen auch immer: Oh, die sieht nett aus.

Was gefällt Anja an der Person Jürgen Dose?

Jürgen hat etwas ganz Anrührendes. Ihm fehlt der Coolness-Panzer, der den normalen Großstädter oft umgibt. Er ist authentisch. Er ist, wie er ist.

Hat ein Typ wie Jürgen Dose in der Realität Chancen, bei einer Frau zu landen?

Ja, ich glaube schon. Wir ­bauen uns oft Traumprinzen. Aber wenn wir denen hinterherlaufen, ist die Chance, dass wir unglücklich werden, ziemlich groß. Wenn wir uns öffnen und anderen Leuten und uns eine Chance geben, dann wird man überrascht und kann auch in und an ­einem Jürgen Dose Schönes finden.

Sie kannten Charly Hübner bereits von der gemein­samen Arbeit bei "Lady­kracher". Aber wie war der ­erste Dreh mit Heinz Strunk?

Ganz toll. Es hätte ja schwierig sein können, denn er war ja nicht nur Schauspielkollege am Set, sondern auch noch der Drehbuchautor. Aber er war sehr kongenial, und wir konnten zusammen mit ihm und dem Regisseur immer Änderungen und neue Ideen diskutieren. Ich würde immer wieder mit ihm drehen.

Dialoge und die Monologe von Jürgen stehen im Zen­trum des Films. Stimmen Sie ein in die Klage einiger Ihrer Kollegen, dass immer weniger Wert auf Dreh­bücher gelegt wird?

Ich weiß nicht, ob das immer weniger so ist, aber ich finde, dass Drehbuchautoren nicht der Platz eingeräumt wird, den sie verdienen. Jeder Film steht und fällt mit dem Drehbuch. Ich bin dafür, dass Drehbuchautoren mehr Zeit, Ehre, Geld und Respekt bekommen sollten.

Sie spielen im Film eine ­polnische Dolmetscherin, und auch im Münster-"Tatort" ­haben Sie als ­Nadeshda ­Krusenstern ­russische ­Wurzeln. Was verbindet Sie mit Osteuropa?

Das ist nur Zufall. Im "Jür­gen"-Film musste ich auch Polnisch sprechen. Da war ich beim Drehen so aufgeregt wie lange nicht mehr. Polnisch ist eine schöne, aber so schwere Sprache, die nichts mit den Sprachen gemein hat, die ich spreche. Ich musste meine Passagen auswendig lernen wie ein Lied. Und dann musste ich das vor Muttersprachlerinnen in einer Szene souverän vortragen, das war eine Herausforderung.

Was spielen Sie als Nächstes?

Ich habe gerade den Film "Weiser" abgedreht. Eine sehr schöne Tragikomödie mit Joachim Król in der Hauptrolle. Und als Nächstes drehe ich den Kinofilm "Safari". Eine Komödie über die Irrungen und Wirrungen der Großstädter auf der Suche nach der Liebe. Da spielt dann auch eine Art Tinder eine große Rolle.