Es gibt Lieder, die werden für Filme geschrieben, und sind bis heute unsterblich mit diesen verbunden. Man denke nur an "My Heart Will Go On" von Céline Dion aus "Titanic", "Eye of the Tiger" von Survivor aus "Rocky III" oder natürlich "Don't You Forget About Me" von der schottischen Bands Simple Minds aus "The Breakfast Club". Hört man eines dieser Lieder im Radio, hat man direkt die jeweiligen Filmszenen vor Augen.
Doch es gibt auch Lieder, die große Erfolge sind und die jeder mitsingen kann, bei denen aber längst in Vergessenheit geraten sind, dass sie mal Teil berühmter Filme waren. Für Musik- und Filmfans bietet unsere folgende Liste daher das Beste aus gleich zwei Welten: Fans der Lieder können sich deren Ursprünge mal ansehen, Fans der Filme werden vielleicht inspiriert, den ein oder anderen Song mal wieder anzuhören.
"(Everything I Do) I Do It for You" – Bryan Adams
Angeblich wurde der Text dieses Liedes in 45 Minuten geschrieben. "(Everything I Do) I Do It for You" ist eine der großen Rockballaden der 1990er, bis heute ein Dauerbrenner auf den Radiostationen. Geschrieben wurde es für einen Film, zu dem diese gefühlvolle Nummer auf den ersten Blick kaum zu passen scheint: "Robin Hood: König der Diebe", in dem der bekannte Rächer den Enterbten von Kevin Costner gespielt wird. Der Titel basiert auf einer Verszeile aus dem Film und die Melodie stammt von Soundtrack-Komponist Michael Kamen. Er hatte sie schon in den 60ern für einen anderen Film geschrieben, damals aber nicht verwendet. Gut für Bryan Adams: Er gewann mit dem Song einen Grammy und wurde bei den Oscars nominiert.
"Happy" – Pharrell Williams
Einen ganzen Sommer lang haben 2013 alle mitgeklatscht, egal wo Pharrell Williams seinen Gute-Laune-Hit "Happy" gesungen hat. Das Lied erinnert fast an alte Kinderreime mit seinem simplen, aber zum Mitmachen animierenden Text: "Klatsch mit, wenn du weißt, dass Fröhlichkeit die Wahrheit ist" etc. Tatsächlich passt "Kinderreim" ganz gut zum Kontext: "Happy" ist für den Animationsfilm "Ich – Einfach unverbesserlich 2" entstanden, aber als Chart-Hit schnell so groß geworden, dass der Bezug zum Film flott in Vergessenheit geriet. Williams gewann für das Musikvideo zu "Happy" einen Grammy und war bei den Oscars nominiert, verlor aber gegen einen anderen Kinderzimmer-Hit: "Let It Go" von Idina Menzel aus "Die Eiskönigin".
"Danger Zone" – Kenny Loggins
Es gibt diese Song-Nummern aus den 80ern, die kann heue noch jeder problemlos mitgrölen. Auf einer Party reicht es, in der richtigen Melodie "Highway to the" in den Raum zu rufen, um ein lautes "Danger Zone" zurückzubekommen. Der knackige Mix aus Gitarre, Synthesizer, Schlagzeug und Tenorsaxophon hat auch dank der markanten Stimme von Kenny Loggins seit 1986 nichts von seiner Wirkung verloren. Damals wurde das Lied extra für den Actionfilm "Top Gun" geschrieben – und obwohl man bei dem Lied wohl längst nicht mehr sofort an "Top Gun" denkt, wurde er 2022 in der Fortsetzung "Top Gun: Maverick" wieder angestimmt. "Top Gun" gewann damals auch den Oscar für den besten Filmsong, allerdings ging der nicht an Kenny Loggins, sondern an die Band Berlin für "Take My Breath Away".
"Raindrops Keep Fallin' on My Head" – B. J. Thomas
Heutige Generationen assoziieren mit "Raindrops Keep Fallin' on My Head", gesungen von B. J. Thomas natürlich durchaus mit einem Film – nämlich mit "Spider-Man 2", in dem das Lied zu einer sehr witzigen Montage spielt. Doch da stammt es natürlich nicht her. Geschrieben haben es 1969 die Autoren Hal David und Burt Bacharach für den Western "Zwei Banditen" (bekannter unter dem Originaltitel "Butch Cassidy and the Sundance Kid"). Sie durften sich für ihr wunderschönes Pop-Lied dann auch folgerichtig damals einen Oscar abholen. Der Song kam neben "Zwei Banditen" und "Spider-Man 2" übrigens unter anderem auch bei "Forrest Gump", "3 Engel für Charlie – Volle Power" und "Ein ungleiches Paar" zum Einsatz.
"I Just Called to Say I Love You" – Stevie Wonder
Stevie Wonder ist einer der größten Musiker aller Zeiten – und auch er hat einen Oscar im Regal stehen, gewonnen für "I Just Called to Say I Love You". Warum man den Song heute kaum noch als Filmlied identifiziert, könnte damit zusammenhängen, dass der Film dazu weitgehend in Vergessenheit geraten ist: "Die Frau in Rot". Die Komödie über einen Mann, der wegen einer blonden Schönheit mit dem Gedanken spielt, seine Frau zu betrügen, war schon damals bestenfalls nette Unterhaltung, aber weit von einem Meisterwerk entfernt. In Erinnerung blieb nur das Lied von Stevie Wonder.
"Exit Music (For a Film)" – Radiohead
Es steht sogar im Titel, dass "Exit Music (For a Film)" für den Einsatz auf der großen Leinwand verfasst wurde. Allerdings veröffentlichte Radiohead das Lied noch vor Kinostart auf dem eigenen Album "OK Computer". Es spielt im Abspann von "William Shakespeares Romeo & Julia", der 1997 einer der ersten großen Hits mit Leonardo DiCaprio wurde. Auch textlich geht Radiohead auf das tragische Ende des berühmten Liebespaares ein. Heute sind Song und Film in der öffentlichen Wahrnehmung kaum noch verknüpft – vor allem, da das Lied filmisch teils noch viel besser zum Einsatz kam, zum Beispiel in prägnanten Szenen der Serien "Person of Interest", "Westworld" und "Black Mirror".
"Knockin‘ On Heavens Door" – Bob Dylan
Die Hymne vieler Konfirmanden: Bob Dylans "Knockin' On Heavens Door" ist ein Song, der aus vielen Kirchengemeinden kaum noch wegzudenken ist. Mittlerweile sind die Versionen von Eric Clapton und vor allem die von Guns n‘ Roses um ein Vielfaches bekannter. Das Original schrieb Dylan, der später als Musiker einen Literaturnobelpreis für seine Liedtexte gewann, für einen melancholischen Spätwestern: "Pat Garrett jagt Bill the Kid", inszeniert von Meister-Regisseur Sam Peckinpah. Der Text reflektiert die Szene, in der er zu hören ist: Der alte Sheriff Baker wurde gerade angeschossen, und erwartet an einem See sitzend den nahenden Tod. Zu hören ist etwa die Zeile: "Mama, nimm mir die Marke ab. Ich kann sie nicht mehr gebrauchen."
"Que Sera, Sera" – Doris Day
Dieser Artikel wäre nicht vollständig ohne "Que Sera, Sera". Jeder kennt den Evergreen von Doris Day, entweder im Original oder in einer der zig dutzenden Coverversionen. Besagtes Doris-Day-Original stammt allerdings tatsächlich aus einen Film und gewann einst auch den Oscar. Und das nicht etwa für eine Komödie, einen Kinderfilm oder ein Musical – sondern für einen Thriller von Alfred Hitchcock. Ja, richtig gelesen: Gleich zweimal singt Doris Day das Lied in "Der Mann, der zuviel wusste" von 1956, einem der heute etwas weniger bekannten Filme des Meisters. "Que Sera, Sera" und Hitchcock? Kein Wunder, dass sich große Teile der Film- und Musikgeschichte nicht mehr zwingend an diese Verknüpfung erinnern.