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"Der Herr der Ringe": Tolkiens größtes Drama ist eine verpasste Rettung

Im düsteren Schatten Mordors, zwischen Hoffnung und Verzweiflung, erleben wir den ergreifendsten Moment, den Tolkien je schrieb – die verpasste Chance einer erlösenden Wendung.

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J.R.R. Tolkien, geistiger Vater Mittelerdes, identifiziert in einem Brief (gesammelt in "The Letters of J. R. R. Tolkien") den Moment in "Der Herr der Ringe", der ihm am meisten das Herz bricht. Es ist die Szene, in der Samweis Gamdschie die Möglichkeit einer Läuterung Gollums nicht erkennt – ein Versäumnis mit weitreichenden Folgen.

Diese herzzerreißende Szene entfaltet sich im Kapitel "Die Treppen von Cirith Ungol". An einem Punkt der Geschichte, so Tolkien, hätte Gollum den Weg zurück ins Licht finden können, wäre er von Sam mit Mitgefühl statt Misstrauen behandelt worden.

Der Herr der Ringe: Sam hat es eigentlich vergeigt

Foto: IMAGO / Ronald Grant, Auf den Treppen von Cirith Ungol: In dieser Szene hätte Gollum laut Tolkien gerettet werden können.

Sam, geblendet von seinem Misstrauen gegenüber Gollum, bemerkt die Wende nicht, was die zukünftigen Ereignisse unweigerlich in Richtung Tragödie lenkt. So schreibt Tolkien im Brief 246:

"Der Einzug in Mordor und der Kampf um den Schicksalsberg wären anders verlaufen, und auch das Ende wäre anders ausgefallen. Das Interesse hätte sich auf Gollum verlagert, denke ich, und auf den Kampf, der zwischen seiner Reue und seiner neuen Liebe auf der einen Seite und dem Ring ausgetragen worden wäre.

Obwohl die Liebe täglich gestärkt worden wäre, hätte sie dem Ring nicht die Herrschaft entreißen können. Ich denke, dass Gollum auf eine seltsam verdrehte und bedauernswerte Weise versucht hätte (vielleicht nicht bewusst), beides zu befriedigen.

Sicherlich hätte er irgendwann, nicht lange vor dem Ende, den Ring gestohlen oder ihn mit Gewalt an sich gerissen (wie er es in der eigentlichen Geschichte tut). Aber wenn er den "Besitz" befriedigt hätte, hätte er sich wohl um Frodos willen geopfert und sich freiwillig in den feurigen Abgrund gestürzt."

Die Geschichte zeigt uns, wie die Charaktere mit Versuchungen und Fehlern umgehen. Gollums Ringbesessenheit und Sams unerschütterliche Loyalität gegenüber Frodo sind beides Seiten derselben Medaille, die die Komplexität des Guten und Bösen darstellt.

Auch Regisseur Peter Jackson hat eine mögliche Läuterung in der zeitlosen Verfilmung zumindest angedeutet. Als Frodo Gollum mit seinem richtigen Namen anspricht, erinnert sich Sméagol, wer er wirklich ist. Bevor er jedoch zu einer Erleuchtung kommen kann, stört ein Nazgûl die Szenerie. Ähnlich wie bei Tolkien ist Samweis auch hier ewig skeptisch Gollum gegenüber und bringt ihm nichts als Verachtung entgegen.

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Der Herr der Ringe: Was passierte mit Samweis Gamdschie nach dem Ringkrieg? TVSpielfilm.de