Immer zur Weihnachtszeit rennt das letzte Einhorn seiner Art durch den Wald, in dem es niemals schneit und fragt sich, ob es wirklich das Letzte seiner Art ist. Seit 1982 begeistert die gezeichnete Romanverfilmung "Das letzte Einhorn" ein Millionenpublikum. Das poetische, sensible Märchen gehört seit Beginn der 80er zu den wichtigsten Filmen, die regelmäßig zur besinnlichen Weihnachtszeit im Feiertagsprogramm des deutschen Fernsehens gezeigt werden. Gesehen hat das Fantasyepos daher mittlerweile so gut wie jeder – doch wusstest Du schon von diesen fünf spannenden Fakten hinter den Kulissen?
Kein Zeichentrickfilm für Kinder
Schon immer galt "Das letzte Einhorn" trotz der märchenhaften Figuren als ungewöhnlicher Film für Kinder. Allein der Auftritt des roten Bullen, der wie eine Ausgeburt der Hölle inszeniert wird, ist erstaunlich beängstigend. Dazu kommt ein Soundtrack der 70er Jahre Rockband America, mit der Kinder meist eher keine Berührungspunkte haben, und eine Geschichte, die in ihrer existenziellen Not und Sprache mit Urängsten und philosophischen Themen hantiert.
Daher verwundert es auch nicht, dass "Das letzte Einhorn" nie für Kinder gedacht war. Die Macher besetzten einst im Originalton bewusst bekannte Charakterdarsteller, um Erwachsene ins Kino zu locken. Das US-amerikanische Filminstitut AFI führt den Film als "erwachsenes Musical-Fantasyabenteuer", wie sich in deren Katalog nachlesen lässt.
Studio Ghibli war (quasi) involviert
Unter Anime-Fans gilt das Studio Ghibli als der heilige Gral des Trickfilms. Meisterwerke wie "Chihiros Reise ins Zauberland", "Prinzessin Mononoke" oder "Mein Nachbar Totoro" gehen auf die Kappe des Studios. Und – zumindest teilweise – auch "Das letzte Einhorn". Der Film mag zwar in den USA entstanden sein, doch die Macher Jules Bass und Arthur Rankin Jr. ließen einen Großteil der Animationen und Zeichnungen in Japan entstehen.
Dort arbeitete das Studio Topcraft an dem Film, die häufiger bei US-Trickfilmen mitmischten. Topcraft konnte sich allerdings nicht mehr halten und wurde kurz nach der Erscheinung von "Das letzte Einhorn" aufgekauft – u.a. von Filmemacher Hayao Miyazaki, der das Studio unter dem Namen Studio Ghibli wieder groß machte.
US-Star Christopher Lee ist auch im Deutschen zu hören
Die Besetzungsliste von "Das letzte Einhorn" ist im Originalton ohne Frage beeindruckend. Das titelgebende Einhorn spricht Hollywood-Legende Mia Farrow, auf dem Zauberer Schmendrick hört man Alan Arkin und die Hexe Mommy Fortuna wird von Angela Lansbury gesprochen, der Musical-Ikone, die im Deutschen aber vor allem aus "Mord ist ihr Hobby" bekannt ist. Ein besonderer Hochkaräter ist jedoch der originale "Dracula"-Darsteller, der den König Haggard spricht: Christopher Lee.
Lee war ein großer Fan der Romanvorlage, und achtete beim Entstehungsprozess des Films pedantisch darauf, dass die Filmemacher sich eng ans Buch hielten. Noch beeindruckender ist sein Einsatz für die Rolle: Da er acht Sprachen beherrschte, synchronisierte er die Rolle auch in der deutschen Synchro – und ist somit als einziger Orignalstar auch bei uns im TV zu hören.
Manche Schauspieler rissen sich um die Rollen
Die Produktion von "Das letzte Einhorn" war so prestigeträchtig, dass jeder einzelne Hollywood-Star, der für eine Rolle angefragt wurde, sofort "Ja" sagte. Einer von ihnen bestand sogar darauf, besetzt zu werden – nämlich Jeff Bridges. Der Oscarpreisträger, den man vor allem als kiffender "Dude" aus "The Big Lebowski" kennt, bestand darauf, eine Rolle im Film übernehmen zu dürfen: völlig egal, welche.
Er hatte nämlich gehört, dass sein enger Freund René Auberjonois für den Part als Skelettschädel besetzt wurde. Gemeinsam mit Auberjonois hatte Bridges im Jahr 1976 eine "King Kong"-Adaption gedreht. Er bot den Produzenten sogar an, ohne jede Bezahlung am Film mitzuwirken. Schlussendlich wurde er als Prinz Lír besetzt – und sang im Film den wunderschönen Song "That's All I've Got to Say".
Prinz Lír bekommt im Buch ein Happy End
Anders als in vielen Trickfilmen oder Märchen endet "Das letzte Einhorn" bittersüß: Da das Einhorn nicht mit Prinz Lír zusammen sein kann, empfindet es als erstes Einhorn auch das Gefühl von Trauer. Es kehrt in seinen Wald zurück und wird mit seinesgleichen vereint. Prinz Lír hat zwar die Liebe gefunden, muss das Einhorn aber ziehen lassen. Selbst sein Königreich ist verloren: Sein Adoptivvater ist tot, sein Schloss existiert nicht mehr.
Die literarische Vorlage von Peter S. Beagle hinterlässt da eine positivere Note für Prinz Lír. Er bleibt in seinem Königreich, um es aus den hinterlassenen Trümmern neu aufzubauen – und bekommt (vielleicht) auch in der Liebe eine zweite Chance: Als Schmendrick und Molly einer Prinzessin begegnen, schicken sie sie in Richtung von Lír. Ob aus den beiden ein Paar wird, bleibt aber auch dort offen.