.

Chefinnen: Konkurrenz für A. Merkel

Mal kurz regieren gehen

Die Kanzlerinnen Veronika Ferres, Iris Berben, Angela Merkel
Gipfeltreffen: Angela Merkel mit Iris Berben und Veronika Ferres Picture Alliance

Veronica Ferres und Iris Berben spielen beide die deutsche Bundeskanzlerin. TV SPIELFILM hat sie dabei beobachtet

Dass die Kanzlerin der Bundesrepublik Deutschland sich den Terminkalender täglich bis zum Bersten vollpackt, ist kein Geheimnis. Dass sie an drei Orten gleichzeitig sein kann, ist aber auch für unsere emsige Regierungschefin ein Novum.

Genauso passierte es aber am 20. Mai 2014 in Berlin. Da eröffnete die laut Forbes-Liste immer noch mächtigste Frau der Welt um 11 Uhr die Internationale Luft- und Raum­fahrtausstellung auf dem Flughafen Schönefeld. Parallel dazu musste sie im Palais am Festungs­graben einen Disput mit ihrem Kanzleramtsminister führen, der ihre Amtsauffassung infrage stellte.

Und während sich der stämmige Politiker im Osten der Hauptstadt immer heftiger in Rage schimpfte, saß die Kanzlerin außerdem auch noch entspannt und vor­freu­dig in der Nähe des Ku'­damms in der Maske, um sich für ein Abendessen aufhübschen zu lassen, das sie diskret mit dem französischen Staatspräsidenten verabredet hatte - ihrem heimlichen Geliebten.

Normalerweise wäre das Stoff für fette Schlagzeilen, aber keine Angst, für die dreifache Merkel gibt's eine simple Erklärung. Zwei Regierungschefinnen sind der Fantasie von Drehbuchau­toren entsprungen und heißen Katharina Wendt und Anna Bremer. Die eine (Wendt) wird von der 63-jährigen Iris Berben gespielt, die andere (Bremer) von der 49-jährigen Veronica Ferres.

Dass zwei der bekanntesten Schauspielerinnen Deutschlands gleichzeitig die erste Kanzlerin spielen, ist ein ulkiger Zufall, und so unterschiedlich wie die beiden Darstellerinnen sind auch die Filme, die sie drehen.

Berbens "Die Eisläuferin" basiert auf Katharina Münks gleichnamigem Satirebestseller, in dem die Politikerin durch einen Unfall ihr Gedächtnis verliert. Sie glaubt, sie lebe noch im Jahr 1989 und "die Mauer muss weg". Bemerken soll die Amnesie niemand, was Mitarbeiterstab und Ehemann (Ulrich Noethen) vor täglich neue He­rausforderungen stellt.

Der Ferres-Film "Die Staatsaffäre" ist dagegen eine romantische Komödie um eine Singlefrau, die überraschend ihre Jugendliebe wiedertrifft, die ebenso wie sie Politkarriere gemacht hat.

Politsatire (2015 im Ersten) oder Politromanze (im September auf Sat.1) - welche Version den Zuschauern besser gefällt, wird sich zeigen. Bei der Politprominenz jedenfalls hat Ferres einen Sympathievorsprung. Sie kam anlässlich eines Empfangs der Bundeskanzlerin im Mai dieses Jahres mit Volker Kauder ins Gespräch. Das Treffen muss den Fraktionsvorsitzenden der CDU/CSU so umgehauen haben, dass er Ferres ein paar Tage später am Set besuchte, um beim Drehen zuzusehen.

Iris Berben hätte Kauder dagegen sicher nicht auf Anhieb erkannt. Sie trägt eine Perücke, mit der sie aussieht wie eine Mischung aus Merkel und Verteidigungsministerin von der Leyen. Als Regisseur Markus Imboden, übrigens ein neutraler Schweizer, sie zur nächsten Einstellung ruft, verabschiedet sie sich launig: "Entschuldigen Sie mich bitte, ich muss mal kurz regieren gehen."

Das tut sie mit erfrischender Naivität, denn als Frau ohne Gedächtnis sind die Jahre des Macht­habens und des dazugehörigen diplomatischen Rumgeeieres ebenfalls vergessen. Das bekommt an diesem Tag der russische Präsident zu spüren, den sie eiskalt abblitzen lässt. Berben spielt's mit Verve und Wonne, während die echte Kanzlerin auf der ILA nur Politikersprech von sich geben darf.

Susanne Sturm