Christopher McCandless war ein Abenteurer: Mit 24 Jahren ließ er die Zivilisation hinter sich und fuhr per Anhalter quer durch die USA bis nach Alaska. In der Nähe des Örtchens Healy ging er dann querfeldein in die Wildnis: Ohne rudimentärer Ausrüstung wanderte er ins Grüne, um den Menschen den Rücken zu kehren. Schließlich traf er auf einen ausgedienten Linienbus des Fairbanks City Transit Systems, in dem er sich niederließ. Mehrere Monate lebte er hier vollkommen auf sich allein gestellt, bis er im September 1992 von Elchjägern tot aufgefunden wurde. Seine Geschichte verfilmte Oscar-Preisträger Sean Penn 2007 in "Into the Wild", 2020 machte sie erneut Schlagzeilen, nachdem erneut Menschen in der Gegend gestorben waren.

"Magic Bus" wird zur Todes-Falle

McCandless‘ Todesursache ist ungeklärt. Sie soll jedoch mit dem Verzehr von Alpen-Süßklee zu tun haben, wie auch Penns Film zeigt. Eindeutiger ist hingegen die Ursache von zwei anderen Verstorbenen: Sie wollten zum Bus wandern, in dem McCandless monatelang lebte. Die 30 Kilometer lange Strecke dorthin führt jedoch über Stock und Stein, durch zwei reißende Flüsse und durch den Lebensraum von Wölfen und Bären.

2010 starb eine junge Schweizerin, 2019 eine Weißrussin auf ihrer Hochzeitsreise, als sie auf dem Weg zum Bus war und im Fluss Teklanika ertrank. Warnungen der Einheimischen und Berichte über die unwegsame Gegend ignorierten auch viele weitere Wanderer. Der Leiter der lokalen Feuerwehr sagte 2020 dem Outside-Magazin, dass er pro Saison ein Dutzend Personen auf dem Weg zum "Magic Bus" retten müsse.

Im Juni 2020 zogen die Behörden die Reißleine und ließen den Bus mittels eines Army-Helikopters entfernen. Dan Saddler, damals Sprecher des Department of Natural Resources, das den Bus entfernen ließ, sagte im Interview mit der SZ dazu: "In den letzten Jahren gab es so viele Nachrichten über Menschen, die sich verletzt haben oder die sogar gestorben sind, weil sie zum Bus wandern wollten. Die Tatsache, dass immer wieder Menschen auf unserem Grund sterben, hat uns dazu geführt, endlich zu handeln."

Heute steht der Bus im Museum of the North der University of Alaska in Fairbanks, Alaska und kann in sicherer Umgebung besichtigt werden. "Into the Wild" wurde unterdessen für zwei Oscars nominiert. Den Trailer dazu seht ihr oben.