Als der Übermensch "Black Adam" im fiktiven Land Khandaq für eine Wüste der Zerstörung sorgt, erscheint ein ganzes Team an Superhelden, um ihn zu stoppen. Die Comicverfilmung mit Dwayne Johnson in der Hauptrolle setzt nicht nur auf 2 Stunden nonstop Action, sondern hat einen ganzen Schwung an unterschiedlichen Figuren an Bord. Unter all den kostümierten Helden steht im Fokus der Story aber eine Frau ganz ohne Superkräfte: Adrianna Tomaz.

Sie setzt sich für die Befreiung ihres kolonialisierten Landes ein und findet in Black Adam einen Seelenverwandten, der sie bei ihrem Anliegen unterstützen kann. Gegenüber TVSPIELFILM.de hat Adrianna-Darstellerin Sarah Shahi (bekannt aus der TV-Serie "Person of Interest") erzählt, warum es für sie eine Ehre war, die mutige Kämpferin zu spielen – und wieso sie als Mutter einen ganz besonderen Bezug zum Plot des Films hat.

Sarah Shahi: "Mutig sein bedeutet nicht, keine Angst zu haben"

TVSPIELFILM.de: Ich habe mich beim Gucken des Films direkt in Adrianna verliebt. "Black Adam" ist so voll von Superhelden, Anti-Helden und überlebensgroßen Monstern, aber sie ist bloß eine Mutter, die versucht, ihre Familie und ihr Land zu beschützen.

Sarah Shahi: Ich selbst bin eine Single-Mama, ich wurde von einer Single-Mama großgezogen. Meiner Meinung nach sind alle Mütter wahre Superhelden.

Absolut.

Es war deshalb ein so großes Privileg für mich, Adrianna zu spielen. Sie hat keine übernatürlichen Fähigkeiten. Sie ist eine Mutter, ihre Superkraft ist ihr Herz. Und natürlich die Liebe zu ihrem Heimatland. Sie arbeitet als Archäologin, sie kennt die Mysterien ihres Landes und sie will für ihre Ideale kämpfen, für ihre Idee davon, wie ihr Land sein könnte. Es ist eine Ehre, die "normale Person", die für Veränderung kämpft, die den Widerstand bekämpft. Ich bin Perserin, ich könnte aktuell nachts nicht ruhig schlafen, wenn ich nicht auf die Frauen und Männer im Iran aufmerksam machen würde, die für Veränderungen kämpfen. Und ich finde es schön, dass ich mit meiner Rolle eine Frau spielen darf, die diesbezüglich einige Parallelen aufweist.

Ziemlich zu Beginn des Films, als Adrianna sich in der großen Höhle aufhält, erinnert sie gar an eine Figur aus "Tomb Raider". Sie wirkt schon auch wie eine Lara Croft.

Das tut sie, absolut. Als Jaume Collet-Serra, der Regisseur des Films, und ich über die Figur geredet haben, haben wir überlegt, was unsere Ziele mit ihr sind. Jemanden zu spielen, der einfach nur taff und stark ist, ist ziemlich langweilig. Wir haben also gesagt: Ja, sie ist all das, sie ist "Lara Croft gemixt mit Indiana Jones". Aber sie ist außerdem die einzige Bezugsperson für Black Adam. Es gibt Szenen, da sehen wir ihr Mitgefühl, ihre Verletzlichkeit, ihre Empathie. Dass sie eine Mutter ist, spielt da stark mit rein. Ich selbst habe drei Kinder und weiß: Mutig zu sein bedeutet nicht, keine Angst zu haben, sondern Angst zu haben, und trotzdem zu handeln. Das war das Motto, nach dem wir sie zeichnen wollten.

"Black Adam"-Star Sarah Shahi: "Manchmal muss man hässliche Dinge tun"

Dieser Film ist nicht so familienfreundlich wie viele anderen Superheldenfilme. Es geht relativ brutal zur Sache und gerade Dwayne Johnson tötet einen Haufen Leute in "Black Adam". Waren Sie im Vorfeld überrascht, wie hart der Ton hier angelegt wurde?

Ich war überhaupt nicht überrascht, um ehrlich zu sein. Ich glaube, was eigentlich zählt, ist wie unglaublich gut diese Geschichte ist. Die Art, wie sie Black Adam beschreiben und seine Vergangenheit alleine: Er war ein Sklave, wiedergeboren mit Kräften, die er nie wollte. Seine Familie wurde ermordet. All das bildet den Menschen, den wir in diesem Film sehen. Trotzdem ist es wahr: Black Adam hat seine eigene Vorstellung von Gerechtigkeit. Aber gleichzeitig ist die Geschichte ein großer Spaß, sehr dramatisch, witzig und emotional. Und ich finde auch, der Film ist wunderschön anzuschauen.

Es gibt im Film gleich zwei Anspielungen auf meinen persönlichen Lieblingsfilm: "Zwei glorreiche Halunken" (im Englischen: "The Good, The Bad and The Ugly", übersetzt: "Der Gute, der Böse und der Hässliche"). Ziemlich ironisch, denn in genau dem Spektrum befindet sich "Black Adam": Es gibt die Guten, die Bösen und die hässlichen Dinge, die sie teils tun oder tun müssen. Wie wäre Adriannas Sichtweise auf das Gute, das Böse und das Hässliche?

Meiner Meinung nach verändert sich Adrianna im Film nicht, bezogen auf ihre moralische Vorstellung. Sie kämpft dafür, Black Adam auf ihre Seite zu ziehen, da sie weiß: Die einzige Chance für sie, ihre Feinde zu besiegen, ist Black Adam. Er muss für sie kämpfen. Anders wird sie nicht gewinnen. Ich denke, sie würde zustimmen, dass man manchmal hässliche Dinge tun muss, um etwas Gutes zu bewirken. Und unter anderem das verbindet sie mit Black Adam. Beide sind Familienmenschen. Black Adam ist ein Vater. Er war ein Ehemann. Meine Figur hat ihren Mann verloren, und ist eine Mutter. Beide verstehen, was man tun muss, um die eigene Familie zu schützen. Sie wissen: Man muss die Dinge oft genug in die eigene Hand nehmen.

Ich bedanke mich für das Gespräch!

"Black Adam" ist seit dem 20. Oktober 2022 in den deutschen Kinos zu sehen.