Von 2002 bis 2005 erfreute sich "Berlin, Berlin" in Deutschland großer Beliebtheit. Die Geschichte um Lolle Holzmann und ihr Liebesdreieck mit den zwei Verehrern Sven Ehlers und Hart erstreckte sich über vier Staffeln, Felicitas Woll wurde durch ihre Hauptrolle zum Star. Jetzt hat sie sich für eine Fortsetzung im Filmformat wieder mit Co-Stars Jan Sosniok und Matthias Klimsa zusammengefunden. "Berlin, Berlin – Der Film" ist ab sofort bei Netflix verfügbar. Und nicht nur die alten Stars sind dabei: Auch die Neuzugänge Janina Uhse und Christian Tramitz schließen sich der Besetzung an. Doch wie geht dieser Mix aus bewährten Elementen und neuen Figuren auf? Um das zu erklären, hat sich Felicitas Woll einige Minuten für TVSPIELFILM.de Zeit genommen. Den Trailer zum Film seht ihr hier:
Die Geschichte richtet sich an eine neue Generation
TVSPIELFILM.de: "Berlin, Berlin – Der Film" setzt die Serienhandlung nach fünfzehn Jahren fort – allerdings unerwartet. Am Ende der Serie entschied sich Lolle für Sven, doch zu Beginn des Films steht sie mit Hart vor dem Traualtar. Woher der Sinneswandel in der Zwischenzeit?
Felicitas Woll: Das ist gewissermaßen Teil unserer Geschichte. Man sieht zu Beginn, wie Lolle und Hart vor dem Traualtar stehen und alle, die die Serie gesehen haben, stellen sich genau diese Frage. "Was ist da passiert? Warum will sie jetzt doch Hart heiraten?" Aber das erzählen wir im Laufe des Films. Zwischen den Dreien ist eine ganze Menge passiert, seit wir sie das letzte Mal gesehen haben. Wir erzählen, inwiefern Sven und Lolle sich verändert haben, und was die jeweiligen Wünsche waren. Warum es nicht funktioniert hat. Und warum Lolle irgendwann den Flieger zurück nach Berlin genommen hat.
Genau wie die Serie heißt der Film "Berlin, Berlin". Ironischerweise spielt ein Großteil der Handlung aber nun außerhalb von Berlin.
Unser Autor David Safier hat sich natürlich Gedanken gemacht, wie man die Geschichte nach 15 Jahren in die nächste Generation holen kann. Man kann nicht einfach alles so erzählen, wie es damals war. Wir mussten uns der Zeit anpassen, und berücksichtigen, dass eventuell Leute den Film sehen, die die Serie damals nicht gesehen haben.
Und deshalb wollten sie raus aus Berlin für den Film?
Naja, der Tapetenwechsel bot uns neue Möglichkeiten. Für das Medium Film muss man nun einmal anders erzählen als fürs Serienformat. Da muss sehr viel mehr visuell passieren, da braucht es rasante Bilder und da will man Energie spüren. Und für dieses Anliegen war ein Roadmovie natürlich super.
Es erweitert also die Geschichte.
Ganz genau. Im Film geht es letztlich wie in der Serie um die Reise zu sich selbst. Und das ist nicht nur in Berlin ein Thema, zumal Berlin sich in der Zwischenzeit auch sehr verändert hat. Es ist nicht mehr das Berlin von früher. Aber ja, wir erzählen eine Reise zu sich selbst und dazu gehört es, wieder ganz unten anzufangen. Die Krawatte und den schicken Anzug zu verlieren, die schicken Schuhe auszuziehen und sich zu fragen: Wer bin ich eigentlich? Wo bin ich? Und was sind meine Ziele?
Keine "Berlin, Berlin"-Auffrischung nötig
Der Film ist eine inhaltliche Fortsetzung der Serie – was so weit geht, dass sogar Szenen aus den damaligen Folgen im Film verwendet werden. Mit dem Vorwissen: Wie genau geht man an so eine "Rückkehr" heran? Haben Sie sich zur Vorbereitung alte Folgen nochmal angesehen vor Drehbeginn?
Ehrlich gesagt hab ich die Folgen allesamt über die Jahre so oft gesehen, in Wiederholungen, bei meinen Geschwistern, diese Rolle war für mich nie ganz weg. Für meinen Bruder war ich immer Lolle und werde es auch immer sein. (lacht) Selbst Menschen draußen auf der Straße haben mich immer wieder auf Lolle angesprochen, und ob wir "Berlin, Berlin" nicht doch nochmal zurückbringen. Über die Jahre hab ich Lolle so verinnerlicht, dass diese Rolle ein Teil von mir ist, der nie ganz weggehen wird. Es gibt diese Figuren im Leben eines Schauspielers, die einfach an dir haften und die sehr wichtig für dich waren. Lolle war das für mich.
Also war es gar kein Problem, am Set wieder in die Rolle einzutauchen?
Nein, Lolle muss ich mir nicht mehr erarbeiten. Ich war mir von Vornherein sehr sicher, dass sie vor der Kamera sofort wieder da sein wird und so war es auch. Das war schnell abrufbar, ich musste mich nicht groß reindenken. Solche Rollen sind eine ganz energetische Sache, die liegen irgendwo in deinem Regal und du weißt, wie du sie wieder hervorbringst und von da an ist es vor allem ein großer Spaß.
Wie ist das im Zusammenspiel mit den anderen Schauspielern aus der Serie, z.B. Jan Sosniok und Matthias Klimsa?
Mit den Jungs von früher war das eine ganz schnelle Sache. Wir waren da alle ganz fix wieder im richtigen Rhythmus, was auch viel damit zu tun hat, wie das Script geschrieben ist und das wir David Safier sei Dank im Sprechtext sofort die Figuren wiedererkennen konnten.
Mit Janina Uhse in einer sehr großen Rolle kommt dann ja auch noch eine neue Person in das eingespielte Team.
Das war überhaupt kein Problem. Wir haben früher in der Serie ja auch Gast-Auftritte gehabt und mussten uns am Set immer auf neue Leute einlassen können. Als Gruppe haben wir immer versucht, offen und aufgeschlossen für neue Leute zu sein und uns auf deren Art und Weise einzulassen. Es macht ja auch Spaß, wenn sich neue Dynamiken entwickeln, frischer Wind tut gut. Deshalb machen wir gerne die Tür auf und lassen neue Leute in unseren Kreis.
Die Kraft der Fantasie! Und: Kommt ein zweiter Film?
Die Serie lebte damals ja auch von den Zeichentrick-Unterbrechungen, den kleinen Cartoons, die die Handlung kommentieren. Im Film wurden die jetzt durch Animationen ersetzt.
Genau, auch dahinter stand wieder der Gedanke, die Serie von damals auf neue, moderne Weise zu erweitern und etwas zu machen, dass zum neuen Format passt.
Wie schwierig ist das, mit Gegenübern zu spielen, die nicht wirklich da sind? So wie in diesem Fall die Animationen.
(überlegt) Letztendlich hat das alles mit Fantasie zu tun. Ich kenne das Drehbuch, ich kenne die Szene, ich weiß den Moment, und von da an ist es die Kunst der Fantasie. In dem Augenblick, in dem man sich diese Trickfiguren vor sich stehend vorstellt, hat man so ein ganz kindliches Verhalten. Es ist gewissermaßen kindliche Arbeit, so wie man im Kinderzimmer mit Dingen gespielt hat, die gar nicht da waren, so machen wir das auch vor der Kamera.
Sag niemals nie! (lacht) Wie hat das Paulchen Panther gesagt? "Ich komm wieder, keine Frage." Das geht immer und vorstellen kann ich mir sehr vieles. Ich glaube, für "Berlin, Berlin" kann es nie ein definitives Ende geben, weil die Ideen und die Geschichten nie auserzählt sind.
Wäre die richtige Art und Weise dann ein weiterer Film oder vielleicht sogar ein Serien-Revival?
Ich würde nichts ausschließen wollen. Eine Serie ist natürlich eine ganz andere Art zu arbeiten. An der ersten Staffel haben wir damals neun Monate lang gearbeitet. Mit anderen Worten: Das würde für uns alle einfach sehr viel mehr Zeit bedeuten als ein Film. Und ich möchte meine Zeit in der Zukunft auch gerne noch mit vielen weiteren, unterschiedlichen Projekten verbringen. An sich bin ich aber ein großer Fan des Serienformats, weil sich die Figuren lange und glaubwürdig entwickeln können. Eine Film-Variante wäre aber für mich die bessere Lösung.
Und Ihr Bruder würde sich ja sicher auch über mehr "Berlin, Berlin" freuen.
Alle in meinem Umfeld! (lacht) Als ich von dem Film erzählt habe, waren die Reaktionen in meinem Familienkreis wahnsinnig euphorisch, sie haben sich alle für mich gefreut. Wir haben uns alle ja immer gefragt, wie es mit Lolle wohl weiter gehen würde, und die Möglichkeit zu haben, dass jetzt herauszufinden, war etwas Besonderes. So wie die ganze Serie damals.
Vielen Dank für das Gespräch!