"Der König der Löwen", "Inception" und "Alien" sind nur drei der Filme, die anscheinend auf anderen Produktionen basieren sollen. Sei es die Handlung, das Szenenbild oder beides, die Gemeinsamkeiten sind oft kaum von der Hand zu weisen. Doch kann man in diesen Fällen von Diebstählen sprechen oder liegt doch einfach ein Zufall vor? Wir sind den vermeintlichen Kopien auf die Spur gegangen. 

"Der König der Löwen" und "Kimba"

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Gerade die Löwen-Wolkengestalt dürfte einigen bekannt vorkommen

Offiziell heißt es, sei der 1994 erschienene "Der König der Löwen" der erste Disneyfilm, der auf keiner Vorlage basiert. Doch angefangen beim Namen sind die beiden sich sehr ähnlich: Ist der Löwe "Simba" nur eine Kopie von "Kimba"?

"Kimba, der weiße Löwe" war eine Anime-Serie des japanischen Zeichners Osami Tezuka, die ab 1965 bis 1989 ausgestrahlt wurde. In der Geschichte verliert das Löwenjunge Kimba seinen Vater und muss sich dessen Nachfolge im afrikanischen Dschungel zurückerobern. Klingt bekannt? Die Ähnlichkeiten zu Disneys "König der Löwen" gehen noch weiter: Kimba hat einen bösen Onkel, dessen Gefolge aus Hyänen besteht. An Kimbas Seite stehen ein Wildschwein und ein Erdmännchen und auch in der japanischen Version hat der kleine Löwe eine Nala an seiner Seite. Auch visuell gleichen sich einige Szenen bis ins Detail.

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Bis heute verneint das Unternehmen etwas von "Kimba" gewusst zu haben. Der Sprecher des erwachsenen Simbas Matthew Broderick gab jedoch im Interview mit Austin American-Statesman an, er sei zunächst davon ausgegangen, dass es sich beim "König der Löwen" um ein Kimba-Remake handle. "Ich dachte, sie meinten Kimba, den weißen Löwen aus dem Fernsehen, als ich ein kleines Kind war. Also habe ich allen erzählt, dass ich Kimba spielen werde." 

Selbst in den Simpsons ist ein Hinweis zu finden: Es erscheint, wie im Disneyfilm, ein Mufasa aus Wolken, der sagt: "Du musst meinen Tod rächen, Kimba, ... ich meine: Simba." Doch trotz der breiten Diskussion: Eine Klage gegen Disney gab es nie

"Inception" und "Paprika"

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"Paprika" sieht "Inception" teils zum Verwechseln ähnlich

Auch bei "Inception" war es ein Anime, der vier Jahre zuvor erschien, und möglicherweise die Inspiration für Christopher Nolans Film lieferte. Grund dafür sind auch hier die vielen Ähnlichkeiten, angefangen bei der Thematik. Doch anders als beim "König der Löwen" ähneln sich die Handlungen nicht besonders: Leonardo DiCaprio spielt in "Inception" den Träume-stehlenden Auftragsdieb Dominick Cobb, der eine Idee in das Unterbewusstsein eines Mannes namens Fischer einsetzen soll. In "Paprika" hingegen entwickelt eine Psychotherapeutin ein Gerät, mit dem sich Träume genau untersuchen lassen. Als dieses gestohlen wird, kommt es zur Vermischung von Realität und Traum.

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Christopher Nolan hat sich offenbar 'ein wenig' inspirieren lassen

Gemeinsam ist also der Aspekt, dass im Film eine Möglichkeit gefunden wird, in das träumende Unterbewusstsein einzugreifen. So entsteht eine Traumwelt, die das Erkennen der eigentlichen Realität fast unmöglich macht. Es gibt auch einige Szenen, die wirklich ähnlich aussehen. Ob allerdings wirklich von einem Diebstahl die Rede sein kann, ist eher fraglich. "Lose Inspiration" trifft es wohl eher. "Inception" ist nicht der einzige Film, der von Werken des Filmemachers Satoshi Kon inspiriert sein soll. Parallelen zwischen seinen und Hollywoodfilmen tauchen immer wieder auf, sei es visuell oder thematisch.

"Alien" und "Planet der Vampire"

Die "Alien"-Filmreihe, aus der mittlerweile ein gewaltiges Franchise gewachsen ist, soll sich angeblich auch stark an einem Genre-Vorgänger orientiert haben. Die Rede ist von "Planet der Vampire", der 1965 in die Kinos kam. In beiden Filmen landen Raumschiffe auf fremden Planeten, die einen zur Notlandung, die anderen, weil sie ein Notsignal erhielten. Beide werden von den auf den Planeten herrschenden fremden Mächten angegriffen, gegen die es sich folglich zu verteidigen gilt.

Auch wenn es wie ein offenes Geheimnis scheint, dass "Alien" sich stark an "Planet der Vampire" orientiert, galten beide als Kultfilme ihres Genres. Beide wurden besonders gelobt für ihre Atmosphäre, ihre für die Zeit fortschrittlichen visuellen Effekte und ihre Spannung. Der einzige Unterschied liegt in der Nachwirkung: Alien bekam eine ganze Reihe von Fortsetzungen und Ablegern und konnte so anders als seine 'Vorlage' langfristig Erfolg generieren. "Planet der Vampire" hingehen ist heute weitestgehend in Vergessenheit geraten.

"Für eine Handvoll Dollar" und "Yojimbo"

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"Yojimbo - Der Leibwächter" spielt in Japan - Der Protagonist ist ein Samurai

Der Italowestern "Für eine Handvoll Dollar" gilt als inoffizielles Remake des japanischen Films "Yojimbo - Der Leibwächter" von 1961. Der Inhalt der beiden Filme überschneidet sich beinahe komplett: Sie handeln von einem Fremden, der in eine Stadt kommt, die von rivalisierenden Familien beherrscht wird. Er versucht, die Familien zu seinen Gunsten gegeneinander auszuspielen. Einziger Unterschied: Der Film 1964 mit Clint Eastwood in der Hauptrolle wurde in den Wilden Westen verlegt.

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Clint Eastwood war in "Für eine Handvoll Dollar" noch weitestgehend unbekannt

Ganz so konfliktfrei ging allerdings auch dieser "Diebstahl" nicht vonstatten. Akira Kurosawa, der Macher von "Yojimbo", soll den Kopf hinter "Für eine Handvoll Dollar" kontaktiert und Sergio Leone deswegen zur Rede gestellt haben. Es kam schließlich zu einer außergerichtlichen Einigung. Kurosawa durfte "Für eine Handvoll Dollar" in Japan, Taiwan und Südkorea vermarkten und erhielt eine Gewinnbeteiligung von 15% der weltweiten Einnahmen. Kein schlechter Deal, wenn man bedenkt, welche Wirkung und Folgen "Für eine Handvoll Dollar" mit sich bringen sollte.

"Harry Potter" und "Mio, mein Mio"

Harry Potter, wohl der berühmteste Zauberer der Welt, ein Diebstahl? Zwischen seiner und Mios Geschichte aus "Mio, mein Mio" gibt es so einige Parallelen, die genau das vermuten lassen. In Astrid Lindgrens Buch von 1954, auf das später der gleichnamige Film folgte, geht es um Mio, einen Waisenjungen, der bei seiner gemeinen Ziehfamilie leben muss. Er erhält einen magischen Brief, der ihm Einzug in eine magische Welt gewährt, wo er tolle Freunde findet. Er stellt sich als der Auserwählte heraus, der gegen den Bösen, dessen Name nicht gesagt werden darf, kämpfen muss. Dabei helfen sollen ihm ein Umhang, der ihn unsichtbar macht und ein magisches Schwert.  

Obwohl die Geschichte Ähnlichkeiten mit Harry Potters Handlung hat, ist dieser Aufbau typisch für Heldengeschichten. Es gibt eine Alltagswelt und eine magische Welt, in die der Protagonist gezogen wird, um gegen einen Bösewicht zu kämpfen. Geschichten wie "Die Chroniken von Narnia" und "Alice im Wunderland" folgen ebenfalls diesem Schema. Auch wenn es so scheint, als habe sich J. K. Rowling stark an "Mio, mein Mio" orientiert, ist das wohl eher ein dem Genre geschuldeter Zufall.

"Reservoir Dogs" und "City on Fire"

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In "City on Fire" beschuldigt jeder schließlich jeden

"Das ist eine Hommage. DePalma hat es getan. Lucas hat es getan. Tarantino war damals nicht bahnbrechend", heißt es auf Reddit zur Diskussion, inwieweit "Reservoir Dogs" eine Kopie des 1987 erschienenen Films "City on Fire" sei. Angeblich habe Tarantino öffentlich immer wieder darüber geredet, dass er von diesem Film inspiriert worden sei. Ist es also in Ordnung, die Handlung eines Films zu übernehmen, solange man nicht negiert, dass es eine Verbindung gibt? Nein, findet ein anderer Fan, der auf den obigen Kommentar "Das ist keine Hommage. Tarantino klaut einen ganzen Film" antwortet. 

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In "Reservoir Dogs" kommt es da zu ganz ähnlichen Szenen

1992 erscheint Quentin Tarantinos Film "Reservoir Dogs", der den Anfang seiner Karriere markierte. Der Inhalt ist allerdings keine Neuheit: Eine Gruppe von Juwelendieben, die sich für einen großen Raub zusammentun. Alle haben sie Decknamen und keiner weiß etwas über die anderen. Es gibt einen Spitzel unter ihnen, einen verdeckt ermittelnden Polizisten und schon bald beschuldigen sie sich alle gegenseitig. Auch wenn die Filme nicht bis ins letzte Detail gleich sind, wird klar: Tarantino hat sich intensiv inspirieren lassen.

"Die Eiskönigin" und "Yentl"

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Barbara Streisand singt "Papa Can You Hear Me"

Charakteristisch ist in Disneyfilmen die Musik, so auch in "Die Eiskönigin". "Willst du einen Schneemann bauen" ist einer der bekanntesten Songs des Films. Doch er ähnelt einem anderen berühmten Song aus der Filmgeschichte mehr als nur ein wenig. Niemand geringeres als Barbra Streisand singt im Musical "Yentl" von 1983 das Lied "Papa Can You Hear Me?". Nachdem 2010 die Eiskönigin auf der Kinoleinwand erschienen war, wurden einige Stimmen laut, die auf die Ähnlichkeit der Musik hinwiesen. Offiziell untersucht oder gar geklagt wurde nie, die breite Öffentlichkeit erreichte die Diskussion auch nicht. 

Doch sorgte der Fall für einen Running-Gag in Marvels "Deadpool 2". Die Protagonisten des Films stellen die Gleichartigkeit der Lieder fest und machen sich den Film hindurch immer wieder darüber lustig. Entstanden ist diese Pointe zufällig, nachdem Josh Brolin, der Stiefsohn von Barbra Streisand, der auch am Film beteiligt war, den Frozen-Song am Set hörte und zunächst dachte, jemand mache einen Witz auf seine Kosten. Dem war nicht so, aber er wurde prompt für den Film verwendet. Manchmal entsteht aus vermeintlichen Diebstählen also etwas unerwartet Neues.