Der Dicke (Dieter Pfaff) und sein Team

Alltagsgeschichten aus Hamburg, mit mal kleinen, mal größeren Problemen, die meist am Ende der rund 50 Minuten gelöst sind. Klingt nicht wahnsinnig spektakulär, ist aber schon seit Wochen der Quotenbringer am Dienstagabend für die ARD: "Der Dicke" mit Dieter Pfaff als "Rechtsanwalt mit Herz" Gregor Ehrenberg. Auch gestern schalteten wieder über 5 Mio. Zuschauer ein.

Die Anfangsmelodie klingt, als wollte André Rieu das Titelthema der "Lindenstrasse" auf dem heimischen Stutzflügel intonieren (dabei ist es Helmut Zerlett), der Held könnte unförmiger nicht sein - und sein Hund nicht niedlicher.

Der Name ist Programm

Anwalt Ehrenberg ist ein wahrer Berg von einem Mann, ein Mann der Ehre. Und der Erfolg des eher betulichen Formats liegt gerade in der aktuell laufenden dritten Staffel vor allem an den immer interessanter und aktueller werdenden Geschichten, die hier erzählt werden.

Der Dicke kümmert sich nämlich nicht nur um Nachbarschaftsstreitigkeiten, in einer Folge ging es zuletzt um einen erwachsenen Sohn, der seine Eltern verklagen wollte, die ihn endlich aus dem Haus haben wollten, in einer anderen um ein (fiktives) Möbelhaus, das den Betreiber einer Website daran hindern wollte, ungewöhnliche Bauversionen ihrer Möbelkollektion ins Internet zu stellen.

Am liebsten Hamburger Franzbrötchen

In der gestrigen Episode "Spiel mit dem Feuer" schickte eine Mutter ihrer eigenen, geistig etwas zurückgebliebenen Tochter (großartig: Alice Dwyer) das Jugendamt auf den Hals, weil sie ihr nicht zutraute, sich um den eigenen Sohn zu kümmern. Und im anderen Handlungsstrang musste der Streit zwischen dem türkischen Döner-Stand und dem gegenüberliegenden chinesischen Imbiss geschlichtet werden. Dabei ernährt sich Anwalt Ehrenberg doch am liebsten vom klassischen Hamburger Franzbrötchen ...

Hieße das Ganze nicht "Der Dicke" und spielte in Hamburg, sondern vielleicht "The Big Guy" und wäre in Chicago beheimatet, es würden sicher auch die einschalten, die um deutsche Serien generell einen Bogen machen. Dann könnte statt Dieter Pfaff vielleicht "Blues Brothers"- und "Ghostbusters"-Star Dan Aykroyd die Fälle lösen. Mit Herz, Ranzen und einem Franzbrötchen, sorry: Donut auf dem Teller.

Volker Bleeck