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Pastewka & Herbst

Zwei Weihnachtsmänner

"Zwei Weihnachtsmänner" fliehen vor den weißen Flocken. In Wirklichkeit haben Bastian Pastewka und Christoph Maria Herbst lange nach ihnen gesucht.

Wegen Schneetreiben in Berlin wird das Flugzeug umgeleitet, mit dem Anwalt Tilmann Dilling (Christoph Maria Herbst) und Badespielzeugvertreter Hilmar Kess (Bastian Pastewka) heimfliegen wollen. Sie landen im eisigen Bratislava in der Slowakei.

Was die ungleiche Zwangsgemeinschaft aus eiskaltem Wirtschaftsprofi und quasseligem Loser auf ihrem abenteuerlichen Weg nach Hause so alles erlebt, ist höchst unterhaltsam und dank der beiden Hauptdarsteller auch sehr lustig.

Bilder Zwei Weihnachtsmänner

Wie entbehrungsreich der Weg zu weißen Weihnachten heutzutage ist, erklären die beiden im Interview.

Zwei Weihnachtsmänner - Sat.1, Do. 18. & Fr. 19.12.2008, 20.15 Uhr: Hier vormerken!

TV SPIELFILM: In einer Szene müssen Sie beide sich küssen. Was für eine Art Küsser ist denn der Pastewka?

Christoph Maria Herbst: Einer, bei dem ich keine Erektion hatte, aber auch die Herpessalbe im Schrank lassen konnte. Also gesundes Mittelfeld.

Ihr Film ist lustig, aber auch ein bisschen von "Ein Ticket für zwei" geklaut, oder?

Bastian Pastewka: Ja, und von "Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle", von "Zwei Nasen tanken Super", von "Der Dicke und das Warzenschwein" - speziell meine Rolle ...

Christoph Maria Herbst: ... und von allen Stan-und-Olli-Filmen und auch von Pastewka und Herbst. Das ist ein großer Selbstbedienungsladen. Solange das Publikum nicht denkt: Kenn ich alles und besser, ist das okay.

Die Amerikaner müssen europäische Filme für ihren Markt noch einmal mit US-Schauspielern nachdrehen. Wir machen es nicht besser?

Herbst: Wir machen es nicht besser, wir machen es viel besser. Wir drehen übrigens demnächst "Krieg der Sterne" nochmal neu.

Pastewka: Nur wir zwei. Wir spielen beide Yoda.

Im Film verschlägt es Sie nach Bratislava. Schöne Stadt?

Pastewka: Keine Ahnung. Wir waren nie da. Wir waren auch nicht in Wien und nicht in Berlin.

Herbst: Wir spielen mit Ressentiments und Erwartungen. Wenn man Bratislava hört, greift man automatisch zur Schurwollunterwäsche. Tatsächlich waren wir aber in Lappland, der Wiener Flughafen war in Prag, und der Fernsehturm, der bei den Berliner Szenen im Hintergrund zu sehen ist, wurde digital eingefügt. Es wird gelogen und betrogen im deutschen Fernsehen. Aber das ist ja nichts Neues.

Pastewka: Wir mussten leider feststellen, dass es in Nordtschechien im März des Jahres 2008 überhaupt nicht schneit. Wir wollten auch viel im Erzgebirge drehen, das hat aber alles nicht geklappt.

Alles wegen Schnee?

Herbst: Alles wegen kein Schnee! Zu dieser Zeit schneite es an der Akropolis. Wir hatten schon überlegt, nach Griechenland zu gehen.

Ist es leichter, einen Weihnachtsfilm zu drehen als irgendeinen anderen Stoff, weil wegen der damit verbundenen Gefühlsduselei Fehler eher durchgehen?

Pastewka: Ich glaube nicht. Und da wir den Film ja nicht im Dezember gedreht haben, sondern im Frühjahr, wurde keiner sentimental. Das eingeschneite Haus in Potsdam steht tatsächlich in Köln, und als wir dort im April durch den Kunstschnee stapften, herrschten 26 Grad. Ich hatte es in meinem Weihnachtsmannkostüm recht warm.

Aber für einen Weihnachtsfilm muss man schon eine Schippe Gefühl draufpacken?

Pastewka: Auch unabhängig vom Thema Weihnachten braucht man bei zwei 90-Minütern Tiefe. Man braucht Figuren, die man mag, die man versteht, und dafür braucht man auch rührende Momente.

Herr Herbst, Sie spielen einen ekligen Anwalt, der über Leichen geht, um mehr Geld aus Firmen herauszuquetschen. Kleine Kapitalismuskritik?

Herbst: Auf jeden Fall! Das ist der Film zur Finanzkrise! Meine Figur ist die Fleisch gewordene Heuschrecke. Das ist ein ganz klares Statement. Wofür, weiß ich aber nicht.

Vielleicht für Ihren Arbeitgeber Sat.1, der unter der Heuschreckenpolitik seiner Inhaber ziemlich leiden muss?

Pastewka: Ich breche alle Lanzen der Welt für diesen Sender. Ehrlich! Sat.1 ist ein feiner, angenehm unaufgeregter Familiensender, der es gerade leider furchtbar schwer hat, aber als Einziger immer noch innovative Fernsehformate macht.

Wie zum Beispiel das neuartige "Zwei Weihnachtsmänner"?

Pastewka: Ja, oder "Peng! Die Westernshow". Und natürlich alle Shows, in denen ich mitwirke.

Viele Comedians sagen, dass Sie privat gar nicht viele Witze reißen. Stimmt das wirklich?

Herbst: Was? Hast du gesagt, du seist privat nicht lustig? Bastian ist privat einer der lustigsten Menschen, die ich kenne. Vor der Kamera finde ich ihn allerdings immer ein bisschen mittelmäßig.

Pastewka: Wir erzählen sowieso nie Witze. Unsere Figuren sollen nicht sofort zum Lachen anregen. Wir wollen nicht lustig sein. Es soll lustig erscheinen. Das ist ein großer Unterschied. Lustig sind Leute, die glauben, sie seien total ernst, und dann geht's daneben. Ein Betrunkener, der mit würdevoller Miene stundenlang versucht, ein Streichholz zu entflammen - das könnte ich mir als Dauerschleife ansehen.

In Ihren Serien "Pastewka" und "Stromberg" finden Sie das Witzige im Alltäglichen. "Zwei Weihnachtsmänner" setzt aber auch auf Schauwert und Action.

Pastewka: Ja, wir rasen zum Beispiel mit einem echten lebenden Schlauchboot einen schneebedeckten Berg herunter. Das funktioniert wirklich. Macht Laune.

Herbst: Die Fläche war so groß wie zwei Fußballfelder. Darauf stand nur ein einziger dürrer Baum. Natürlich sind wir dagegengefahren. Kann man eigentlich gar nicht schaffen.

Sie sind beide TV-Fans: Sind die Zuschauer heute unzufriedener mit dem Programm als früher?

Pastewka: Früher haben die Leute stärker auf das Programm reagiert. Damals war das Fernsehen das Medium Nr. 1. Heute ist es eines unter vielen. Ich habe aber nicht so sehr ein Problem mit der Qualität des Fernsehens, sondern mit der Erwartbarkeit der Programmierung. Zur Primetime finde ich derzeit kaum Eigenständiges mehr, nichts Neues, keine Überraschung.

Herbst: Ich glaube aber trotzdem nicht, dass Reich-Ranicki für eine schweigende Mehrheit steht. Wir haben im internationalen Vergleich ein sehr gutes Programm.

Empörung über das Fernsehen ist so alt wie das Medium selbst.

Herbst: Genau. Ich lade alle Reich-Ranickis dieser Welt dazu ein, mal ein bisschen genauer in die Fernsehzeitung zu schauen: Das gute Zeug ist da! Wenn man selektiv guckt, kann das Fernsehen eine unglaublich erbauliche Institution sein. Wer sich hinsetzt mit offener Hose, Erdnüsschen und der Forderung "Jetzt kurzweilt mich mal", der hat kein Problem mit dem Fernsehen, sondern mit seiner Erwartungshaltung.

Frank Aures