Late-Night-Shows sind das Problemkind des deutschen Fernsehens. Während es in den USA von David Letterman und Jay Leno bis zu Jimmy Fallon und Jimmy Kimmel eine lebendige, publikumswirksame Tradition spätabendlicher Unterhaltung mit Comedy und Stargästen gibt, konnte das Genre in Deutschland nie so richtig Fuß fassen. Harald Schmidt, der als einziger einigermaßen an die US-Tradition anknüpfte, dümpelte in seiner Spätphase im tiefen Quotensumpf. Die Shows von Schmidts Meisterschülern Jan Böhmermann und Pierre M.Krause werden zwar von der Kritik geliebt, laufen aber unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Ab Oktober versucht sich das Erste nichtsdestotrotz mit "Ratzkes Rendezvous" an einer Late Night Show, die aber nicht wirklich an einer Adaption der amerikanischen Erfolgsformate sein soll. Der Protagonist lässt eher einen Varieteabend mit prominenten Gästen erwarten. Der produzierende SWR zaubert mit Sven Ratzke einen international profilierten Bühnenkünstler aus dem Hut, der noch keine TV-Erfahrung vorweisen kann. Durchaus ein Risiko, aber auch die Chance auf ein ganz neues Format.

Wer ist dieser Sven Ratzke?

Der Deutsch-Holländer bezeichnet sich auf seiner Homepage als "Entertainer und Sänger extraordinaire" als "Homme Fatal der Chanson- und Kleinkunstszene". Der 1977 geborene Künstler tritt oft in queeren Rollen auf, spielte in den Musicals "Cabaret" und "Hedwig and the Angry Inch" auf und brachte seine eigene David-Bowie-Revue "Starman" auf die Bühne. Nicht nur in Europa, auch in Australien und die USA ist das Bühnentier Ratzke eine Hausnummer.

Die Aufzeichnung für die ersten Shows fand bereits im Juni in der Berliner "Bar jeder Vernunft" statt. Zu Gast waren Marius Müller Westernhagen, Meret Becker, Katharina Thalbach und Gustav Peter Wöhler - also allesamt Stars die eine gewisse Affinität zur Bühne mitbringen.

Ab dem 12.Oktober soll die halbstündige Show jeweils Donnerstags um 23.30 im Ersten laufen.