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"Man of Steel" Henry Cavill im Interview

"Superman nehm' ich mit ins Grab"

Man of Steel
Der neue Superman: Henry Cavill in "Man of Steel" Screenshot

Als neuer Superman spielt der Brite Henry Cavill in "Man of Steel" (ab 20.6.2013 im Kino) die Rolle seines Lebens, aus mehreren Gründen

Bekannt wurde der 1983 auf der Kanalinsel Jersey geborene Brite durch seine Rolle in der TV-Serie "Die Tudors". Danach spielte Henry Cavill in "Krieg der Götter" den von Zeus auserwählten Antike-Helden Theseus - und jetzt Superman.

TV SPIELFILM Es muss seltsam für Sie sein, heute über die Dreharbeiten von vor über einem Jahr zu sprechen?

HENRY CAVILL
Ja, mein letzter Drehtag war im Februar 2012. Seitdem hat sich viel getan, aber es hat schon etwas Episches, wenn man zehn Monate an einer Rolle arbeitet. Aber langsam kehrt die Erin­nerung zurück.

Waren Sie als Kind ein Comicfan?

HENRY CAVILL
Nein, nicht wirklich, aber ich war mir solcher Helden wie Superman natürlich bewusst. Ich war auf dem Internat, ich hätte nicht mal Comics kaufen können, wenn ich es gewollt hätte, selbst wenn man uns erlaubt hätte, das Schulgelände zu verlassen, es gab da keinen Comicladen. Mein Ding als Kind waren auch eher Zeichentrickfilme, die hab ich mir schon vor der Schule angeschaut. Erst für die Rolle als Superman hab ich das nachgeholt und alles gelesen, was verfügbar war.
Haben Sie auch die alten "Super­man"-Filme gesehen?

HENRY CAVILL
Einige kannte ich vorher schon. Ich dachte, ich wüsste bereits das Grundsätzliche über Superman, aber das Tiefschürfende, die wahre Komplexität dieses Charakters war mir nicht bewusst. Jeder weiß, wer Superman ist. Das S auf seiner Brust ist wohl das bekannteste Symbol der Welt, nach dem christlichen Kreuz und Coca-Cola.

Nicht umsonst ist Superman an Halloween das gefragteste Kostüm. Was sahen Sie, als Sie zum allerersten Mal im S-Outfit vor dem Spiegel standen?

HENRY CAVILL
Nicht mich, ich sah Superman, ob Sie's glauben oder nicht. Und diese Erinnerung bleibt mir, die werde ich mit ins Grab nehmen.

Haben Sie selbst schon mal etwas getan, das man als "heldenhaft" hätte bezeichnen können?

HENRY CAVILL
(grinst) Selbst wenn, dann würde sich dieses Heldenhafte im selben Moment in nichts auflösen, in dem ich jetzt hier davon erzähle.

Als Hugh Jackman für Wolverine trainierte, musste er mitten in der Nacht aufstehen, um zu essen. Gab's das bei Ihnen auch?

HENRY CAVILL
Glücklicherweise nicht. Überhaupt verstehe ich nicht, dass es schwierig sein soll, so viel zu essen. Ich habe es geliebt! Ich musste zum Aufbauen 5000 Kalorien am Tag essen. Als wir dann auf 3000 und 2500 runter mussten, habe ich meine 1000-Kalorien-Shakes nach dem Training richtig vermisst. Kokosmilch gemischt mit Proteinpulver, Banane und anderen Früchten - das ist das Himmlischste auf Erden! Ich hab's wirklich vermisst, ich vermisse es jetzt noch!
2006: Der Titel "Superman Returns" sollte Programm sein. Doch Bryan Singers fast 270 Millionen Dollar teures Reboot mit Newcomer Brandon Routh als neuem Mann aus Stahl versagte auf ganzer Linie.
Hatten Sie je Zweifel, nachdem Sie erfuhren, dass Sie der nächste Superman sind?

HENRY CAVILL
Nein. Ich war aufgeregt, diese Rolle ist etwas, das ich wirklich wollte. Ich war ja schon einmal kurz davor, sie zu bekommen. (Cavill verlor 2006 die Hauptrolle für "Superman Returns" an Brandon Routh) Jetzt war ich im richtigen Alter und hatte den richtigen Look. Dann kam der Screentest und der Anruf von Regisseur Zack Snyder, der dafür sorgte, dass ich mit breitem Grinsen zu Hause die Treppen rauf und runter lief. Angst hatte ich aber nie, das hat mich fast selbst überrascht.

Und wie war das Fliegen?

HENRY CAVILL
Anders. Man muss an so vieles denken, um das Fliegen richtig darzustellen. Aber beim Training war ich irgendwann selbst so in zehn Meter Höhe, und ich konnte es richtig
spüren, das war ziemlich cool.

Superman feiert gerade seinen 75. Geburtstag. Warum hat er sich so lange gehalten?

HENRY CAVILL
Er war der Erste, er wird auch der Letzte sein. Er ist ein Ideal, wir alle wollen sein wie er, nicht wegen der Superkräfte, sondern weil er in sich gut ist. Er wählt den richtigen Weg, wir alle wollen das. Ließe man diesen Charakterzug in ihm sterben, dann würde man damit zulassen, die Hoffnung in uns allen sterben zu lassen.

Interview: Scott Orlin