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Vertragsverhandlungen bei US-Serien

Das verflixte siebte Jahr

"Desperate Housewives", "Grey's Anatomy" und "Dr. House" gehen in die siebte Staffel. Für viele Serien der Todesstoß


DR. HOUSE IM TV
Es gibt kaum einen Ort, an dem Intrigen verbreiteter sind als in der Wisteria Lane. Bisher spielt sich das Ganze nur vor der Kamera ab, aber in den kommenden Monaten könnte sich auch hinter den Kulissen ein echter Zickenkrieg entwickeln. Grund ist die unsichere Arbeitssituation. In den USA ist es gute Tradition, Serienschauspieler und -schaffende für sieben Jahre zu verpflichten. Läuft der Vertrag aus, gibt es in der Regel drei Szenarien: Die Serie wird eingestellt (wie "Gilmore Girls", "Nip/Tuck" oder "Buffy"), es gibt einen großen Zahltag für die Schauspieler, oder einige von ihnen werden aus der Serie hinausgeschrieben.

Für die Housewives Teri Hatcher, Felici­ty Huffman, Eva Longoria Parker und Marcia Cross eine Zwickmühle: Zwar soll die Serie wei­terlaufen, doch die Produzen­ten wollen das Budget im Rahmen halten. Übertreiben die Damen, die derzeit 400 000 Dollar Episodengage erhalten, die Forderungen, könnte eine von ihnen bald arbeitslos sein.

Bonuszahlungen für Zusatzjahre

Wie schnell das geht, erlebte die Teenieserie "Smallville". Superman-Darsteller Tom Welling war unantastbar, aber der Rest bekam das Gagen-Kryptonit zu spüren: Kristin Kreuk, Michael Rosenbaum und John Glover durften nach der siebten Staffel ebenso ihre Koffer packen wie die Erfinder der Serie.

Um nicht in Zugzwang zu geraten, versuchen die Studios daher schon frühzeitig, die Verhandlungssituation zu entzerren. Kiefer Sutherland bot man nach fünf Staffeln "24" freiwillig eine satte Gehaltserhöhung auf 40 Millionen Dollar für drei Jahre an und erhielt so ein zusätzliches achtes Jahr der beliebten TV-Serie. Und auch "King of Queens" Kevin James sowie "CSI"-Ermittler William Petersen wurden frühzeitig unter Vertrag genommen, damit man sich anschließend nur noch um die Nebendarsteller kümmern musste, die zur Not auch entlassen werden können.
Ein Schicksal, das Susan Ruttan aus "L.A. Law" traf: "Anwälte sind offensichtlich wichti­ger als Sekretärinnen", klagte sie, als sie nach sieben Jahren auf die Straße geworfen wurde. Ähnlich erging es George Eads und Jorja Fox, die schon nach fünf Staffeln "CSI" mehr Geld wollten und streikten. Das Studio ließ sie PR-trächtig feuern, und kurz darauf kehrten beide mit eingezogenem Schwanz zur Arbeit zurück. Sie hatten kein Druckmittel.

Wer wird Millionär?

Anders sah es bei David Duchovny aus. Der "Akte X"-Star provozierte offen seinen Rauswurf, kokettierte mit der Aussicht auf eine Filmkarriere, verklagte die Produktionsfirma - und kehrte dann doch überraschend für eine achte Staffel zurück. In Teilzeit und natürlich zu deutlich erhöhten Bezügen. Wie erpressbar die Studios sind, zeigt auch der Fall Charlie Sheen. Nach sieben Jahren "Two and a Half Men" drohte er mit seinem Ausstieg aus dem Megahit. Obwohl der 45-Jährige aufgrund seiner Skandale in einer denkbar schlechten Verhandlungsposition war, setzte er sich durch. Für die nächsten zwei Jahre bekommt er statt 825 000 Dollar jetzt 1,25 Millionen pro Folge - mehr als Hugh Laurie, David Caruso und Laurence Fishburne zusammen!

Der Deal rechnet sich nur, weil man mit den Wiederholungsrechten an Sitcoms in den USA richtig viel Geld machen kann. Dies verhalf schon 2003 den sechs "Friends" zu ihrem legendären Vertrag, durch den jeder von ihnen eine Million Dollar pro Folge kassierte.

Für die Hausfrauen werden solche Summen utopisch bleiben. Vor allem, weil die Produzen­ten bereits deutlich machten, dass mit ihnen nicht zu spaßen ist. Vor zwei Jahren machte man vom einseitigen Kündigungsrecht Gebrauch und feuerte Nicol­lette Sheridan. Entsprechend panisch reagier­te Teri Hatcher, als die britische "Daily Mail" vermeldete, sie wolle nach der siebten Staffel aussteigen. "Ich liebe die Serie und bleibe bis zu ihrem Ende", zürnte Hatcher via Facebook.

Wenn das ihr jüngeres Ich wüsste. 1997, nach dem Ende ihrer ersten Serie "Lois & Clark", tönte Hatcher noch: "Ich finde es erstaunlich, dass man beim Fernsehen mittlerweile für sieben Jahre unterschreiben muss. Ich kann mir nicht mal vorstellen, fünf Jahre lang den gleichen Job zu machen." 

Rüdiger Meyer