Einmal einen Blick in Zack Snyders Kopf werfen: Tummeln sich da etwa wirklich lauter Zombies, Superhelden, Stripperinnen, Jungmädchen in Schuluniform und... Eulen?

Zu Snyders bildgewaltiger Jungsfantasie "Sucker Punch", in der sich zu genannten Elementen (bis auf die Eulen) noch Roboter, Samurai, Orks und Nazi-allegorien gesellen, schrieb die Kritikerin der "New York Daily News", der Film sehe genau so aus, wie Hollywood sich das Innere des Gehirns eines männ­lichen Teenagers vorstelle.

Das war zwar nicht mal positiv gemeint, klingt für Snyder aber vermutlich wie ein Lob. Denn: Zack Snyder ist dieser Teenager - auch im Alter von inzwischen immerhin 47 Jahren.
Im März 2011 schrieben wir zum Kinostart von "Sucker Punch" angesichts seiner stark chauviverdächtigen Machovisionen: "Wie's bei Snyder zu Hause aussieht, fragt man da lieber nicht..." Zumal die Frau an seiner Seite auch diejenige ist, die seine Filme und solche Fantasien wahrwerden lässt: 2004 heiratete Zack jene Deborah, die seit dem antiken Action­splatter "300" alle seine Filme produziert.

Ihren Vornamen trägt Snyder auf seinen rechten Unterarm tätowiert, in so großen Lettern, dass auch Komparsen aus der dritten Reihe am Set den Namen problemlos entziffern können.

Wer Snyder persönlich begegnet, ist gleich angetan von seinem Lausbubencharme und seiner Anpackermentalität. Man stellt ihn sich auf einer Ranch in Texas vor, wo er kurz vor Sonnenuntergang noch die Rinder heimbringt. In Wahrheit ist Snyder in Green Bay, Wisconsin, geboren, nicht weit von New York aufgewachsen und lebt im kalifornischen Pasadena, wo er auch an der Kunsthochschule studierte (sein Klassenkamerad war Regiekollege Michael Bay).

Er drehte preisgekrönte Werbeclips für Nike, Jeep und BMW, später auch Musikvideos, etwa für Ex-The-Smiths-Sänger Morrissey.
Snyder, der in den 80ern Malerei in London studierte, erzählt in Bildern. Er spielt gern mit Geschwindigkeit, lässt Sequenzen schneller ablaufen, dann wieder in Zeitlupe - wie ein ungeduldiger Teenager, der die langweiligen Sachen vorspult und sich die interessanten Stellen gern genauer ansieht.

Meisterhaft die Anfangssequenzen einiger seiner Filme, die eine Vorgeschichte fast völlig ohne Worte erzählen. Für das etwas andere Superheldendrama "Watchmen", das in einer Parallelzeit spielt, setzte er Bob Dylans "The Times They Are A-Changing" ein, für den Gefängnis­albtraum "Sucker Punch" den Eurythmics-Hit "Sweet Dreams (Are Made of This)".

Die ultimative Jungsfantasie erfüllt sich für Snyder aktuell auf der Kinoleinwand: Sein bombastischer Superman-Neustart "Man of Steel" bricht überall Rekorde, die Fortsetzung ist bereits beschlossene Sache. In Snyders Kopf war sie das sicher eh schon längst. 

Volker Bleeck