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Auch allein auf der Erde mit dem Müll untergegangener Zivilisation: Roboter WALL•E

"Prometheus trifft Wall•E. Mit Tom Cruise und Waffen." Das schrieb eine englische Filmzeitschrift über das SF-Drama "Oblivion". Tatsächlich erinnert die Story an das charmante Pixar-Märchen um den Räumroboter, der eine postapokalyptische Erde von Müll befreit und außerirdischen weiblichen Besuch bekommt. In "Oblivion" lebt Tom Cruise 2072 als Drohnen-Reparateur Jack Harper hoch über der nach einem Alienangriff im Jahr 2013 (!) verwüsteten, menschenleeren Erde. Ohne Fragen zu stellen erledigt er seinen Job, bis ein Shuttle mit der mysteriösen Julia (Olga Kurylenko) landet und der rätselhafte Beech (Morgan Freeman) ihn mit unter die Erde nimmt.

Eigentlich hätte Joseph Kosinski mit diesem Film sein Regiedebüt geben sollen. Doch dann kam zum einen der Streik der Drehbuchautoren dazwischen, zum anderen ein gewisses SF-Projekt namens "Tron: Legacy". Außerdem verzichtete das "Tron"-Studio Disney irgendwann doch auf "Oblivion". Heute ist Kosinski froh über diese Hürden. Durch den Streik konnte er seine Kurzgeschichte zur Graphic Novel umgestalten, für deren Verfilmung ihm nun ein anderes Hollywoodstudio, Universal, rund 185 Millionen Dollar zur Verfügung stellte. Und es half, dass ein gewisser Tom Cruise die Hauptrolle übernehmen wollte, wie Kosinski im Interview verrät:

Wie kam Tom Cruise dazu?

JOSEPH KOSINSKI Ich hatte ihn 2010 auf der Comicmesse Comic Con getroffen, wir plauderten erst über Flugzeuge und Motorräder, dann hab ich ihm in einer Stunde die Geschichte erzählt und er war überzeugt. Einen Film von dieser Größenordnung kann man nur mit einem Mega­star machen. Und das ist genau die Art von Film, in der das Kino­publikum Tom sehen will.

Wie viel ist von der ursprünglichen Idee geblieben?

JOSEPH KOSINSKI
Sehr viel, auch wenn der Film größer geworden ist, als ich ursprünglich gedacht hatte. Da dies meine erste Regie sein sollte, hatte ich mir ein viel niedrigeres Budget und eine kleinere Besetzung vorgestellt. Aber die Kernidee ist immer noch dieselbe, die ich vor rund acht Jahren in einem zehnseitigen Filmtreatment
aufgeschrieben hatte.

Warum ist auch Ihre Zukunftsvision so apokalyptisch?

JOSEPH KOSINSKI
Schauen Sie sich die Geschichte der Menschheit an! Jedes Imperium kommt irgendwann zu Fall, alles hat nur eine gewisse Lebenserwartung. Aber ich finde gar nicht, dass dies ein postapokalytischer Film ist. Diese Welt ist ja nicht düster, dreckig, abstoßend. Wir haben bei Tageslicht gedreht, in Island, das auf mich immer sehr ursprünglich wirkt - wie die
Erde vor einer Milliarde Jahren.
Der Film ist also nicht pessimistisch?

JOSEPH KOSINSKI
Nein, ich glaube sogar, es ist ein sehr hoffnungsvoller, romantischer Film. Wir können beobachten, wie die Erde nach unserem Verschwinden aussieht, das macht den Film sehr stark.

Was waren die größten Einflüsse für diese Vision?

JOSEPH KOSINSKI
Vor allem alte "Twilight Zone"-Folgen, Alfred Hitchcock, und die Filme "Lautlos im Weltraum" (1972, mit Bruce Dern) und "Der Omega Mann" (1971; mit Charlton Heston). In diesem Film passiert nicht alles, wie man es erwartet. Es gibt überraschende Drehungen und Wendungen. Und das in einer Welt, die man noch nie zuvor gesehen hat.

...die weit weniger Computereffekte hat, als man glaubt.

JOSEPH KOSINSKI
Wir haben sehr viel richtig gebaut, das war mir wichtig, deshalb haben wir den Film auch nicht in 3D gedreht. Er sollte so strahlend hell sein wie irgend möglich, das erlaubt die 3D-Technik einfach nicht. Ich war so enttäuscht, wie düster die 3D-Bilder bei "Tron" waren. 

Interview: Scott Orlin