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Stefanie Stappenbeck

Nach außen witzig

Dass die Mundwinkel von Stefanie Stappenbeck stets nach oben zeigen, hat nicht unbedingt etwas zu bedeuten, wie die Schauspielerin im Interview erklärt. (MI, 30.12., ARD, 20.15 Uhr)

Wenn sich Schauspieler in Dreharbeiten befinden, ist in ihrem Leben eigentlich keine Zeit für irgendetwas anderes. Stefanie Stappenbeck bildet da keine Ausnahme. Schließlich sind Konzentration und Hingabe der Schlüssel zu kreativer Leistung.

Wie gut die Frau aus Potsdam sein kann, hat sie eindrücklich bewiesen in Filmen wie "Dunkle Tage", "Die Wölfe" oder "Jena Paradies". Und natürlich im "Polizeiruf 110: Es hat Klick gemacht" - als Ermittlerin an der Seite von Jörg Hube.
Gerade dreht Stappenbeck in München den letzten von nur drei "Polizeiruf "-Filmen.

Eine besondere Aufgabe, denn Filmpartner Hube starb im Juni an Krebs. Trotzdem muss die Reihe irgendwie zu Ende gebracht werden. Wer mit der quirligen 35-Jährigen bei der Arbeit über dieselbe sprechen will, muss ziemlich mobil sein. Fragen in der Hotellobby stellen, auf dem Bürgersteig, im Auto auf dem Weg zum Set. TV SPIELFILM ist an ihr dran geblieben.

TV SPIELFILM "Pizza und Marmelade" heißt Ihr neuer Film, ein schöner Debütfilm mit einem doofen Titel ...

STEFANIE STAPPENBECK
Stimmt. Aber der Film ist trotzdem toll. Der Titel klingt zu sehr nach Komödie. Es geht aber um das vielschichtige Beziehungsleben der Bewohner eines Mietshauses. Das ist oft auch ernst. Als Titel war unter anderem auch "Arme Ritter" im Gespräch. Das hätte ich passender gefunden.

TV SPIELFILM Sie spielen darin eine besonders ruhige, stille Frau. Ist das für einen Menschen wie Sie, der eigentlich keine fünf Sekunden still sitzen kann, besonders anstrengend?

STEFANIE STAPPENBECK
(lacht) Die Figur entspricht wohl tatsächlich nicht so meinem wirklichen Temperament. Aber ich habe natürlich auch meine melancholischen Stunden. Anstrengend ist so eine Rolle schon. Wenn ich nicht so expressiv sein kann, habe ich manchmal die Angst, dass ich langweilig wirken könnte. Ich finde mich ja sowieso nicht soo wahnsinnig toll ...

Nanu, Sie mögen sich selbst nicht?

STEFANIE STAPPENBECK
Ich mag mich nicht so gern auf dem Bildschirm sehen. Früher war es aber noch viel schlimmer. Da sah ich mich und dachte: Ich muss sterben. Nächste Stufe war: Beruf aufgeben. Sofort. Dann: Ist ganz ok. Kann aber eigentlich jeder. Ich habe einen inneren Kritiker, der sehr streng ist.

Wie war das denn bei den DDR-Kinderfilmen, die sie gemacht haben?

STEFANIE STAPPENBECK
Das Spielen hat mir irren Spaß gemacht. Die Filme habe ich mir aber nie angesehen.

Hat Sie der frühe Ruhm negativ verändert? Waren Sie ein eingebildeter Kinderstar?

STEFANIE STAPPENBECK
Ich war ja keine Kinoheroin. Die paar Fernsehfilme ... Ich bin damit nicht so hausieren gegangen. Ich war damit ein bisschen gschamig ...

Gschamig - ungewöhnliche Vokabel für eine geborene Potsdamerin

STEFANIE STAPPENBECK
Ich bin ja schon zwei Monate hier in München. Da hat wohl schon wat abjefärbt.

Sie drehen hier gerade einen "Polizeiruf 110". Hauptdarsteller Jörg Hube erlag während der Dreharbeiten seinem Krebsleiden und wird nun von einem anderen Schauspieler gedoubelt. Wie ist die Stimmung?

STEFANIE STAPPENBECK
Für mich ist es merkwürdig und traurig. Es ist bewegend, zu sehen, wie Jörgs Lebensgefährtin Beatrix Doderer mit der Situation umgeht. Sie spielt auch im Film seine Frau. Sein Tod wurde in das Drehbuch eingearbeitet. Bei dieser Szene habe ich vor der Kamera nicht nur um Kommissar Papen geweint, sondern auch um Jörg Hube.

Und für Sie ist dieser dritte "Polizeiruf" schon wieder der letzte ...

STEFANIE STAPPENBECK
Ohne Jörg hat es einfach nicht mehr gestimmt. Wir haben lange darüber gesprochen, ob man irgendwie weitermachen kann. Aber eigentlich war uns allen von Anfang an klar, dass es nicht funktionieren würde. Es wird ein neues Team mit Matthias Brandt geben und das ist völlig in Ordnung.

Schade, als Feldjägerin Steiger sahen Sie in ihrem Kampfanzug ziemlich niedlich aus.

STEFANIE STAPPENBECK
Niedlich? Echt? Scheiße.

Macht es Spaß Uniform zu tragen?

STEFANIE STAPPENBECK
Erstaunlicherweise ja. Ich hatte wirklich Angst vor dem Dreh. Vier Wochen in Uniform! Ich werde mich doch nur unwohl fühlen, in diesem unförmigen Ding. Tatsächlich fühlte ich mich ... stärker. Aufrechter.

Haben Sie manchmal das Gefühl, gegen Ihr hübsches Gesicht anspielen zu müssen?

STEFANIE STAPPENBECK
Ja, kommt vor. Manchmal denke ich, ich gucke ganz normal geradeaus. Und sehe trotzdem so aus, als würde ich lächeln. Meine Mundwinkel zeigen einfach nach oben.

Freuen Sie sich eigentlich aufs Älterwerden? Sie haben mal gesagt, dass Sie unter ihrem jungen Aussehen leiden.

STEFANIE STAPPENBECK
Hallo? Ich bin doch schon älter! Ich hab schon Falten! Aber im Moment bin ich mit meinem Alter sehr zufrieden. Ich kann zehn Jahre jünger wirken, aber auch reifer.

Sprechen Schauspieler eigentlich auch ständig von der Wirtschaftskrise?

STEFANIE STAPPENBECK
Ja, das hört man schon viel. Die Sender sparen. Bei mir läuft es - toi, toi, toi - gerade sehr gut. Man darf sich nicht verrückt machen lassen, sondern sollte versuchen die Situation zu verändern.

Zum Beispiel wie?

STEFANIE STAPPENBECK
Ich habe gerade mein Kreditinstitut gewechselt. Ich bin jetzt bei einer kleinen Bank, die ihr Geld nach sozial-ökologischen Grundsätzen anlegt. Mir wird schlecht, wenn ich Josef Ackermann davon rede höre, dass die Deutsche Bank 25 Prozent Rendite erwirtschaften soll. Das sollte man nicht unterstützen.

Frank Aures

"Pizza und Marmelade": MI, 30.12., ARD, 20.15 Uhr