Er hält den Kontakt zu seinen Fans via Facebook ("Kuss, Euer Matthias") und postet dort herrlich verschwurbelte Videoclips, in denen er sich oft um Kopf und Kragen redet. Die Fans danken es dem 31-Jährigen mit Treue und machten sein Regiedebüt "What a Man" 2011 zum Kassenknüller (1,8 Millionen Zuschauer). Mit der Kinokomödie "Schlussmacher" will Matthias Schweighöfer jetzt an diesen Erfolg anknüpfen.

Der Sohn eines Schauspielerpaares aus Anklam ist Autodidakt. Er schmiss die Ausbildung an der Ernst-Busch-Schausspielschule schon nach einem Jahr und hat seither eine Karriere im Turbotempo hingelegt. Sein TV-Debüt gab er in "Raus aus der Haut" bei dem Starregisseur Andreas Dresen, da war er gerade mal 16. Mit 20 drehte er seinen ersten Kinofilm, mit 23 "Soloalbum" an der Seite von Nora Tschirner - sein Durchbruch. Zum Star aber wurde der Wahlberliner 2007 als tollpatschiger Paparazzo Moritz in "Keinohrhasen".

TV SPIELFILM: In "Schlussmacher" spielst du einen Mann, den man engagiert, wenn man zu feige ist dem Partner zu sagen, dass es aus ist. Wie kam's zu der Idee?

MATTHIAS SCHWEIGHÖFER: Das ist Doron Wisotzky eingefallen, der "What a Man" geschrieben hat. Ich fand, man könnte die Frage, ob man mit jemandem Schluss macht oder nicht, mit einem Plädoyer für die Liebe verbinden. Im Film geht es ja nicht darum, Schluss zu machen, sondern zusammenzubleiben.

Du hast dich 2011 von der Mutter deiner Tochter getrennt. Hättest du einen Schlussmacher gebraucht?

MATTHIAS SCHWEIGHÖFER: Ich bin kein guter Trenner. Eigentlich ist immer eher mir der Stuhl vor die Tür gesetzt worden.

Nach der Rolle als Paul müssten dir doch jetzt alle Tricks und Kniffe vertraut sein.

MATTHIAS SCHWEIGHÖFER: Nee, auch jetzt bin ich keinen Schritt weiter. Mit Ani ist es so: Wir haben ein Kind, wir müssen uns verstehen, und wir verbringen mittlerweile deutlich mehr Zeit miteinander als früher. Aber wohin uns das führt, wissen wir beide noch nicht.

Konntest du für "Schlussmacher" mit deiner Wunschbesetzung drehen?

MATTHIAS SCHWEIGHÖFER: Das mit Johnny Depp hat nicht geklappt. Der wollte unbedingt den Paul spielen. Kann ich gut verstehen, denn das Drehbuch ist echt lustig. Aber dafür hätte er Deutsch sprechen müssen. Also musste ich ihm sagen: Johnny, I'm sorry, you have no chance. (Lacht). Nee, im Ernst, ich habe alle Schauspieler gekriegt, die ich gern haben wollte.

Filme zu produzieren ist immer auch ein finanzielles Risiko. Wie gut steht deine Firma da?

MATTHIAS SCHWEIGHÖFER: Wir können zwei, drei Filme pro Jahr vorbereiten und haben aktuell rund zehn Stoffe parallel in der Entwicklung. Wenn "Schlussmacher" mehr als eine Million Zuschauer hat, können wir ganz entspannt weitermachen. Hat er weniger, wird's eng.

Das wird nicht so einfach werden, denn innerhalb zweier Monate starten gleich drei deutsche Komödien: "Jesus liebt mich" von Florian David Fitz, "Schlussmacher" und Til Schweigers "Kokowääh 2".

MATTHIAS SCHWEIGHÖFER: Flo hat einen Vorlauf von drei Wochen zu mir, ich habe dreieinhalb Wochen zu Til - das wird schon spannend werden.

Wie viel Platz ist in Deutschland für drei Stars, die deutsche Kinokomödien machen?

MATTHIAS SCHWEIGHÖFER: Lustig, dass du das fragst. Ich habe gestern mit Flo zusammen Tee getrunken, und wir haben genau darüber gesprochen. Til und ich machen sehr kommerzielles Kino. Flos Filme sind anders. Er ist mehr der Denker und hat eine ganz andere Herangehensweise. Wir hoffen, dass Platz für uns alle ist, denn wir wollen jeder jedes Jahr einen guten Film machen.

Wer sind deine Vorbilder?

MATTHIAS SCHWEIGHÖFER: Zach Braff finde ich toll, Michel Gondry, Martin Scorsese.

In "Kokowääh 2" spielst du dich selbst, damit trittst du an der Kinokasse auch gegen dich selbst an.

MATTHIAS SCHWEIGHÖFER: Verrückt, oder? Til hat mir mit dieser Rolle eine Art Denkmal gesetzt. Vor allem, weil er ja als Henry im Film sagt: "Matthias Schweighöfer ist der angesagteste Schauspieler Deutschlands." Das werden sie uns natürlich um die Ohren hauen. Aber dass er mir solch eine Bühne gebaut hat, ist ein riesengroßes Geschenk. Mit dieser Szene wird man den Film noch in zehn Jahren verbinden.

Wo wärst du heute ohne Til?

MATTHIAS SCHWEIGHÖFER: Ganz sicher noch nicht da, wo ich bin. Ich habe ihm viel zu verdanken.

Warum neiden ihm die Kritiker seinen Erfolg, und warum gönnen sie dir deinen?

MATTHIAS SCHWEIGHÖFER: Ich mag das, was Til macht, und ich halte ihn auch für einen guten Schauspieler. Er hat in den letzten Jahren an die 25 Millionen Zuschauer ins Kino geholt, aber es gibt keinen, der ihm dafür mal Danke sagt. Ich spiele bislang noch in einer ganz anderen Liga. Meine Karriere als Produzent und Regisseur steht ganz am Anfang. Wenn ich mal mit einem Film sechs, sieben, acht Millionen Zuschauer ins Kino hole, ist das sicher eine andere Sache.

Kritiker nannten "What a Man" den "neuen Til-Schweiger-Film ohne Til Schweiger, dafür von und mit Matthias Schweighöfer". Verletzt dich das?

MATTHIAS SCHWEIGHÖFER: Ist die Frage ernst gemeint? Was soll einen denn bitte daran verletzen? Abgesehen davon wissen die Leute, dass ich eine Bandbreite habe, die weit über Komödien hinaus geht. Ich habe am Theater mit Frank Castorf gearbeitet, habe schon viele ernste Rollen gespielt und werde auch in einem meiner nächsten Filme wieder eine ernste Rolle spielen.

"What a Man" läuft seit 30.11. in den USA, die "New York Times" schrieb eine Hymne.

MATTHIAS SCHWEIGHÖFER: So etwas ist für mich irgendwie nicht fassbar. Ich lese das wie alle anderen auch, denke, krass, dass die einen deutschen Film so gut besprechen, und vergesse dabei fast, dass es meiner ist.

Soll "Schlussmacher" auch in den USA laufen?


MATTHIAS SCHWEIGHÖFER: Wir haben den Stoff zusammen mit US-Autor Don Rhymer entwickelt, der den Animationsfilm "Rio" geschrieben hat, und überlegen gerade, ob wir ihn mit unserer Firma und Fox für den US-Markt remaken sollen.

Mit dir in der Titelrolle?

MATTHIAS SCHWEIGHÖFER: Nee, ich würde Ryan Gosling vorschlagen. Ich bin dann lieber Trennungsopfer und Nervensäge Toto, den bei uns der großartige Milan Peschel spielt.

Susanne Sturm