Der deutsche Erfolgsfilm ist grün. Ein Recyclingprodukt, umweltschonend aus alten Filmen destilliert, mit viel Humor gewürzt und in neue Schläuche gefüllt. Gerade haben die Dreharbeiten zu "Otto's Eleven" begonnen, eine Parodie von Blödelveteran Otto Waalkes auf "Ocean's Eleven" mit "Germany's Next Topmodel"-Gewinnerin Sara Nuru und bewährten Klamaukkräften wie Rick Kavanian und Mirco Nontschew. Außer Otto widmet sich vor allem Bully Herbig ("Der Schuh des Manitu") der Kunst der Wiederaufbereitung und trifft damit wie nur wenige den Geschmack des Publikums.
Kein Wunder, dass auch RTL auf die Lust der Deutschen am Karikieren und Ironisieren setzt. Praktischerweise nimmt der Sender in "C.I.S. - Chaoten im Sondereinsatz" seine eigene Erfolgsserie "CSI" aufs Korn, und auch sonst wird der Wiederverwertungs- und Wertschöpfungskreislauf optimal genutzt: Schuldenberater Peter Zwegat hat ebenso einen Gastaufritt wie Restauranttester Christian Rach, und mit den TV-Veteranen Dieter Thomas Heck (72) und Erika Berger (70) hat man zwei ergraute Fernsehschlachtrösser vor die Kamera gezerrt, die mittlerweile das Recycling ihrer eigenen Fernsehvergangenheit als Businessmodell betreiben.
Für Popstar Sasha, der in "C.I.S." in seiner ersten Hauptrolle in einem Film zu sehen ist, war die "Bullyparade" eine prägende Fernseherfahrung. "Das war genau mein Humor", sagt der Sänger. Und auch "C.I.S."-Regisseur Erik Haffner, der übrigens bei Stefan Raabs legendärem "Maschendraht Zaun"-Video die Kamera bediente, zollt Bully Herbig Respekt. Für Haffner ist dessen Blockbuster "Der Schuh des Manitu" eher eine Hommage als eine Parodie, weil "die Achtung vorm Original hier absolut gegeben war". Eine Haltung, der sich auch der 36-jährige Filmemacher befleißigt: "Ich könnte niemals eine ,Herr der Ringe‘-Parodie schreiben oder drehen, nach der mich Peter Jackson an einen Warg verfüttern will."
Manchmal hat es allerdings den Anschein, als ob sich vor allem flache Scherze auf dem Flachbildschirm ausbreiten. Man kann schon nostalgisch werden, wenn man die skurrilen Bibelscherze der Monty-Python-Truppe in "Das Leben des Brian" mit dem Schulabbrecherhumor von "Broken Comedy" (ProSieben) vergleicht, wo die Apostel das Flatratesaufen anfangen, weil ihnen das Blut des Herrn nicht mehr reicht. "Billiger geht Fernsehen nicht, schlechter auch kaum", rügte zu Recht das Nachrichtenmagazin "Focus".
Dass es auch anders geht, zeigt "Switch Reloaded", 2008 mit dem Deutschen Fernsehpreis als beste Comedy ausgezeichnet. Nicht zuletzt ein Verdienst von Martina Hill, die auch in "C.I.S" mitspielt, und Deutschlands wohl begabtestem Parodisten Max Giermann, der in seiner Paraderolle echter als der echte Stefan Raab rüberkommt.
"Ich denke, die Lust am Nachahmen ist der Ursprung des Theaters", sagt Giermann, selbst Absolvent der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch. "Die Freude des Zuschauers am Wiedererkennen typischer Merkmale paart sich bei der Parodie mit der Verblüffung über die genaue Beobachtung und Nachahmung." Es ist diese Genauigkeit und Sorgfalt, die auch Giermanns Arbeit auszeichnet und die gelungene Parodien von der bloßen Effekthascherei des Grobmimikers Oliver Pocher unterscheidet.
Sind Parodisten Parasiten, die von der Kreavität anderer leben? Dann wäre auch Oscar-Preisträger Philip Seymour Hoffmann als Truman Capote ein Parasit, kontert Giermann. Und Regisseur Haffner sekundiert: "Es muss ja nicht alles ein Rilke-Gedicht sein. Und selbst das hat Loriot in ,Pappa ante portas‘ genial mit ‚Krawel! Krawell! Taubtrüber Ginst am Musenhain...‘ parodiert." Ganz große Kunst, kein Zweifel.
Rainer Unruh
Kein Wunder, dass auch RTL auf die Lust der Deutschen am Karikieren und Ironisieren setzt. Praktischerweise nimmt der Sender in "C.I.S. - Chaoten im Sondereinsatz" seine eigene Erfolgsserie "CSI" aufs Korn, und auch sonst wird der Wiederverwertungs- und Wertschöpfungskreislauf optimal genutzt: Schuldenberater Peter Zwegat hat ebenso einen Gastaufritt wie Restauranttester Christian Rach, und mit den TV-Veteranen Dieter Thomas Heck (72) und Erika Berger (70) hat man zwei ergraute Fernsehschlachtrösser vor die Kamera gezerrt, die mittlerweile das Recycling ihrer eigenen Fernsehvergangenheit als Businessmodell betreiben.
Für Popstar Sasha, der in "C.I.S." in seiner ersten Hauptrolle in einem Film zu sehen ist, war die "Bullyparade" eine prägende Fernseherfahrung. "Das war genau mein Humor", sagt der Sänger. Und auch "C.I.S."-Regisseur Erik Haffner, der übrigens bei Stefan Raabs legendärem "Maschendraht Zaun"-Video die Kamera bediente, zollt Bully Herbig Respekt. Für Haffner ist dessen Blockbuster "Der Schuh des Manitu" eher eine Hommage als eine Parodie, weil "die Achtung vorm Original hier absolut gegeben war". Eine Haltung, der sich auch der 36-jährige Filmemacher befleißigt: "Ich könnte niemals eine ,Herr der Ringe‘-Parodie schreiben oder drehen, nach der mich Peter Jackson an einen Warg verfüttern will."
Manchmal hat es allerdings den Anschein, als ob sich vor allem flache Scherze auf dem Flachbildschirm ausbreiten. Man kann schon nostalgisch werden, wenn man die skurrilen Bibelscherze der Monty-Python-Truppe in "Das Leben des Brian" mit dem Schulabbrecherhumor von "Broken Comedy" (ProSieben) vergleicht, wo die Apostel das Flatratesaufen anfangen, weil ihnen das Blut des Herrn nicht mehr reicht. "Billiger geht Fernsehen nicht, schlechter auch kaum", rügte zu Recht das Nachrichtenmagazin "Focus".
Dass es auch anders geht, zeigt "Switch Reloaded", 2008 mit dem Deutschen Fernsehpreis als beste Comedy ausgezeichnet. Nicht zuletzt ein Verdienst von Martina Hill, die auch in "C.I.S" mitspielt, und Deutschlands wohl begabtestem Parodisten Max Giermann, der in seiner Paraderolle echter als der echte Stefan Raab rüberkommt.
"Ich denke, die Lust am Nachahmen ist der Ursprung des Theaters", sagt Giermann, selbst Absolvent der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch. "Die Freude des Zuschauers am Wiedererkennen typischer Merkmale paart sich bei der Parodie mit der Verblüffung über die genaue Beobachtung und Nachahmung." Es ist diese Genauigkeit und Sorgfalt, die auch Giermanns Arbeit auszeichnet und die gelungene Parodien von der bloßen Effekthascherei des Grobmimikers Oliver Pocher unterscheidet.
Sind Parodisten Parasiten, die von der Kreavität anderer leben? Dann wäre auch Oscar-Preisträger Philip Seymour Hoffmann als Truman Capote ein Parasit, kontert Giermann. Und Regisseur Haffner sekundiert: "Es muss ja nicht alles ein Rilke-Gedicht sein. Und selbst das hat Loriot in ,Pappa ante portas‘ genial mit ‚Krawel! Krawell! Taubtrüber Ginst am Musenhain...‘ parodiert." Ganz große Kunst, kein Zweifel.
Rainer Unruh