Wird endlich gut, was lange währte? Schon vor vier Jahren wollte Das Erste Günther Jauch einen Herzenswunsch erfüllen und ihm den Polittalk am Sonntagabend anvertrauen. Der Vertrag war unterschriftsreif, als im großen ARD-Chor Misstöne aufkamen. Die Folge: Genervt vom Bürokratieapparat brach Jauch die Verhandlungen ab, schimpfte über "Gremien voller Gremlins". Der Kontakt zwischen den Senderchefs und dem Ex-"stern TV"-Mann und "Millionär" von RTL brach aber nie ab. Nun ist es so weit: Am 11. September gibt der 55-Jährige mit "Günther Jauch" seinen Einstand als Polittalker. TV SPIELFILM sprach mit ihm über die neue Herausforderung.
Wie war das Wiedersehen mit den
Gremlins und Profilneurotikern?
Wie war das Wiedersehen mit den
Gremlins und Profilneurotikern?
Günther Jauch Meine Verhandlungspartner bei der ARD waren ja nicht die Gremien, sondern Menschen aus der Exekutive. Ich hatte jedenfalls den Eindruck, dass beide Seiten unglücklich waren, wie das gelaufen ist. Und tja, wenn sich zwei Unglückliche finden, wird's ja manchmal doch etwas.
Brauchen wir noch eine Polittalkshow?
Die Zahl der Talkshows hat sich vermehrt. Auf der anderen Seite scheint der Informationsbedarf der Leute zu steigen. Die Macher freuen sich alle über steigende Quoten.
Sie haben zwar auch in "stern TV" mal "härtere" Themen angefasst. Aber Sie waren wie auch bei "Wer wird Millionär?" stets der Chef im Ring. Bei ausgewiesenen Politprofis wird das nicht so einfach.
Ich kann mir gut vorstellen, dass es Zuschauer gibt, die sagen werden: In anderen Sendungen sind Sie aber netter. Da wird es möglicherweise einen Wahrnehmungswechsel geben. Die Leute werden mich in einer anderen Rolle sehen, die wird nicht allen gefallen.
Wie wollen Sie rhetorisches Wahlkampfgeplänkel unterbinden?
Es ist eine Livesendung, wo jeder seinen
Aufschlag machen kann. Das ist Chance und Risiko zugleich. Wenn einer sagt: "Vielen Dank für die Frage, aber lassen Sie mich zunächst...", dann muss ich damit umgehen lernen. Lohnt es sich, in jedem Fall dazwischenzugehen und hinterher vielleicht gar nichts mehr aus ihm rauszukriegen? Ich werde Fehler machen. Am Anfang mehr als vielleicht später. Da wird es auch Enttäuschungen geben - vor allem für Leute, die von mir jetzt Dinge erwarten, die sie noch nie im Fernsehen gesehen haben.
Wird sich an der Grundkonstellation der Gesprächsrunde im Studio etwas ändern?
Ich könnte mir vorstellen, dass ich auch mal nur mit einem einzigen Gast rede, und dann können es auch mal die traditionellen vier oder fünf sein. Auch zwei sind möglich, sogar zwei von einer Partei, wenn es das Thema hergibt und die Konstellation dafürspricht. Aber ansonsten werden wir in einer Sendung, die seit vierzehn Jahren regelmäßig um die vier Millionen Zuschauer hat, nicht alles auf den Kopf stellen. Es wird also weiter deutsch gesprochen und die Leute werden auf Stühlen sitzen, die vermutlich vier Beine haben werden...
Dann kann also nichts schiefgehen?
Das wird nicht von jetzt auf gleich funktionieren. Als ich mit "Wer wird Millionär?" angefangen habe, kannte ich die Sendung ja nur aus England und hatte noch kein Gefühl für das richtige Tempo, auch für Tempowechsel. Am Anfang bin ich das falsch angegangen, habe zu lange an Fragen festgehalten oder zu sehr aufs Tempo gedrückt. Ich glaube, dass ich auch am Sonntag den richtigen Rhythmus erst finden muss. Ich habe das Vertrauen, dass die ARD nach fünf oder zehn Sendungen nicht in Hektik ausbricht, sondern dass man hier einen langen Atem hat. Schauen Sie, wie hart und wie lange Sabine Christiansen anfangs vermöbelt wurde, und bei Anne Will war es genauso. Im Nachhinein haben beide sehr lange und sehr erfolgreich eine sehr respektable Sendung hingelegt.
Ist Anne Will Ihnen eigentlich böse?
Wir haben immer einen guten Kontakt gehabt und haben den auch weiterhin.
In der neuen ARD-Talkschiene gibt es künftig jeden Abend, bis auf den Freitag, eine Talkshow. Da können Themen- und vor allem Gästefindung schnell zum Problem werden, oder?
Wenn VW allein auf der Welt wäre, hätten die es mit ihren Autos auch leichter. Es gibt überall Konkurrenz und eine besonders harte im Fernsehen. Das ist Wettbewerb, den gibt es zwischen Sendern, und in dem Fall gibt es den jetzt auch innerhalb der ARD. Trotzdem gibt es die Hoffnung, dass sich die Dinge schütteln werden. Zum Teil wird die Aktualität auch entsprechende Prioritäten setzen.
Henkel, Baring, Precht - haben Sie die
Telefonnummern bereits?
Aber sicher habe ich die. Sie möchten mich provozieren und mir entlocken, wen ich denn unbedingt gerne in der Sendung haben möchte und wen unter keinen Umständen. Ich werde Ihnen den Gefallen aber nicht tun. Weil jede Woche neue Ereignisse neue Konstellationen erfordern. Außerdem ist die Gästebesetzung natürlich kein Wunschkonzert, in dem Sie jeden Sonntag überlegen können, ob Sie den amerikanischen Präsidenten aus- und dafür den Papst einladen.
Gibt es eine wie auch immer geartete Zusammenarbeit mit dem Sender, oder sagt die ARD schlicht: Jauch, mach!
Redaktionell wird die Sendung von uns gemacht. Gleichzeitig ist es eine Sendung der ARD. Ich bin überzeugt, dass wir um des Erfolges der Sendung willen an einem Strang ziehen. Ich gebe zu, dass ich immer sehr frei und unabhängig arbeiten konnte und dass mir das auch sehr wichtig ist.
Wie wichtig ist Ihnen die Quote?
Bei der ARD hat man natürlich schon die Hoffnung, dass die Quote nicht alles ist. Aber ich würde nicht so weit gehen zu sagen, dass für mich die Quote der Sendung keine Rolle spielt. Das kann nicht sein, weil wir einen super Sendeplatz haben mit einem tollen Vorprogramm. Wenn ich da sagen würde: Eine Million Menschen sind doch auch viel, dann habe ich etwas falsch gemacht. Dann bin ich auch der falsche Moderator.
Wie locker sind Sie vor der Talk-Premiere?
Vor der nächsten "Wer wird Millionär?"-Sendung, da bin ich locker, aber vor dieser Sendung und vor der Aufgabe bin ich ganz und gar nicht locker. Das hängt aber auch mit der für meine Begriffe etwas überbordenden Erwartungshaltung zusammen. Ich werde das Fernsehen aber bestimmt nicht neu erfinden.
Woran merken Sie den hohen Erwartungsdruck?
Weil über hundert Interviews vorher angefragt wurden. Für eine Sendung, die es bereits gibt, und für einen Moderator, den die Leute ja auch kennen.
Interview: Heiko Schulze
Günther Jauch
SO 11.9. ARD 21.45 Uhr
Brauchen wir noch eine Polittalkshow?
Die Zahl der Talkshows hat sich vermehrt. Auf der anderen Seite scheint der Informationsbedarf der Leute zu steigen. Die Macher freuen sich alle über steigende Quoten.
Sie haben zwar auch in "stern TV" mal "härtere" Themen angefasst. Aber Sie waren wie auch bei "Wer wird Millionär?" stets der Chef im Ring. Bei ausgewiesenen Politprofis wird das nicht so einfach.
Ich kann mir gut vorstellen, dass es Zuschauer gibt, die sagen werden: In anderen Sendungen sind Sie aber netter. Da wird es möglicherweise einen Wahrnehmungswechsel geben. Die Leute werden mich in einer anderen Rolle sehen, die wird nicht allen gefallen.
Wie wollen Sie rhetorisches Wahlkampfgeplänkel unterbinden?
Es ist eine Livesendung, wo jeder seinen
Aufschlag machen kann. Das ist Chance und Risiko zugleich. Wenn einer sagt: "Vielen Dank für die Frage, aber lassen Sie mich zunächst...", dann muss ich damit umgehen lernen. Lohnt es sich, in jedem Fall dazwischenzugehen und hinterher vielleicht gar nichts mehr aus ihm rauszukriegen? Ich werde Fehler machen. Am Anfang mehr als vielleicht später. Da wird es auch Enttäuschungen geben - vor allem für Leute, die von mir jetzt Dinge erwarten, die sie noch nie im Fernsehen gesehen haben.
Wird sich an der Grundkonstellation der Gesprächsrunde im Studio etwas ändern?
Ich könnte mir vorstellen, dass ich auch mal nur mit einem einzigen Gast rede, und dann können es auch mal die traditionellen vier oder fünf sein. Auch zwei sind möglich, sogar zwei von einer Partei, wenn es das Thema hergibt und die Konstellation dafürspricht. Aber ansonsten werden wir in einer Sendung, die seit vierzehn Jahren regelmäßig um die vier Millionen Zuschauer hat, nicht alles auf den Kopf stellen. Es wird also weiter deutsch gesprochen und die Leute werden auf Stühlen sitzen, die vermutlich vier Beine haben werden...
Dann kann also nichts schiefgehen?
Das wird nicht von jetzt auf gleich funktionieren. Als ich mit "Wer wird Millionär?" angefangen habe, kannte ich die Sendung ja nur aus England und hatte noch kein Gefühl für das richtige Tempo, auch für Tempowechsel. Am Anfang bin ich das falsch angegangen, habe zu lange an Fragen festgehalten oder zu sehr aufs Tempo gedrückt. Ich glaube, dass ich auch am Sonntag den richtigen Rhythmus erst finden muss. Ich habe das Vertrauen, dass die ARD nach fünf oder zehn Sendungen nicht in Hektik ausbricht, sondern dass man hier einen langen Atem hat. Schauen Sie, wie hart und wie lange Sabine Christiansen anfangs vermöbelt wurde, und bei Anne Will war es genauso. Im Nachhinein haben beide sehr lange und sehr erfolgreich eine sehr respektable Sendung hingelegt.
Ist Anne Will Ihnen eigentlich böse?
Wir haben immer einen guten Kontakt gehabt und haben den auch weiterhin.
In der neuen ARD-Talkschiene gibt es künftig jeden Abend, bis auf den Freitag, eine Talkshow. Da können Themen- und vor allem Gästefindung schnell zum Problem werden, oder?
Wenn VW allein auf der Welt wäre, hätten die es mit ihren Autos auch leichter. Es gibt überall Konkurrenz und eine besonders harte im Fernsehen. Das ist Wettbewerb, den gibt es zwischen Sendern, und in dem Fall gibt es den jetzt auch innerhalb der ARD. Trotzdem gibt es die Hoffnung, dass sich die Dinge schütteln werden. Zum Teil wird die Aktualität auch entsprechende Prioritäten setzen.
Henkel, Baring, Precht - haben Sie die
Telefonnummern bereits?
Aber sicher habe ich die. Sie möchten mich provozieren und mir entlocken, wen ich denn unbedingt gerne in der Sendung haben möchte und wen unter keinen Umständen. Ich werde Ihnen den Gefallen aber nicht tun. Weil jede Woche neue Ereignisse neue Konstellationen erfordern. Außerdem ist die Gästebesetzung natürlich kein Wunschkonzert, in dem Sie jeden Sonntag überlegen können, ob Sie den amerikanischen Präsidenten aus- und dafür den Papst einladen.
Gibt es eine wie auch immer geartete Zusammenarbeit mit dem Sender, oder sagt die ARD schlicht: Jauch, mach!
Redaktionell wird die Sendung von uns gemacht. Gleichzeitig ist es eine Sendung der ARD. Ich bin überzeugt, dass wir um des Erfolges der Sendung willen an einem Strang ziehen. Ich gebe zu, dass ich immer sehr frei und unabhängig arbeiten konnte und dass mir das auch sehr wichtig ist.
Wie wichtig ist Ihnen die Quote?
Bei der ARD hat man natürlich schon die Hoffnung, dass die Quote nicht alles ist. Aber ich würde nicht so weit gehen zu sagen, dass für mich die Quote der Sendung keine Rolle spielt. Das kann nicht sein, weil wir einen super Sendeplatz haben mit einem tollen Vorprogramm. Wenn ich da sagen würde: Eine Million Menschen sind doch auch viel, dann habe ich etwas falsch gemacht. Dann bin ich auch der falsche Moderator.
Wie locker sind Sie vor der Talk-Premiere?
Vor der nächsten "Wer wird Millionär?"-Sendung, da bin ich locker, aber vor dieser Sendung und vor der Aufgabe bin ich ganz und gar nicht locker. Das hängt aber auch mit der für meine Begriffe etwas überbordenden Erwartungshaltung zusammen. Ich werde das Fernsehen aber bestimmt nicht neu erfinden.
Woran merken Sie den hohen Erwartungsdruck?
Weil über hundert Interviews vorher angefragt wurden. Für eine Sendung, die es bereits gibt, und für einen Moderator, den die Leute ja auch kennen.
Interview: Heiko Schulze
Günther Jauch
SO 11.9. ARD 21.45 Uhr