Ein Land wird durchtrennt, seine Bewohner willkürlich in zwei Völker aufgeteilt. Die Errichtung der Mauer am 13.8.1961 jährt sich in diesem Jahr zum fünfzigsten Mal. Anlass fürs Fernsehen, die Ereignisse mit diversen Dokus und Spielfilmen aus verschiedenen Blickwinkeln verstehbar zu machen (siehe Sendehinweiskasten).

Eine ungewöhnliche Perspektive auf das Geschehen bietet der Spielfilm "Der Mauerschütze", den die ARD am 3. August zeigt. Benno Fürmann spielt einen Mann, der sich freiwillig zum Grenzdienst meldet, um später Medizin studieren zu können. Irgendwann muss er auf ein flüchtendes Paar anlegen. Seine Schüsse rauben der jungen Frau den Mann - und dem Kind in ihrem Bauch den Vater. Auch zwanzig Jahre danach lässt ihn seine Tat nicht ruhen. Er beschließt, sein Gewissen zu erleichtern und sich der Witwe, gespielt von Annika Kuhl, zu stellen. Ein folgenschwerer Entschluss.

Trägt der Schütze zu Recht so schwer an seiner Schuld? Mussten sie als Soldaten nicht einfach den Befehlen ihrer Vorgesetzten Folge leisten? "Es gibt die justiziarische Ebene", sagt Benno Fürmann, "wo gefragt wird, wie mit Menschen umzugehen ist, die Befehlen gehorchen und auf Menschen schießen, von denen sie - und das ist das Einzigartige an diesen Fällen - gar nicht angegriffen wurden, sondern die fliehen." Dafür gebe es keine Präzedenzfälle. "Schüsse auf fliehende Menschen sind nicht zu rechtfertigen."

Zur Klärung der Schuldfrage seiner Figur Stefan Kortmann orientiert sich Fürmann an dem Philosophen Immanuel Kant: "Wir müssen für unser Handeln Verantwortung übernehmen, egal wo wir uns befinden." Doch der Schauspieler kennt auch die Schwäche der Menschen, die zwar zwischen Recht und Unrecht scharf unterscheiden, aber in einer Grauzone von Zwängen, Notwendigkeiten und Unsicherheiten eigentlich inakzeptable Kompromisse eingehen. "Ich finde an meiner Figur interessant, dass sie sich nicht hinter Gesetzen versteckt, sondern zu ihrer Schuld steht. Wenn auch spät."

Eine Handlungsweise, die im wirklichen Leben wohl nicht oft vorgekommen ist, denn die meisten Todesschüsse blieben tatsächlich ungesühnt.
Auch 20 Jahre nach dem Fall der Mauer kommen immer noch neue Erkenntnisse ans Tageslicht. Die ZDF-Doku "Geheimakte Mauerbau - Die Nacht der Entscheidung" geht der Rolle der Sowjets bei der Grenzerrichtung nach. Erst jetzt freigegebene Akten aus dem russischen Staatsarchiv für Zeit-geschichte enthüllen im Wortlaut, wer den Befehl zum Mauerbau gab.

RTL spürt in "Die Vergessenen - Tod, wo andere Urlaub machen" jenen DDR-Flüchtlingen nach, die dem Regime über Bulgarien nach Jugoslawien oder Griechenland zu entkommen versuchten - und oftmals im DDR-Gefängnis ankamen.

Sehr sehenswert ist auch das Grimmepreis-gekrönte TV-Drama "An die Grenze" mit Jacob Matschenz und Bernadette Heerwagen über das extrem reglementierte Leben im Sperrgebiet unmittelbar vor den Kontrollanlagen. Drehbuchautor Stefan Kolditz ("Dresden") war Mitte der Siebzigerjahre selbst NVA-Soldat an der heiklen Trennlinie.

Besonders interessant ist der ARD-Beitrag "Geheimsache Mauer - die Geschichte einer deutschen Grenze", der eine geplante Hightechversion der Mauer in Bilder setzt. Ohne sichtbare Grenzzäune, dafür mit flächendeckender Videoüberwachung und automatischen Betäubungsschüssen sollte die "Mauer 2000" ebenso unauffällig wie unüberwindbar sein.

Sabine Weiß/ F. Aures