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Juwelenraub

Die Turbo-Knacker

In einem sensationellen Dokumentarfilm (DI, 2.7.) erklären die Juwelenräuber der "Pink Panther"-Bande ihre Verbrechen

Der Zeitstempel auf dem Überwachungsvideo des Wafi-Einkaufszentrums in Dubai zeigt 9.36 Uhr und 58 Sekunden an. Ein schwarzer Pkw rast rückwärts durch die berstende Eingangstür und weiter in ein Juweliergeschäft. Schwarz vermummte Männer stürmen durch die zerstörte Ladenfront, schlagen die Vitrinen ein und stopfen Schmuck in Säcke. Abfahrt um 9.38 Uhr und 33 Sekunden. In anderthalb Minuten haben die Täter Juwelen im Wert von über drei Millionen Euro gestohlen.

Das war 2007. Mehr als 500 Mal hat die "Pink Panther" genannte Räuberbande weltweit bereits zugeschlagen. Diese international gesuchten Männer aufgespürt zu haben, ist nur eins der Verdienste von Havana Marking und ihrer außergewöhnlichen Doku, die im Original "Smash & Grab" heißt und vom SWR co-produziert wurde.
"Ich musste sehr oft nach Serbien und vor allem nach Montenegro reisen, woher der Kern der Gruppe kommt", sagt Marking. "Es war schwierig, Vertrauen aufzubauen, ich musste oft stundenlang an unheimlichen Orten auf meine Interviewpartner warten."

Die Gespräche mit den Verbrechern wurden später von Schauspielern in Szene gesetzt und tricktechnisch verfremdet - was den Film der Britin visuell überaus interessant und spannend wie einen Thriller macht. Der Zuschauer kann miterleben, wie der Ladenbesitzer umgarnt, der Safe gesprengt und das Fluchtauto verbrannt wird. Wegen der trickfilmartigen Bilder ist er sich des semifiktionalen Charakters der Erzählung immer bewusst. Die Inhalte sind aber keineswegs ausgedacht.

"Manchmal hatte ich morgens ein Treffen mit Interpol und am Nachmittag eins mit den Verbrechern - die von Interpol gesucht werden. Es war bizarr", erinnert sich Marking. Gesprächsthema war auch die Herkunft der Männer. Als prägend wird die Perspektivlosigkeit in Jugoslawien nach dem Tod des kultisch verehrten Diktators Tito im Jahr 1980 dargestellt. Und die Kriege, die das Land in der Folge zerrissen. Marking zeigt beeindruckendes Archivmaterial vom toten Tito, der in einem Eisenbahnwaggon aufgebahrt durch das Land gefahren wurde. Menschenmassen säumen die Gleise.

Hat die Verbrecherlaufbahn den Gangstern ein besseres Leben beschert? Sorgenfrei ist es wohl nicht. Paranoia und Psychopharmaka sind ständige Begleiter der Interviewten. Ein weibliches Mitglied rutschte durch das andauernde radikale Verändern ihres Äußeren in eine bedrohliche Identitätskrise. Das alles hat man so noch nicht gehört oder gesehen.
"Ich will mit diesem Film einen Oscar gewinnen", sagt Havana Marking selbstbewusst. Die Chancen dafür stehen wahrscheinlich nicht schlecht.

F. I. Aures

Meisterdiebe im Diamantenfieber
DI 2.7. ARD 22.45 Uhr