Yoko Ono war 37, John Lennon noch keine 30, als die beiden 1969 heirateten. Im Oktober 1980 wurde Lennon 40, zwei Monate später war er tot. John und Yoko, das war die Geschichte einer großen Liebe und auch die einer ganz besonderen Beziehung.

"Nowhere Boy" erzählt von der Jugend dieses John Winston Lennon, geboren und aufgewachsen in Liverpool, berühmt geworden in aller Welt als einer der vier Beatles, vielleicht der wichtigste. Regisseurin Sam Taylor-Wood zeigt in dem sympathischen Film, wie sein Onkel George ihm die erste Mundharmonika schenkt (ein deutsches Fabrikat) und seine Tante Mimi darauf achtet, dass er auch seine Brille trägt - wenn auch noch nicht dieses kreisrunde Draht­gestell, das später sein Markenzeichen werden soll. Der Film schildert die ersten Auftritte mit einer Gruppe namens Quarrymen und die erste Begegnung mit einem jungen Bengel namens Paul McCartney.
Vor allem aber geht es um Lennons schwieriges Verhältnis zu seiner Mutter Julia, und um einen Jungen, der sich nirgendwo richtig zugehörig fühlt, eben ein "Nowhere Boy". Bezeichnend: Der letzte Song im Film ist Lennons (an)klagende Hymne "Mother" aus dem Jahr 1970.
Liebe hinter den Kulissen "Nowhere Boy" hat aber auch noch eine andere Geschichte, nämlich die hinter den Kulissen. Während der Dreharbeiten im Frühjahr 2009 verlieben sich Lennon-Darsteller Aaron Johnson und seine Regisseurin Sam (eigentlich Samantha) Taylor-Wood ineinander. Ihr Altersunterschied sorgt für Gesprächsstoff: sie geboren 1967 in London, er ganze 23 Jahre später in High Wycombe, England.

Wo die Liebe hinfällt.

Taylor-Wood ist da bereits seit mehr als zehn Jahren mit dem englischen Kunsthändler Jay Jopling verheiratet, mit dem sie zwei Töchter hat. Die älteste, Angelica, spielt in "Nowhere Boy" Lennons Mutter Julia als Kind. Als Taylor-Wood und Johnson 2012 heiraten, ist die zweite gemeinsame Tochter bereits seit sechs Monaten auf der Welt.

Aktuell gibt es ganz andere Anlässe, das Ehepaar Taylor-Johnson, wie beide jetzt heißen, im Blick zu behalten: Er spielte unlängst neben "Breaking Bad"-Star Bryan Cranston im Kinoblockbuster "Godzilla", sie drehte bis gerade eben in Vancouver die mit Spannung erwartete Filmversion des umstrittenen Skandalbestsellers "Fifty Shades of Grey" (2015 im Kino).

Als bekannt wurde, dass Taylor Johnson die Regie übernehmen würde, vermutete die Klatschpresse gleich, dass sicher ihr "Toyboy/Ehemann" die Hauptrolle des Geschäftsmanns Christian Grey bekäme - die aber ging an den acht Jahre älteren Iren Jamie Dornan (Aaron Taylor-Johnson taucht angeblich im Film auf).
Was die Regisseurin mit John Lennon noch verbindet, ist ein Orden. Den "Order of the British Empire" (vierter Klasse) bekam Taylor-Johnson 2011 für ihre Arbeit als Fotokünstlerin. Lennon gab seinen (fünfter Klasse) 1969 als Protestaktion zurück.

In "Nowhere Boy" verabschiedet sich John Lennon von seiner Tante Mimi, er sei auf dem Weg nach Hamburg. "Hamburg? Humbug!" lautet ihre Antwort. Den Namen seiner Band kann sie sich nicht merken. Für sie klingen die alle gleich.

V. Bleeck