TV SPIELFILM: Hat sich schon mal jemand über Ihren Kluftinger- Dialekt beschwert?

Herbert Knaup Ja, bestimmt, aber der Dialekt gehört nun mal zu dieser Reihe, und man muss sich als Zuschauer dafür öffnen. Ein kleiner Trost für alle Nichtallgäuer: Selbst im Allgäu wechselt der Dialekt alle sieben Kilometer.

Ist das Allgäuerisch, das Sie als Kluftinger sprechen, das Allgäuierisch, mit dem Sie als Kind aufgewachsen sind?

Herbert Knaup Nicht ganz, es ist ein Mix aus dem ursprünglichen Dialekt und Hochallgäuerisch. Inzwischen spreche ich ja privat durchgängig Hochdeutsch. Aber wenn ich im Allgäu bin, dann schießt das in mich hinein, dann brauch ich auch keinen Sprachkurs belegen, um mir den Dialekt anzutrainieren.

Seegrund. Ein Kluftingerkrimi
DO 28.11. ARD, 20.15
Sie leben in Berlin. Was ist für Sie mehr Heimat: das Allgäu oder die Hauptstadt?

Herbert Knaup Es gibt ein blödes Lied: "Überall und nirgends zu Haus, so sieht das Leben für uns Schauspieler aus". Ich sehe mich auch als Nomaden, und wo immer ich war, ob in Heidelberg oder der Schweiz, habe ich mich heimisch gefühlt . Aber vielleicht ergeht es mir als altem Mann mal wie den Lachsen, die es zum Ende ihres Lebens nach Hause zieht. Als ich kürzlich in Füssen und in München war, habe ich mich schon gefragt: Warum bist du da weg? Das ist doch wahnsinnig schön. Aber als jungen Mann hat es mich erschlagen, da war es viel zu eng. Ich wollte in die Großstadt, ins Flache.

Irgendwie scheint Bayern sehr angesagt zu sein. Jetzt kommt noch "Hattinger" im ZDF...

Herbert Knaup...und Dominik Graf dreht für den Bayerischen Rundfunk "Die reichen Leichen. Ein Starnbergkrimi". Das ist wirklich ein Phänomen. Als mir mein Bruder den Kluftiger-Krimi "Milchgeld" zum Lesen gegeben hat, dachte ich als Allgäuer zunächst: wen interessiert das außerhalb des Allgäus? Inzwischen hat sich eine gigantische Fangemeinde gebildet.

Dabei ist der Kluftinger schon ein komischer Kauz, oder?

Herbert Knaup Er ist ein schrecklicher Vogel, kleinkariert und voller Vorurteile - einerseits. Andererseits ist da unter seiner Verpanzerung auch etwas Lebendiges und Neugieriges, das zur Welt hin geöffnet ist. In der aktuellen Folge geht das so weit, das er sogar Interesse fürs Japanische beweist.

Was finden Sie an ihm sympathisch?

Herbert Knaup Dass er lernt, mit den ganzen Phobien, die er hat, umzugehen. Dass er weitermacht. Wobei er natürlich auch das Glück hat, dass die anderen ihn gewähren lassen. Er ist ja schon ein ziemlicher Alpenmacho. In einer Großstadt wie Hamburg oder Berlin würden ihn die Großstädter natürlich weglachen oder auflaufen lassen.

Im Unterschied zu den schicken Lofts, in denen sich 90 % des Fernsehpersonals tummelt, ist Kluftingers Zuhause ein Anti-Designstatement...

Herbert Knaup Das ist ein echtes Haus. Da wird nicht viel verändert, da zieht nicht mal Ikea ein. Im Inneren regiert der Look der Fünfzigerjahre.

Rainer Unruh

Seegrund. Ein Kluftingerkrimi
DO 28.11. ARD, 20.15