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Handball-EM in Polen

Hart, härter, Handball

UweGensheimer
Deutschlands aktuell bester Handballer Uwe Gensheimer muss bei der EM in Polen verletzt passen. Ein herber Verlust für das Team von Bundestrainer Dagur Sigurdsson Imago

Bei der EM in Polen spielt das unerfahrene deutsche Team derzeit auch ohne den verletzten Kapitän Uwe Gensheimer groß auf. Unter anderem sind Keeper Andreas Wolff und Rechtsaußen Tobias Reichmann drauf und dran, die Hierarchie im Welthandball aufzumischen - auch wenn es noch nicht ganz für unser "Dream-Team" der derzeit besten Handballer reicht.

Sie verdienen einen Bruchteil kickender Profikollegen, liefern aber eine knallharte Show, die bei großen Turnieren Millionen TV-Zuschauer fasziniert: Deutschlands Handballer. Auch ohne ihren verletzten Kapitän Uwe Gensheimer, gerade zum weltbesten Linksaußen gewählt, und eine Handvoll weiterer Leistungsträger setzt die Auswahl des Deutschen Handballbunds (DHB) bei der EM in Polen (15. bis 31. Januar) ihren erkennbaren Aufwärtstrend nach WM-Viertelfinalteilnahme und Supercup-Gewinn fort.

Und wie: Große Leidenschaft und ein ausgeprägter Teamgeist haben die ersatzgeschwächten Handballer im letzten Spiel der Hauptrunde zu einem sensationellen 25:23 gegen Dänemark getragen - und damit ins Halbfinale gegen Norwegen (29.1. ab 18.05 Uhr im ZDF). Eine famose Leistung, die der talentierten Mannschaft von Bundestrainer Dagur Sigurdsson vor dem Turnier kaum ein Experte zugetraut hat.
Nächstes Spiel:
Handball-EM: Finale Deutschland - Spanien
Sonntag, 31. Januar 2016, ab 17.15 Uhr live im Ersten
Derzeit besetzen allerdings Spieler gescheiterter Topfavoriten wie Frankreich oder Dänemark die Schlüsselpositionen in unserem (vor dem Turnier zusammengestellten) "Dream-Team" der aktuell besten Handballer der Welt. Fragt sich nur, wie lange noch...

Niklas Landin
(27, Torwart) Der Däne, vor der aktuellen Saison von den Rhein-Neckar Löwen zum THW Kiel gewechselt, ist nicht nur physisch ein Gigant zwischen den Pfosten: Der zwei Meter große und 102 Kilogramm schwere Keeper lässt das Gehäuse für Gegenspieler auch dank fantastischer Reflexe auf Schuhkartongröße schrumpfen. Neben dem für Katar spielenden Danijel Šaric vom FC Barcelona mittlerweile die klare Nummer eins auf seiner Position.

Mikkel Hansen
(28, Rückraum links) Der Welthandballer von 2011 ist aktuell der bestbezahlte Profi seiner Sportart, soll bei ­Paris Saint-Germain rund eine ­Million Euro im Jahr verdienen. Durchaus angemessen für den unvergleichlich wurfgewaltigen Dänen auf der sogenannten ­Königsposition - zumindest wenn man bedenkt, dass einigen Stars aus der Fußball­abteilung des Scheich-Clubs ähn­liche Summen Monat für Monat überwiesen werden...

Uwe Gensheimer
(29, Linksaußen) Sein großes Repertoire an Wurfvarianten garantiert spek- takuläre Treffer. Gegnerische Torhüter attestieren dem gebürtigen Mannheimer Handgelenke aus Gummi, weil sich von ihm geworfene Bälle scheinbar über die Gesetze der Physik hinwegsetzen. Dazu gehört natürlich eine Menge Talent - aber der National-Linksaußen gilt auch als einer der fleißigsten Spieler überhaupt, probiert unermüdlich Neues aus, um sich weiter zu verbessern. Verbessern wird sich ab der kommenden Saison auf alle Fälle sein Gehalt: Die langjährige Identifikationsfigur der Rhein-Neckar Löwen wechselt im Sommer 2016 zur Startruppe von Paris Saint-Germain, wo er sein jährliches Salär auf geschätzte 500 000 Euro schrauben wird.

Nikola Karabatic
(31, Rückraum Mitte) Ob zentral oder auf den Halbpositionen: Der Franzose ist und bleibt der Handballer mit dem gewissen Etwas. Seine Dynamik, sein Auge für den besser positionierten Mitspieler, seine Vollstreckerqualitäten haben ihn zum unumstrittenen Superstar seines Sports gemacht. Heftig ins Schlingern kam seine Karriere, als er sich 2012 wegen Wettmanipulation vor Gericht verantworten musste. Erst drei Jahre später fiel das (milde) Urteil: 10 000 Euro Geldstrafe. Im Sommer 2015 wechselte der Welthandballer von 2007 und 2014 für eine kolportierte Ablösesumme von zwei Millionen Euro vom FC Barce­lona zu, genau: Paris Saint-Germain. Sein Gehalt dort dürfte sich in Mikkel-Hansen-Regionen bewegen (siehe oben).

Laszlo Nagy
(34, Rückraum rechts) Der Traum des Ungarn ist der Cham­pions-League-Sieg 2016 mit Veszprém. Denn mit der Nationalmannschaft einen bedeutenden Titel abzuräumen ist für den 2,09 Meter großen Linkshänder, der vor seiner Rückkehr in die Heimat (2012) zwölf Spielzeiten für den FC Barcelona absolvierte, weitaus schwerer. Am nächsten kam Nagy diesem Ziel 2004 und 2012, als er die Magyaren bei den Olympischen Spielen bis ins Halbfinale führte. Andererseits scheint die menschgewordene Tormaschine (im Schnitt vier Treffer pro Länderspiel) mit ­jedem Jahr besser zu werden - ­genau wie die Defensive der ungarischen Nationalmannschaft...

Víctor Tomás
(30, Rechtsaußen) Der Kapitän des FC Barcelona wurde 2013 mit Spa­nien Weltmeister, legt in der Abwehr und im Angriff ein unglaubliches Tempo vor. Der gebürtige Kata­lane, übrigens ein Kumpel von Nagy, mit dem er sich neun Jahre lang vor Spielen das Hotelzimmer teilte, analysiert jedes einzelne Match von sich auf dem Fern­seher, um zu sehen, was er beim nächsten Mal besser machen kann. Wobei: Viel besser geht nicht mehr - Tomás und der Franzose Luc Abalo sind auf ihrer Position das Maß der Dinge.

Julen Aguinagalde
(33, Kreisläufer) Berufungen ins All-Star-Team großer Turniere pflastern den Weg des spanischen Kraft­pakets (1,95 Meter, 113 Kilo). Dass der Kreisläufer vom polnischen Meister KS Kielce bei der WM 2015 erstmals seit 2012 ­keine Berücksich­tigung fand, dürfte dem personifizierten Albtraum aller Abwehrreihen gar nicht gefallen haben. Ehrgeiz ist sein zweiter Vorname!


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