Wenn uns die dritte Staffel von "Game of Thrones" eins gelehrt hat, dann, dass Hochzeiten in Westeros keine gute Idee sind. Und dennoch gibt es einige Unverbesserliche, die sich auch in der vierten Staffel vor den Altar wagen. Ob es gut endet? Wer dies wissen will, muss bis zur zweiten Folge warten - oder George R. R. Martins sechstes Taschenbuch "Die Königin der Drachen" lesen, auf dem der Großteil dieser Staffel basiert.

In ihm zieht der Autor die bedrohliche Schlinge um die sieben Königreiche von Westeros immer weiter zusammen. Während im Norden die Weißen Wanderer an die große Mauer klopfen, sammelt im Osten Daenerys Targaryen (Emilia Clarke) neben ihren drei immer größer werdenden Drachen eine riesige Armee für den Sturm auf den Thron um sich. Den hat noch immer der 13-jährige Joffrey
Baratheon (Jack Gleeson) inne, der mit seiner ruchlosen Art nicht nur seinen Onkel Tyrion (Peter Dinklage) gegen sich aufgebracht hat.

Mitten in dem Intrigenspiel befindet sich auch eine Deutsche. Sibel Kekilli hat sich als Tyrions Geliebte Shae zum festen Bestandteil des Ensembles gemausert. Im Interview mit TV SPIELFILM erzählt die 33-Jährige, wie ihr das gelungen ist.

"Ich hätte nichts dagegen, ein paar Männer nackt zu sehen"

TV SPIELFILM: Wie kriegt man eine Rolle in "Game of Thrones"?

SIBEL KEKILLI Ich sollte für Shae und eine weitere Rolle vorsprechen. Aber mein Englisch war so schlecht, dass ich alle möglichen Regieanweisungen falsch verstand. Ich dachte: Na ja, zumindest hat HBO mich mal gesehen. Ein paar Tage später riefen sie dann zurück, und ich sagte zu meinem Agenten: "Sag nein, ich will es nicht machen."

Sie haben abgelehnt?

SIBEL KEKILLI Genau das war auch die Reaktion von HBO. Sie schrieben mir einen wahnsinnig netten Brief mit genau dieser ungläubigen Frage. Und ich dachte: Mein Gott, HBO bittet mich, den Part doch anzunehmen! Und dann sagte ich zu.

Und hat es sich gelohnt?

SIBEL KEKILLI "Game of Thrones" hat weltweit eine ungeheure Resonanz. Zwischen all den Engländern und Amerikanern der ersten Staffel waren Nikolaj Coster-Waldau und ich die einzigen Nicht-Muttersprachler. Für mich war es eine große Ehre, dazuzugehören.

Es hieß, anfangs hätten sich die Serienkollegen über Ihr etwas deutsches Englisch lustig gemacht...

SIBEL KEKILLI Nicht ganz. Ich habe zwar beim Sprechen einen Akzent, aber keinen deutschen. Und sie amüsierten sich auch nicht über die Art, wie ich Englisch spreche, sondern sie rissen ständig Witze, von denen sie wussten, dass ich sie nicht verstehen würde. Inzwischen klappt das nicht mehr.

Haben Sie so etwas wie einen engsten Vertrauten unter Ihren Kollegen?

SIBEL KEKILLI Peter Dinklage und ich sind von Szene zu Szene, von Staffel zu Staffel miteinander gewachsen. In unserer ersten gemeinsamen Szene war ich oben ohne. Andere Szenen waren auf ganz andere Art intim. Wenn die Chemie zwischen uns nicht gestimmt hätte, hätte es schlicht nicht funktioniert. Wir machen das jetzt schon seit vier Jahren.

Er ist ein wundervoller Mensch und inzwischen auch ein guter Freund. Als wir uns letztens in Los Angeles trafen, sahen wir uns gerade mal für zwei Minuten. Ich war sehr müde, und am nächsten Tag fragte er mich per E-Mail, ob alles okay sei. Ich hätte so traurig gewirkt. Er machte sich tatsächlich Gedanken um mich. Ein echter Freund.

Würden Sie sagen, dass es in "Game of Thrones" mehr starke Frauenrollen gibt als anderswo?

SIBEL KEKILLI Ja, in vielen Serien dürfen Frauen lediglich das Cocktailkirschlein auf der Sahnehaube des Eisbechers spielen. Frei nach dem Motto: Sei hübsch und halt den Mund. So etwas wie "Game of Thrones" ist bislang noch immer sehr selten. Denken Sie nur an die Figur der Brienne. Oder Cersei, manipulativ, intrigant, clever, mächtig und viel gefährlicher als ihre männlichen Gegenspieler.

Und dennoch gibt es in der Serie deutlich mehr nackte Frauen als Männer zu sehen...

SIBEL KEKILLI Na ja, unsere Drehbuchschreiber sind Männer, oder? Es gibt in der Serie aber auch nackte Kerle zu sehen, und sogar ein paar schwule Szenen. Wenn etwas integraler Teil der Handlung ist, wäre es ja blöd, es zu verhüllen, nur weil man sich Sorgen macht, wie die Zuschauer darauf reagieren könnten.

Das ist ja gerade das Großartige an HBO: dass sie echte Frauen und echte Männer zeigen. Und wenn du in einer wichtigen Szene nackt sein musst, weil es zur Handlung gehört - warum nicht? Wir sparen ja auch nicht beim Blut.

Im Internet gibt es inzwischen sogar eine - zugegeben scherzhafte - Petition, endlich auch mal ein paar Penisse zu zeigen...

SIBEL KEKILLI Wirklich? (lacht) Ich führe da ehrlich gesagt keine Statistiken, wer nicht oft genug nackt ist. Aber wir haben gut aussehende Jungs. Ich hätte nichts dagegen, Conleth Hill, Nikolaj Coster-Waldau oder Peter Dinklage nackt zu sehen.

Michael Mutz

Game of Thrones
montags, Sky Atlantic, 21:00 UHR