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"Falling Skies"

Gefahr aus dem Weltall

In der Spielberg-Serie "Falling Skies" (MO, 21.11.) versklaven Außerirdische die Menschheit. Derweil warten wir auf ein echtes Lebenszeichen aus dem Universum

Zweitausendelf war das Jahr der Außerirdischen. Ein Dutzend Kinofilme mit Aliengastspielen haben weltweit 2,3 Milliarden Dollar eingespielt: Das Spektrum reicht von Krawall-Blockbustern wie "Cowboys & Aliens" bis zu subtilen Satiren wie "Attack the Block". Auch im Fernsehen bekommen wir Besuch: Nach "V" und "The Event" startet jetzt Steven Spielbergs Beitrag zum Thema im deutschen Free-TV.

"Falling Skies" setzt da an, wo Filme wie "Independence Day" aufhören - nach der Invasion der Außerirdischen. Wie postmoderne Hochhäuser thronen die Raumschiffe über den Städten der Welt und schicken kleine Boote aus, die Jagd auf die Restbestände der Menschheit machen. Nur die Kinder werden am Leben gelassen und mit biologischen Tricks versklavt.

Held der zehnteiligen Se­­rie, die Pro Sieben in fünf Doppelfolgen zeigt, ist Tom Mason (Noah Wyle, "Emergency Room"), dessen Sohn in der Hand der krabbenartigen Skidders ist. Der zum Widerstandskämpfer umgeschulte Geschichts­professor soll eine Gruppe Überlebender aus Boston herausführen, will aber den Filius nicht zurücklassen.
Invasions­szenarien dieser Art hat es auch früher schon gegeben. In den 50ern spiegelten sie die Panik vor dem Kommunismus wider. In den 80ern reflektierten die Filme die Angst vor dem Atomkrieg. Heute sind die Ansätze vielfältiger.

"District 9" etwa nutzt seine Aliens als Apartheids-Allegorie, "Avatar" zielt u.a auf den Kolinialismus ab. Andere Filme werden als Reak­tion auf die terroristische Bedrohung interpretiert. Sidney Perkowitz, ein US-Physikprofessor, hat eine viel simplere Theo­rie, warum uns die da draußen so oft heimsuchen: "Die wissenschaftlichen Erkenntnisse lassen Alienbesuche heute realistischer erscheinen."

Das im März 2009 ins All geschickte Kepler-Teleskop hat bisher 1235 potenzielle Planeten entdeckt, 45 davon in der sogenannten habitablen Zone, in der theoretisch flüssiges Wasser vorliegen kann. Für Seth Shostak, leiten­der Astronom beim SETI (Search for Extraterrestrial Intelligence Institute), Anlass zu großem Optimismus. "Ich denke, die Chancen, ,E.T.‘ zu finden, stehen ziemlich gut." Mithilfe des in Kalifornien geplanten, aus 350 Teleskopen bestehenden Allen Telescope Array will Shostak innerhalb der nächsten 25 Jahre ein Lebenszeichen aus dem All einfangen.

Seine Landsleute sind ähnlich erwartungsfroh: 56 Prozent glauben an die Existenz außeriridischen Lebens. Nur in asiatischen Ländern ist man noch optimistischer. Deutsche gehören dagegen zu den Skeptikern: Laut Emnid-Umfrage von 2006 glauben nur 40 Prozent an Leben jenseits der Erde. Zu ihnen gehört Alexander Gerst. Der 2014 für einen Flug ins All vorgesehene Astronaut sagte stern.de, er halte außerirdisches Leben für sehr wahrscheinlich - in welcher Form auch immer.

Die aliengünstige Prognose und die Unfassbarkeit, wie dieses Leben aussehen könnte, sind ein perfekter Nährboden für Hollywood-Spekulationen. Deshalb ist ein Ende des Alienbooms auch nicht abzusehen. 2012 treffen wir Außerirdische in Russland ("The Darkest Hour"), auf See ("Battleship") und auf dem Mars ("John Carter"). Und die "Men in Black" kehren auch zurück. Über den IQ der Filme können wir sowenig sagen wie über den echter Aliens: mehr dazu in 25 Jahren. 

Rüdiger Meyer