Ob nun "Independence Day", "Krieg der Welten" oder "Battle Los Angeles": Wann immer die Außerirdischen uns angegriffen haben - am Ende haben wir sie mit einem Arschtritt wieder in die Umlaufbahn befördert. Doch diesmal ist es anders. Gigantische Raumschiffe thronen über den amerikanischen Städten und senden immer wieder kleinere Schiffe aus, die Jagd auf die wenigen Überlebenden machen. Nur die Kinder werden verschont. Sie enden als willenlose Gefangene der All-Mächtigen.

"FALLING SKIES" IM TV

Das ist das Ausgangsszenario der neuen TV-Serie "Falling Skies", die das Leben auf der Erde sechs Monate nach einer erfolgreichen Alien-Invasion zeigt. Dass sie dabei das eine oder andere Mal an einen Kriegsfilm erinnert, hat seinen Grund. Erdacht ­wurde "Falling Skies" von "Der Soldat James Ryan"-Autor Robert Rodat und dessen Regisseur Steven Spielberg - ein bekennender Alien-Gläubiger, der im Laufe seiner Karriere schon einige Male mit den Außerirdischen Kontakt aufgenommen hat.
Auffällig an den Visio­nen des Meisterregisseurs ist, dass sie mit den Jahren immer pessimistischer werden. Waren seine Sci-Fi-Botschaften anfangs von Hoffnung und Versöhnung geprägt, erzählen sie seit Beginn des neuen Jahrtausends immer mehr von Tod und Zerstörung. Das Datum 9/11 ist der Schlüssel. Besonders deutlich wird das in "Krieg der Welten", der als Reflex auf die terroristische Bedrohung zu verstehen ist.

Auch das Aussehen der Außerirdischen hat sich verändert. Glichen sie bei Spielberg früher dem Alien-Klischee (grau, zweibeinig und mit schwarzen Mandelaugen), so weicht er in "Falling Skies" deutlich davon ab. Denn neben Blechrobotern gibt es auch sogenannte Skitters, die aufgrund ihres Bewegungsablaufs und der sechs Beine an Krebse erinnern.

Doch trotz aller Science-Fiction-Elemente dreht sich die Serie weniger um die Aliens als um die Menschen, die überlebt haben. Und so weckt "Falling Skies" Erinnerungen an einen anderen Serienhit der jüngeren Zeit: das Zombie-Drama "The Walking Dead". Hier wie dort kämpft eine von der Außenwelt abgeschnittene Gruppe Menschen um die nackte Existenz, wobei sie sich selbst das Leben schwer machen durch Gier, Eifersucht und Egoismus.

Serienstart fast zeitgleich mit den USA

Als Hoffnungsträger in dieser aussichtslosen Lage entpuppt sich Tom Mason. Der Bostoner Geschichtsprofessor, dessen Sohn in der Hand der Außerirdischen ist, wird dank seines militärhistorischen Wissens zu einer Leitfigur des Widerstands. Verkörpert wird er von dem 40-jährigen Noah Wyle, der seinen Durchbruch in einer anderen Serie aus dem Hause Spielberg feierte: "Emergency Room".

Der einstige Assistenzarzt reift hier zum charismatischen Führer mit Vollbart, mit dem sich die Zuschauer identifizieren. Ihm zur Seite steht eine Riege schauspielerischen Nachwuchses, die hofft, dass die Alien-Bedrohung noch viele Jahre dauern möge. Die Vorzeichen stehen nicht schlecht. Eine zweite Staffel ist bereits geordert, und das, obwohl die Serie in den USA erst am 19. Juni anläuft. Nur fünf Tage später bekommen die deutschen Pay-TV-Abonnenten die ersten zehn Folgen zu sehen. Eine logistische Herausforderung, schließlich müssen die Episoden synchronisiert werden. Doch der Konkurrenzdruck durch legale und illegale Streaming-Angebote im Internet ist mittlerweile so hoch, dass man den Hardcore-Serienfans neuen Stoff so schnell wie möglich anbieten muss - besonders, wenn man große Enthüllungen für den Verlauf der Staffel ankündigt und frühzeitigen Verrat vermeiden will.

Einige Überraschungen halten besonders die Außerirdischen parat, bei deren Design Steven Spielberg stark involviert war. Darin ist er schließlich Experte. Immerhin hält sich hartnäckig das Gerücht, US-Präsident Ronald Rea­gan habe Spielberg bei einer großen "E. T."-Vorführung im Weißen Haus ins Ohr geflüstert: "Es gibt in diesem Raum keine sechs Menschen, die wissen, wie nah dies an der Realität ist." Hoffen wir, dass zumindest "Falling Skies" Fantasie bleibt. 

Rüdiger Meyer