Felix Sturm hat in den letzten Monaten einiges umgekrempelt in seinem Leben. Das Training, die Ernährung, die Organisation seiner Firma. Nach zwei Niederlagen in Folge war es Zeit, die Reißleine zu ziehen. Geblieben ist sein Wunsch, auch während der Vorbereitung auf einen Kampf möglichst viel Zeit mit der Familie zu verbringen. Also wird sein Gym in der Kölner Südstadt für Sohn Mahir (4) und Ehefrau Jasmin schon mal zum Ersatzwohnzimmer.
Auch heute: Während Sturm senior auf dem Laufband schwitzt, zieht Coach Fritz Sdunek dem kleinen Mahir riesige Boxhandschuhe an. Nur wenig später landet die erste, noch etwas wackelige Links-rechts-Kombination in den Pratzen von Sdunek. Mama Jasmin filmt, der stolze Papa ruft: "Bravo!"
Die familiäre Atmosphäre ist die Ausnahme. Um 3 Uhr letzte Nacht war der Boxer ganz allein hier. Schattenboxen, etwas Krafttraining. "Konnte irgendwie nicht schlafen", sagt der 34-Jährige schulterzuckend. Schuld daran war nicht etwa die oft von Kritikern monierte Doppelbelastung als Boxer und Veranstalter; um den Schlaf bringen ihn die vielen Ideen, die durch seinen Kopf geistern, wenn er darüber nachdenkt, wie er am 7. Dezember in Stuttgart gegen den IBF-Champ Darren Barker (31) gewinnen kann.
Auch heute: Während Sturm senior auf dem Laufband schwitzt, zieht Coach Fritz Sdunek dem kleinen Mahir riesige Boxhandschuhe an. Nur wenig später landet die erste, noch etwas wackelige Links-rechts-Kombination in den Pratzen von Sdunek. Mama Jasmin filmt, der stolze Papa ruft: "Bravo!"
Die familiäre Atmosphäre ist die Ausnahme. Um 3 Uhr letzte Nacht war der Boxer ganz allein hier. Schattenboxen, etwas Krafttraining. "Konnte irgendwie nicht schlafen", sagt der 34-Jährige schulterzuckend. Schuld daran war nicht etwa die oft von Kritikern monierte Doppelbelastung als Boxer und Veranstalter; um den Schlaf bringen ihn die vielen Ideen, die durch seinen Kopf geistern, wenn er darüber nachdenkt, wie er am 7. Dezember in Stuttgart gegen den IBF-Champ Darren Barker (31) gewinnen kann.
"Es würde mich nur blockieren, wenn ich mir zu viele Gedanken über das Geschäftliche mache." Die Trennung von Promoter Klaus-Peter Kohl (Universum) im Jahr 2009 habe sich für ihn
finanziell aber bereits "mehr als ausgezahlt".
Seit damals ist der Mittelgewichtler sein eigener Herr. Aber eben keine One-Man-Show: "In der Spitze sind über 20 Leute dabei, um alles zu organisieren. Hallenmiete, Catering, die ganzen Einladungen, Flüge, Hotels - die To-do-Liste ist extrem lang." Sturm hat mittlerweile begriffen, dass er sich im Interesse aller aufs Kerngeschäft konzentrieren muss: das professionelle Boxen.
Routiniert bandagiert und tapt Sdunek die Hände seines Schützlings. Pratzentraining steht auf dem Trainingsplan. "Aus Niederlagen lernen, das ist das Entscheidende", sagt der erfahrene Weltmeistertrainer (u. a. Vitali Klitschko), und aus seinem Mund klingt das nicht mal abgedroschen. Dass Sturm gelernt hat, steht für ihn außer Frage.
Der überzeugende K.-o.-Sieg im Juli gegen Predrag Radosevic, die gute körperliche Verfassung (Sturm präsentierte sich bei unserem Besuch schon mit Kampfgewicht), der neue Erfolgshunger, mit dem der Ex-Champ sich auf den "Schlüsselkampf" gegen Barker vorbereitet: Die Karriere auf Messers Schneide, wandelt sich Sturm zum Musterschüler.
Und für den ist es folgerichtig nur ein Etappenziel, sich wieder einen WM-Gürtel zu erobern: "Es gibt vier Weltverbände. Wirklich spitze ist derjenige, der die Titel vereinigt." Sehr ambitioniert, wenn man bedenkt, dass nach einem Sieg am 7. Dezember zunächst mal ein Rückkampf in London winkt. Aber auszuschließen ist beim "neuen" Sturm wirklich nichts.
finanziell aber bereits "mehr als ausgezahlt".
Seit damals ist der Mittelgewichtler sein eigener Herr. Aber eben keine One-Man-Show: "In der Spitze sind über 20 Leute dabei, um alles zu organisieren. Hallenmiete, Catering, die ganzen Einladungen, Flüge, Hotels - die To-do-Liste ist extrem lang." Sturm hat mittlerweile begriffen, dass er sich im Interesse aller aufs Kerngeschäft konzentrieren muss: das professionelle Boxen.
Routiniert bandagiert und tapt Sdunek die Hände seines Schützlings. Pratzentraining steht auf dem Trainingsplan. "Aus Niederlagen lernen, das ist das Entscheidende", sagt der erfahrene Weltmeistertrainer (u. a. Vitali Klitschko), und aus seinem Mund klingt das nicht mal abgedroschen. Dass Sturm gelernt hat, steht für ihn außer Frage.
Der überzeugende K.-o.-Sieg im Juli gegen Predrag Radosevic, die gute körperliche Verfassung (Sturm präsentierte sich bei unserem Besuch schon mit Kampfgewicht), der neue Erfolgshunger, mit dem der Ex-Champ sich auf den "Schlüsselkampf" gegen Barker vorbereitet: Die Karriere auf Messers Schneide, wandelt sich Sturm zum Musterschüler.
Und für den ist es folgerichtig nur ein Etappenziel, sich wieder einen WM-Gürtel zu erobern: "Es gibt vier Weltverbände. Wirklich spitze ist derjenige, der die Titel vereinigt." Sehr ambitioniert, wenn man bedenkt, dass nach einem Sieg am 7. Dezember zunächst mal ein Rückkampf in London winkt. Aber auszuschließen ist beim "neuen" Sturm wirklich nichts.
Felix Sturm Interview
TV SPIELFILM: Ihr Sohn Mahir ist gerade vier Jahre alt geworden - was sagen Sie ihm, wenn er auch mal Boxer werden will?
Felix Sturm: Ich hoffe stark, dass er das nicht will. Ich weiß, wie hart der Sport ist, wie sehr es weh tut, sich durchzubeißen - und wie ungerecht es im Boxen zugehen kann, wie nervenaufreibend. Aber er ist oft hier bei mir im Gym, es macht ihm Spaß. Am Ende des Tages wird es seine Entscheidung sein. Ich wollte auch unbedingt boxen, und meine Mutter war dagegen. Irgendwann hat sie mich trotzdem unterstützt, weil sie gemerkt hat, dass ich es mit aller Macht wollte.
TV SPIELFILM: Wie ist das Gefühl, neben der sportlichen auch die finanzielle Verantwortung zu tragen?
Felix Sturm: Mir war von Anfang an klar, dass mehr Arbeit auf mich zukommt. Aber ich habe keine unruhigen Nächte oder unbezahlte Rechnungen, alles läuft bestens. Natürlich haben wir Ausgaben. Auch hohe Ausgaben. Aber viel wichtiger ist, was rein kommt und dass man am Ende im Plus ist.
TV SPIELFILM: Den Vereinigungskampf gegen Daniel Geale haben Sie bestritten, obwohl Sie nach einem Infekt noch geschwächt waren - sicher auch eine Ursache für die Niederlage. Wollten Sie "Ihre" Veranstaltung retten?
Felix Sturm: Zwei Wochen vor dem Kampf habe ich einen Infekt bekommen. Aber ich wollte diesen Kampf unbedingt. Damals habe ich mir zu viele Gedanken gemacht, was andere sagen würden, wenn ich ihn absage. Wie die wieder lästern werden.
Aber ich habe daraus gelernt: Wenn ich das nächste Mal merke, ich bin nicht zu 100 Prozent fit, sondern nur zu 90 oder 95 Prozent, dann verschiebe ich den Kampf. Das wäre kein Beinbruch, das ist mir bewusst geworden. Der Vereinigungskampf gegen Geale war nun mal mein ganz großer Traum.
Schade, dass er geplatzt ist. Andererseits wäre ich ohne diese Erfahrung heute nicht so motiviert wie ich es bin, würde nicht so denken, wie ich denke, und ich würde nicht leben, wie ich lebe. Eigentlich muss ich fast dankbar sein für die Entwicklung, auch wenn es natürlich schade ist, im Kampfrekord eine Niederlage mehr zu haben.
TV SPIELFILM: In einem Interview haben Sie mal gesagt, Sie seien bei weitem noch nicht da, wo Sie hin möchten. Wohin wollen Sie denn noch?
Felix Sturm: Bis an die Spitze.
TV SPIELFILM: "Bis an die Spitze" kann für Sie aber eigentlich nicht bedeuten, wieder Weltmeister zu werden. Das waren Sie ja schon drei Mal...
Felix Sturm: Es gibt vier Weltverbände. Und an der Spitze ist derjenige, der alle Titel vereinigt. Für mich persönlich bedeutet Spitze vielleicht auch, einen Kampf zu bestreiten, den ich als perfekt ansehe. Ich habe schon Spitzenkämpfe abgeliefert, aber es gab noch keinen Kampf, wo ich gesagt habe: Ich war boxerisch an meinem Maximum.
TV SPIELFILM: Der Fight gegen Darren Barker ist im Erfolgsfall für Sie erst die halbe Miete: Hätten Sie die Rückkampfklausel gerne vermieden?
Felix Sturm: Für mich ist das alles kein Problem. Wir hatten zwei interessante Pressekonferenzen, eine in Stuttgart, eine in Lodon. Barker hat mir eine hundertprozentige Garantie gegeben, dass er mich schlagen wird. Wenn man sich hundertprozentig sicher ist, fest daran glaubt, dass man siegt: Wofür dann diese Rückkampfklausel? Aber wenn Barker den Rückkampf braucht, bitte. Ich freue mich auf London.
Frank Steinberg
Felix Sturm vs. Darren Barker
SA, 7.12., Sat.1, 23:00 Uhr
Felix Sturm: Ich hoffe stark, dass er das nicht will. Ich weiß, wie hart der Sport ist, wie sehr es weh tut, sich durchzubeißen - und wie ungerecht es im Boxen zugehen kann, wie nervenaufreibend. Aber er ist oft hier bei mir im Gym, es macht ihm Spaß. Am Ende des Tages wird es seine Entscheidung sein. Ich wollte auch unbedingt boxen, und meine Mutter war dagegen. Irgendwann hat sie mich trotzdem unterstützt, weil sie gemerkt hat, dass ich es mit aller Macht wollte.
TV SPIELFILM: Wie ist das Gefühl, neben der sportlichen auch die finanzielle Verantwortung zu tragen?
Felix Sturm: Mir war von Anfang an klar, dass mehr Arbeit auf mich zukommt. Aber ich habe keine unruhigen Nächte oder unbezahlte Rechnungen, alles läuft bestens. Natürlich haben wir Ausgaben. Auch hohe Ausgaben. Aber viel wichtiger ist, was rein kommt und dass man am Ende im Plus ist.
TV SPIELFILM: Den Vereinigungskampf gegen Daniel Geale haben Sie bestritten, obwohl Sie nach einem Infekt noch geschwächt waren - sicher auch eine Ursache für die Niederlage. Wollten Sie "Ihre" Veranstaltung retten?
Felix Sturm: Zwei Wochen vor dem Kampf habe ich einen Infekt bekommen. Aber ich wollte diesen Kampf unbedingt. Damals habe ich mir zu viele Gedanken gemacht, was andere sagen würden, wenn ich ihn absage. Wie die wieder lästern werden.
Aber ich habe daraus gelernt: Wenn ich das nächste Mal merke, ich bin nicht zu 100 Prozent fit, sondern nur zu 90 oder 95 Prozent, dann verschiebe ich den Kampf. Das wäre kein Beinbruch, das ist mir bewusst geworden. Der Vereinigungskampf gegen Geale war nun mal mein ganz großer Traum.
Schade, dass er geplatzt ist. Andererseits wäre ich ohne diese Erfahrung heute nicht so motiviert wie ich es bin, würde nicht so denken, wie ich denke, und ich würde nicht leben, wie ich lebe. Eigentlich muss ich fast dankbar sein für die Entwicklung, auch wenn es natürlich schade ist, im Kampfrekord eine Niederlage mehr zu haben.
TV SPIELFILM: In einem Interview haben Sie mal gesagt, Sie seien bei weitem noch nicht da, wo Sie hin möchten. Wohin wollen Sie denn noch?
Felix Sturm: Bis an die Spitze.
TV SPIELFILM: "Bis an die Spitze" kann für Sie aber eigentlich nicht bedeuten, wieder Weltmeister zu werden. Das waren Sie ja schon drei Mal...
Felix Sturm: Es gibt vier Weltverbände. Und an der Spitze ist derjenige, der alle Titel vereinigt. Für mich persönlich bedeutet Spitze vielleicht auch, einen Kampf zu bestreiten, den ich als perfekt ansehe. Ich habe schon Spitzenkämpfe abgeliefert, aber es gab noch keinen Kampf, wo ich gesagt habe: Ich war boxerisch an meinem Maximum.
TV SPIELFILM: Der Fight gegen Darren Barker ist im Erfolgsfall für Sie erst die halbe Miete: Hätten Sie die Rückkampfklausel gerne vermieden?
Felix Sturm: Für mich ist das alles kein Problem. Wir hatten zwei interessante Pressekonferenzen, eine in Stuttgart, eine in Lodon. Barker hat mir eine hundertprozentige Garantie gegeben, dass er mich schlagen wird. Wenn man sich hundertprozentig sicher ist, fest daran glaubt, dass man siegt: Wofür dann diese Rückkampfklausel? Aber wenn Barker den Rückkampf braucht, bitte. Ich freue mich auf London.
Frank Steinberg
Felix Sturm vs. Darren Barker
SA, 7.12., Sat.1, 23:00 Uhr