Jon Hamm kann es nicht glauben. "Ist die Schlange hier etwa für mich?", ruft der Schauspieler einer Reihe von Journalisten zu, die in London Cast und Crew der Amazon-Prime- Fantasyserie "Good Omens" zum Gespräch erwarten. Hamm ist Teil der Besetzung und spielt in der sechsteiligen Fabel, in der Antichrist und Gott höchstselbst zur endzeitlichen Entscheidungsschlacht laden, Erzengel ­Gabriel.

Im Mittelpunkt der Buchadaption von Neil Gaiman und Terry Pratchett stehen aber der Dämon Crowley (David Tennant) und Engel Aziraphale (Michael Sheen), die das Armageddon verhindern wollen, um auch weiterhin in ihren liebsten Erdenrestaurants speisen zu können.

Dass Gaiman, der als Show­runner fungiert, seinen 1990 ­veröffentlichten Kultroman tatsächlich noch in eine visuelle Form gießen konnte, gleicht einem Wunder. Jahrelang versuchten der 58-Jährige und sein Co-Autor Pratchett, den Stoff in der Filmwelt unterzubringen. Ohne Erfolg. Zu verrückt, hieß es. Eine geplante Adaption unter der Regie von Terry Gilliam scheiterte. Aber Gaiman wollte nicht aufgeben. Er konnte gar nicht: "Terry wollte das Buch ­unbedingt noch vor seinem Tod (er starb 2015 mit 66 nach langer Krankheit) adaptieren. Das Anliegen wurde so für mich zu seinem letzten Wunsch." Achtzehn Monate tüftelte Gaiman an den sechs Drehbüchern. Weniger sarkastisch und blasphemisch als die Vorlage sollte die Serie nicht werden: "Es könnte gut sein, dass Leute sie sehen und ihr Fernsehgerät verbrennen möchten." Mit der BBC fand er einen Produzenten, der das CGI-lastige Projekt jedoch nicht ­allein stemmen kann. Amazon sollte als Partner ins Boot. Der Internet-Gignat lehnte eine Kooperation aber ab und wollte die Show in Eigenregie umsetzen.

Als Darsteller rekrutierten ­Gaiman und Regisseur Douglas Mackinnon Mimen, die Fans der Vorlage waren und den Kult verstehen. "Du erfüllst den Traum von jemandem und willst nicht derjenige sein, der das Schiff zum Sinken bringt", sagt Erzengel Hamm. Neben ihm sind unter anderem Benedict Cumberbatch als Satan und Frances McDormand als Gott dabei. Selbstzweifel musste das Hauptdarsteller­gespann Tennant und Sheen aus dem Weg räumen. "Ich bin Fan des Buchs. Aber wenn ich als Schauspieler ein Projekt liebe und merke, dass ich nicht in die Rolle passe, dann ist das ein Problem", sagt Sheen. Tennert ergänzt: "Du fühlst eine Verantwortung gegenüber dem Werk und dem verstorbenen Macher."

Würde ihre Chemie stimmen? Das bereitete den Schauspielern vor Drehbeginn Kopfzerbrechen, denn trotz eines gemeinsamen Films teilte sich das Duo noch keine Szene. In der Serie hängen Dämon und Engel jedoch schon seit Jahrtausenden miteinander ab. "Du denkst dir, das könnte eine Katastrophe werden", befürchtete Sheen. Man habe aber dann noch den Rhythmus ge­funden. Gott sei Dank, denn am Ende soll es sich ja gelohnt haben, dass Gaiman für "Good Omens" Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt hat.