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EM war gestern ...

... ein Triumph der Geh-Heim-Favoriten

... ein Triumph der Geh-Heim-Favoriten

Ungarn und Island kommen weiter, Nordirland jubelt auf dem Sofa.

Frank "Buschi" Buschmann kündete in Sat.1 eine "Do or Die"-Partie zwischen Island und Österreich an und Olli Kahn fand im ZDF nach dem 3:3 zwischen Portugal und Ungarn nicht nur Ronaldos Hackentreffer "geil und genial": Die beiden 18-Uhr-Spiele konnten manchem in der Vorrunde unterversorgten Fußballromantiker den Glauben an das Spiel zurückgeben. Vor allem zwischen den verzweifelten Portugiesen und den renitenten Ungarn wogte das Spiel dramatisch und vogelwild hin und her. Zum Vergleich: In den beiden gestrigen 18 Uhr-Spielen fielen mit 9 Treffern mehr Tore als in der gesamten Vorrunde der deutschen Gruppe (7).

Wer nun gehofft hat, dass jetzt die Dämme gebrochen sind, wurde von den Abendspielen mit zwei glanzlosen 1:0-Siegen auf den Boden der Tatsachen geholt. Diese EM gehört der Taktik und der Defensive - und das muss man auch mal anerkennen. Immer wird das Unvermögen der Stürmer gegeißelt und nur selten die Leistung der Abwehrspieler honoriert. Das Taktieren der Trainer und das Vertrauen in die Defensive ist - gerade für nicht-regelmäßige Fußballgucker - nicht besonders attraktiv, aber legitim bei einem Turnier, bei dem schon ein dritter Platz mit drei Punkten für ein Weiterkommen reichen kann.

So konnten sich die Nordiren auf dem Sofa im Mannschaftshotel trotz der hochverdienten Niederlage gegen Deutschland über das Achtelfinale freuen - und konnten sich bei MüllerÖzilGomezGötze bedanken. Die freigiebige Chancenverballerei der deutschen Offensive ermöglichte den Briten erst das Weiterkommen durch das bessere Torverhältnis.

Der Modus, der den vier besten Gruppen-Dritten das Achtelfinale garantiert, war im Vorfeld umstritten, da eine Abwertung des Turniers befürchtet wurde. Jetzt zeigt sich, dass ehemalige Geh-Heim-Favoriten wie Ungarn, Island und Wales das Geschenk der UEFA gar nicht nötig hatten und aus eigener Kraft zu Geheimfavoriten wurden.

Sebastian Milpetz