Romanzen gibt es wie Sand am Meer, doch nur wenige davon sind wirklich sehenswert. Zu oft versinken die Spielfilme in Kitsch und Klischee, lassen schauspielerisches Talent vermissen, oder scheitern beim Versuch den Zuschauer von der gegenseitigen Anziehung der Figuren zu überzeugen. Aber was macht eine gelungene Leinwand-Liaison eigentlich aus? Wir erläutern anhand einiger bekannter Beispiele...
Kameraführung: Scarlett Johansson & Jonathan Rhys Meyers in "Match Point"
Wer hätte gedacht, dass eine Partie Tischtennis so sexy sein kann? Der ganze Raum scheint in Flammen zu stehen, als Tennislehrer Chris der Verlobten seines besten Kunden begegnet. Die Kamera bleibt ganz nah dran, als Jonathan Rhys Meyers und Scarlett Johansson schamlos miteinander zu flirten beginnen, lenkt den Blick auf Scarletts volle Lippen, auf Jonathans stahlblaue Augen und seine Hand auf ihrer Hüfte - ein einziges Feuerwerk der Sinnlichkeit. Mehr noch: Der Zuschauer kann sich durch den Perspektivwechsel sowohl in die Rolle des Begehrten als auch des Begehrenden versetzen und nimmt somit mehr Anteil an der Romanze der beiden.
Beziehung der Darsteller: Emma Stone & Andrew Garfield in "The Amazing Spider-Man"
Sie kichern, werden rot, ringen um Worte - für den Zuschauer ist klar: Romantik liegt in der Luft zwischen Gwen Stacy und Peter Parker, alias Spider-Man. Über die Qualität der Filme kann man sich streiten, doch was diese Adaption besonders macht, ist die offensichtliche Verliebtheit der beiden Hauptdarsteller, Emma Stone und Andrew Garfield, die während des Drehs privat ein Paar wurden. Siehe auch: Rachel McAdams & Ryan Gosling in "Wie ein einziger Tag".
Spritzige Dialoge: Carrie Fisher & Harrison Ford in "Krieg der Sterne"
Vorsicht, gleich knallt's: Prinzessin Leia und Han Solo sind in der Tat eine explosive Paarung, nicht zuletzt aufgrund ihrer zahlreichen hitzigen Wortwechsel, die in ihrer Bissigkeit und ihrem Tempo ein bisschen an Jane Austens "Stolz und Vorurteil" erinnern. Mit ihrer Sturheit und Arroganz treiben sich die beiden Rebellen gegenseitig fast in den Wahnsinn, doch wie sagte man schon im Kindergarten so schön: Was sich liebt, das neckt sich. Siehe auch: Eva Green & Daniel Craig in "Casino Royale".
Hingabe beim Spiel: Felicity Jones & Anton Yelchin in "Like Crazy"
Britin Anna verliebt sich während ihres Auslandsstudiums in ihren amerikanischen Kommilitonen Jacob. Nach Ablaufen ihres Visums, bricht das volle Gewicht des Fernbeziehungsschmerzes über das junge Paar herein. Felicity Jones und Anton Yelchin geben sich dem emotionalen Chaos ihrer Figuren ganz hin. Man liest die Sehnsucht nach dem tausende Kilometer entfernten Geliebten in ihren Augen, ihrem permanent niedergeschlagenen Gesichtsausdruck, in ihrer geknickten Körperhaltung - und leidet beim Zuschauen ebenfalls Höllenqualen. Siehe auch: Channing Tatum & Amanda Seyfried in "Das Leuchten der Stille".
Feinfühliges Drehbuch: Keira Knightley & James McAvoy in "Abbitte"
Tragische Liebe: Kaum sind sich die Jugendfreunde Celia und Robbie ihrer romantischen Gefühle im Klaren zerstört eine Intrige das junge Glück. In jedem Moment, der den beiden fortan noch vergönnt ist, sind die Sehnsucht und Verzweiflung der beiden spürbar, jede noch so kleine Berührung bedeutet die Welt. Neben der herausragenden schauspielerischen Leistung der beiden Darsteller, ist die Wirkungskraft der Beziehung vor allem auf das Oscar-nominierte Drehbuch nach dem Roman von Ian McEwan zurückzuführen. Siehe auch: Robert Pattinson & Emilie de Ravin in "Remember Me".
Autorin: Anna Rinderspacher