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Chris Pratt im Interview

Auf Du und Du mit dem Dino

Neue Viecher, neue Gefahr, neue Action: Chris Pratt ist der neue Held in "Jurassic World" (in 3D, ab 11.6.2015), produziert von Dino-Urvater Steven Spielberg

Mad Max, "Star Wars", Terminator, Bond - 2015 ist definitiv das Jahr der Rückkehrer. Auch die Dinos aus dem Jurassic Park sind zurück, 22 Jahre nach dem ersten, 14 Jahre nach dem letzten Teil. Von den Stars der Vorgängerfilme ist niemand mehr dabei, in "Jurassic World" gibt Hollywoods "Star der Stunde" jetzt den Helden: Chris Pratt, die Entdeckung aus "Guardians of the Galaxy" und bald vielleicht sogar der neue Indiana Jones.

Pratt ist Owen Grady, eine Art Dinoflüsterer, der zum legendären Vergnügungspark auf der Isla Nublar stößt, westlich von Costa Rica. Hier will Managerin Claire Dearing (Bryce Dallas Howard) - die Geschäfte laufen nicht mehr so gut - unbedingt den Wünschen der Geschäftsleitung nach größeren Attraktionen nachkommen: "Sie glauben, Genmanipulation erhöht den Wow-Faktor." Grady ist nicht überzeugt: "Sie haben einfach einen neuen Dinosaurier erschaffen? Keine gute Idee."

Produziert von Dino-Urvater Steven Spielberg und inszeniert von Colin Trevorrow, ist der Film der erste der "Juras­sic"-Reihe, der keine animatronischen Dinos, sondern CGI-Animation nutzt. Hauptdarsteller Chris Pratt, Jahrgang 1979, stand freimütig Rede und Antwort:
Hatten Sie als Kind auch Dinos als Spielzeug?

CHRIS PRATT
Ja, wie alle Kinder war ich fasziniert von Dinosauriern, angeregt von dem, was ich in der Schule darüber gelernt habe, oder von so etwas wie einem Ausflug zum Naturkundemuseum in Seattle. Und das geht ja nicht nur Kindern so, uns Erwachsenen ebenso, immer noch. Man kann sich kaum vorstellen, dass diese sieben Stockwerke hohen Gestalten tatsächlich auf der Erde herumgelaufen sind. Das lässt deine Vorstellungskraft wirklich explodieren. Dinos sind so angsteinflößend wie mysteriös.

Wie war das am Set, man konnte ja sicher keine echten Dinos auftreiben?

CHRIS PRATT
(lacht) Nein, und Tatsache ist: CGI-Versionen, also am Computer generierte Bilder von Dinosaurieren haben inzwischen die animatronischen Modelle, die noch in den anderen Filmen benutzt wurden, überflüssig gemacht. Das liegt einfach daran, dass die CGI-Dinosaurier so verdammt gut aussehen, das ist wirklich unglaublich.

Macht das nicht die Arbeit des Schauspielers umso schwieriger, mit etwas zu arbeiten...

CHRIS PRATT
...das gar nicht da ist, ja, absolut. Manchmal gab man mir Lichtsignale, damit ich weiß, wohin ich schauen muss. In einer Szene mit mehreren Raptoren waren um mich herum lauter Menschen mit Raptorenköpfen, als visuelle Referenz. Der ganze Rest passiert in der Postproduktion. Eigentlich ist das vor allem eine Frage des Vertrauens.

Inwiefern?

CHRIS PRATT
Nun, man muss einfach dem Team vertrauen und verstehen, dass sie es sind, die aus deiner Performance, den visuellen Effekten, dem Licht, der Musik erst den Film formen. Es ist echte Kollaboration, der Schauspieler hat seinen Anteil, aber was danach kommt, ist die eigentliche Schwerstarbeit. Da hältst du dich lieber raus.
Wissen Sie noch, wo Sie den ersten "Jurassic Park" gesehen haben?

CHRIS PRATT
Das war in Marysville, Washington, in einem kleinen Kino. Meine Eltern und Freunde meiner Eltern hatten so eine Art Date arrangiert, für mich und die Tochter der Freunde. Ich war dreizehn und sie elf oder zwölf Jahre alt. Die Herrschaften saßen in der Reihe hinter uns, es war sehr seltsam, sie wollten wohl wirklich, dass wir später heirateten, wirklich sehr seltsam. Aber das war alles vergessen in dem Moment, als der Film anfing.

Und wo setzt nun der neue Film an?

CHRIS PRATT
Er ist sehr auf unsere Zeit bezogen. In den 22 Jahren seit dem ersten Film hat sich die Gesellschaft verändert, die Technologie, die Wissenschaft. Alleine die Veränderungen durch das Internet. Wir sind an einem Punkt, wo wir alle etwas abgestumpft sind.

In "Jurassic World" ist der Vergnügungspark auf Isla Nublar eine seit zehn Jahren funktionierende Unterhaltungsmaschine, inzwischen sind die Leute fast gelangweilt von Dinosauriern. Die Kinder sitzen vor einem Gehege, in dem echte Dinos rumlaufen, und sie sagen: "Oh, ein Dinosaurier... okay, cool" - und beschäftigen sich wieder mit ihren Smartphones.

Kann man was von Dinosauriern lernen?

CHRIS PRATT
Pfuscht nicht mit der Natur herum! Tiere sind Tiere. Ich habe viel gelernt von den Menschen, die im wahren Leben Tiere trainieren.
Können Sie auch über dieses andere Hollywoodmonster sprechen: Steven Spielberg?

CHRIS PRATT
(ungläubig) Sie wollen im Ernst, dass ich Steven Spielberg ein Monster nenne? (lacht)

Wie viel Einfluss hat er genommen, als Produzent? Gibt es eine Art Spielberg-Signatur?

CHRIS PRATT
Er ist der Master of Suspense. Es heißt immer, "Der weiße Hai" war der erste Blockbuster, aber das war kein Monsterfilm. Man sah den Hai ja kaum. Und wenn, dann ist das auch Spielbergs Signatur in diesem Film. Denn es gibt zwar ziemlich verrückte Action, aber das baut sich ganz langsam auf. Die Spannung ist fast unerträglich, wie beim Tantra-Sex: Wenn's abgeht, dann in einem multiplen Action-Orgasmus von 45 Minuten!

Scott Orlin