Ein dialogfokussiertes, preisgekröntes Gerichtsdrama von Regisseurin Alice Diop („Wir“), basierend auf einem wahren Fall.
Anklage: Die junge Laurence Coly soll ihr gerade 15 Monate altes Baby ins Meer gelegt haben. Dort ertrank es dann. Warum tötete sie ihr eigenes Kind? Diese Frage stellt sich auch die selbst schwangere Schriftstellerin Rama. Sie fährt in die französische Stadt Saint Omer, in der der Prozess stattfindet, und folgt der nun im Mittelpunkt stehenden Gerichtsverhandlung...
...welche so nüchtern wie möglich präsentiert wird. Die Geschichte basiert auf dem wahren Fall der Fabienne Kabou, einer senegalesischen Philosophiestudentin, die nach Frankreich kam und von einem älteren, weißen Mann schwanger wurde, dies aber bis zum Mord des Babys verbarg. Ein ernsthaftes Thema also, dem der Film durch seine zurückgenommene, zu keinem Zeitpunkt effekthascherische Präsentation Rechnung trägt. Dabei verlässt sich der Film vollständig auf seine Dialoge.
Wer allerdings auf eine klassische Aufarbeitung im Stil eines Krimis wartet, wird eher enttäuscht. Schon die ersten Sätze der Angeklagten zeigen die Richtung, die der Film einnehmen möchte. Zwar gibt sie ihr Handeln zu, ist aber unsicher, verantwortlich zu sein. Inwiefern diese Unsicherheit berechtigt oder unberechtigt ist, möchte der Film näher beleuchten. Ob dabei eine für den Zuschauer „befriedigende“ Auflösung herauskommt, mag jeder für sich selbst entscheiden. Interessant ist es aber durchweg.
Info:
- Genre:
- Drama
- Originaltitel:
- Saint Omer
- Land:
- F
- Jahr:
- 2022
- Länge:
- 116/115 Min.
- Wiederh.:
- Wh. am 17.10. 01:15 Uhr
- FSK:
- 12 Jahre
Cast & Crew:
- Rama
- Kayije Kagame
- Laurence Coly
- Guslagie Malanda
- Richterin
- Valérie Dreville
- Frau Vaudenay
- Aurelia Petit
- Luc Dumontet
- Xavier Maly
- Staatsanwalt
- Robert Cantarella
- Produzent:
- Christophe Barral, Toufik Ayadi
- Drehbuch:
- Alice Diop, Amrita David, Marie NDiaye
- Regie:
- Alice Diop