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Tár

Originaltitel: TárUS | 2023 | FSK: 12
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Bewertung der Redaktion:

  • Humor
  • Anspruch
  • Action
  • Spannung
  • Erotik
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MeToo-Drama als Psychohorror. Großes Kino in außergewöhnlichem Milieu. Die Oscars stehen bereit …

IMDb-Bewertung: 7,4 von 10

In einer Mischung aus Workplace-Drama und Psychothriller erzählt Regisseur Todd Field („In the Bed­room“) eine ungewöhnliche MeToo-­Geschichte und zeichnet ein geradezu unheimliches Bild der Klassikmusikwelt – mit einer brillanten Cate Blanchett („Carol“) in der Hauptrolle

Schon der Anfang des Films ist rätselhaft: Die Leinwand bleibt eine gefühlte Ewigkeit schwarz, man hört Geräusche, Stimmen, schließlich seltsam atonalen A-cappella­Gesang. Dann läuft ein Teil des Abspanns über die Leinwand. Die folgenden zweieinhalb Stunden aber nehmen einen mit auf eine atemlos beklemmende, faszinierende Reise in die Welt klassischer Musik, unterschwelliger Machtkämpfe und der komplexen Architektur einer gestörten Persönlichkeit.
Lydia Tár (Cate Blanchett) ist die erste weibliche Dirigentin eines großen Symphonieorchesters, sie gehört zu den wenigen „EGOT“, das heißt, sie hat einen Emmy, ­einen Grammy, einen Oscar und einen Tony Award gewonnen. Und sie steht vor großen Aufgaben: Mit dem Orchester nimmt sie Mahlers fünfte Symphonie auf und führt damit das Werk ihres großen Vorbilds Leonard Bernstein fort. In New York ist zudem eine Präsentation ihrer mit Spannung erwarteten Autobiografie „Tár on Tár“ geplant. Sie ist on top of the world, eine besessene Egomanin, die kein Detail dem Zufall überlässt und sich fürs Platten­cover Hemden im Stil der großen Dirigenten schneidern lässt.
Auch privat läuft es gut. Mit Freundin Sharon (Nina Hoss), die zugleich ihre Konzertmeisterin ist, zieht sie in Berlin Adoptivtochter Petra groß. Doch dann tauchen plötzlich Hinweise im Zusammenhang mit dem Suizid einer jungen Stipendiatin von Társ Stiftung auf. SMS-Nachrichten deuten an, dass beide ein Verhältnis hatten. Tár versucht sich zu rechtfertigen, doch ihr wenig sensibler ­Umgang mit Assistentin Francesca (Noémie Merlant) und eine Affäre mit der jungen Cellistin Olga (Sophie Kauer) machen alles nur schlimmer. Ihr Mentor Anris Davis (Julian Glover) weiß: „Beschuldigt ist schon schuldig.“ Dann hört Tár nachts Geräusche. Oder bildet sie sich das nur ein?
Es ist schlicht meisterlich, wie Todd Field, ursprünglich Schauspieler („Eyes Wide Shut“), diese Geschichte eines Absturzes ­erzählt, die vom Machtmissbrauchsdrama zum Psychothriller wird. „Tár“ ist nach „In the Bedroom“ (2001) und „Little Children“ (2006) erst Fields dritte Regie­arbeit – nach eigenem Drehbuch, das er Cate Blanchett („Blue Jasmine“) auf den Leib geschrieben hat. Die Figur der Lydia Tár ist so exzellent gezeichnet, dass man sich fragt, ob sie nicht doch echt ist. Zumal reale Personen wie Filmkomponistin Hildur Guðnadóttir („Joker“) indirekt auftauchen, von der auch die Musik für „Tár“ stammt. Blanchett gibt hier die ­Performance ihres Lebens und verleiht selbst einer so unsympathischen Protagonistin wie Lydia Tár menschliche Tiefe.

Cast und Crew von "Tár"

Cast

Lydia Tár
Cate Blanchett
Sharon Goodnow
Nina Hoss
Francesca Lentini
Noémie Merlant
Eliot Kaplan
Mark Strong
Olga Metkina
Sophie Kauer
Krista Taylor
Sylvia Flote
Whitney Reese
Sydney Lemmon
Andris Davis
Julian Glover

Crew

Regie:
Todd Field

Ausstrahlungstermine von "Tár" im TV

  • Fr 05.04. 12:00 - 14:40 Tár

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