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Babylon – Rausch der Ekstase

Bild Babylon – Rausch der Ekstase
Originaltitel: BabylonUS | 2022 | 189 Min.
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Bewertung der Redaktion:

  • Humor
  • Anspruch
  • Action
  • Spannung
  • Erotik
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Rauschhaft und ernüchternd: krasse Hommage an die Geburt des modernen Kinos

IMDb-Bewertung: 7,1 von 10

Mit Starpower zelebriert und entzaubert Damien Chazelle („La La Land“) die Wurzeln Hollywoods.

Knapp sechs Jahre ist es her, dass der damals 32-jährige Damien Chazelle als jüngster Filmemacher der Academy-Geschichte den Oscar für die Beste Regie verliehen bekam. Sein Filmmusical „La La Land“ wurde als Renaissance einer verloren geglaubten Kinopoesie und als doppelte Liebeserklärung gefeiert: an die große Zeit der Musikfilme der 1930er-Jahre und an die Stadt Los Angeles als ein magischer Ort, an dem Träume wahr werden können. Im Vergleich dazu wirkt „Babylon“ fast wie ein Gegenpol.

Mit bombastischem Aufwand hat Kinonostalgiker Chazelle einen Film auf der Grenze zwischen Farce und Sittengemälde über Hollywoods Anfänge gedreht, der sich regelrecht in die Netzhaut brennt.

Im Zentrum steht der mexikanische Einwanderer Manny Torres (Diego Calva), der 1927 davon träumt, „Teil von etwas Größerem“ zu sein, das „ewig währt und bedeutsam ist“. Als Mädchen für alles lernt er auf einer orgiastischen Drogenparty in den Hollywood Hills zwei Menschen kennen, die sein Leben nachhaltig bestimmen werden: die unbekannte, aber von ihrem Starpotenzial überzeugte Schauspielerin Nellie LaRoy (naturgewaltig: Margot Robbie) und die lebende US-Stummfilm-Legende Jack Conrad (selbstironisch: Brad Pitt).

Dass ihn der trinkfeste Superstar nach durchzechter Nacht zum persönlichen Assistenten macht, verschafft Manny den ersehnten Zugang zur Traumfabrik, wo er als pragmatischer Problemlöser Karriere macht. Gleiches gilt für Nellie LaRoy, die als Notbesetzung einspringt und mit ihrem expressiven Talent als „The Wild Child“ in die Hollywood-Annalen eingeht.
Drei Jahre später hat die Einführung des Tonfilms den gemeinsamen Tanz auf dem Vulkan zum Erliegen gebracht. Jack Conrad muss feststellen, dass der sich stetig weiterentwickelnde Kinobetrieb größer ist als sein vergänglicher Ruhm. Und Manny, der durch die Entdeckung des gefeierten Jazztrompeters Sidney Palmer (Jovan Adepo) zum Studioleiter aufgestiegen ist, versucht vergeblich, aus der skandalösen Nellie einen stromlinienförmigen Star für Investoren zu machen.

Vom Ekelauftakt mit Elefantenkotfontäne bis zum diabolischen Auftritt von Tobey Maguire als Hollywoods Gangsterkönig lässt Chazelle mit Schmackes dekadente Abgründe auf die Glitzerwelt des schönen Scheins prallen. Stärker als diese zuweilen aufgesetzt wirkenden Schockmomente wirken allerdings die Szenen, in denen er sich die Zeit nimmt, die Magie des Filmemachens zu inszenieren. Im Kontrast zwischen Stumm- und Tonfilm-Set macht Chazelle nämlich deutlich, wie die strikten Aufnahmebedingungen der neuen Technik die expressive Impulsivität des Vorgängermediums zunichtemachten.

In diesem filmhistorischen Kontext ist auch der 1952 spielende Epilog zu sehen, in dem Manny Torres im Kino sitzt. Vor seinen Augen brennt ein experimentelles Kopfkino-Feuerwerk ab, das ihn im Rückblick erkennen lässt, dass er tatsächlich Teil von etwas Größerem war. Und damit entpuppt sich „Babylon“ letztendlich auch als Liebeserklärung: an all die Menschen, die uns mit ihrem unermüdlichen Einsatz das Träumen im Kino überhaupt erst ermöglichen.

Cast und Crew von "Babylon – Rausch der Ekstase"

Cast

Jack Conrad
Brad Pitt
Elinor St. John
Jean Smart
Manny Torres
Diego Calva
Nellie LaRoy
Margot Robbie
James McKay
Tobey Maguire
George Munn
Lukas Haas
Irving Thalberg
Max Minghella
Robert Roy
Eric Roberts
Ina Conrad
Olivia Wilde

Crew

Regie:
Damien Chazelle

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